Essen. . Stadt Essen will Perspektiven seiner Weiterbildungskollegs „ergebnisoffen prüfen“. Ruhr-Kolleg und Abendrealschule Eiberg haben sinkende Zahlen.
Die traditionsreiche Weiterbildungs-Einrichtung der Stadt Essen, das Ruhr-Kolleg in Huttrop, steht nach 60 Jahren Tradition vor einer ungewissen Zukunft. Die Verwaltung will die Perspektiven der Schule „ergebnisoffen prüfen“, heißt es in einer Vorlage, mit der sich in der kommenden Woche der Schulausschuss befassen wird.
Stadt glaubt nicht an Aufschwung bei Schülerzahlen
Gleiches gilt auch für die Abendrealschule Eiberg, an der junge Erwachsene den mittleren Schulabschluss nachholen können. Das Ruhr-Kolleg bietet dagegen das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg an. Beide Häuser leiden erheblich unter schwindenden Schülerzahlen. Die Statistik wird derzeit nur durch Flüchtlinge aufgefangen, die in beiden Häusern so genannte Vorkurse absolvieren. „Es ist nicht davon auszugehen“, teilt die Stadt mit, „dass trotz guter Werbung in den letzten Jahren nun noch eine überraschende Steigerung der Schülerzahlen eintreten wird.“
Die Zahl der Schüler am Ruhr-Kolleg, die dort ihr Abitur nachmachen, sank von 351 im Jahr 2011/12 auf 163 im laufenden Schuljahr. Hinzu kommen mittlerweile 121 Kandidaten in Vorkursen. Doch Flüchtlinge würden nur selten nach den Vorkursen das reguläre Angebot nutzen. An der Abendrealschule sank die Zahl regulärer Schüler in sieben Jahren von 408 auf 271. Das führt zu kleinen Kursen, die zwar intensives Lernen ermöglichten, aber extrem viele Lehrer bindeten und somit den Pädagogen-Mangel verschärften. „Eine verantwortbare Unterrichtsorganisation“, so die Schulverwaltung in ihrer Vorlage, sei am Ruhr-Kolleg „kaum noch zu realisieren.“
Schulleiter: Wir erfüllen Mindest-Vorgaben
Am Ruhr-Kolleg stoßen die Pläne der Stadt auf Unverständnis: „Die gesetzliche Mindestgröße für Weiterbildungs-Kollegs liegt bei 240, diese Zahl erfüllen wir mit den Vorkurs-Schülern deutlich“, sagt Andreas Schmidt, der Schulleiter. Gerüchten, das Ruhr-Kolleg könne mit einem Weiterbildungs-Kolleg in Oberhausen fusionieren, erteilte Schmidt eine Absage. Unklar ist auch, ob die Abendrealschule womöglich in die Räume des Ruhr-Kollegs ziehen könnte – denn der Bau der Abendrealschule in Eiberg gilt als marode.
Warum sinken die Schülerzahlen an den Kollegs?
Der Rückgang der Schülerzahlen an den städtischen Weiterbildungskollegs wird auf allgemein „erhebliche gesellschaftliche Änderungen“ zurückgeführt.
Konkret: Rund 45 Prozent der Viertklässler wechseln heute direkt aufs Gymnasium, wenn auch längst nicht alle von ihnen dort tatsächlich bis zum Abi bleiben. Außerdem bieten mittlerweile Berufskollegs Bildungsgänge an, die zum Abi führen. Außerdem stieg die Zahl der Studiengänge, für die kein Abi nötig ist.
„Wir wollen in alle Richtungen prüfen“, heißt es seitens der Stadt, wobei der zuständige Schul-Dezernent Muchtar Al Ghusain betont: „„Wir wollen die Schulen am Prozess beteiligen.“ Al Ghusain bestätigte, dass es derzeit auch Überlegungen gebe, die Essener Kollegs mit einem Weiterbildungskolleg in Oberhausen zu fusionieren. „Das ist eine von vielen denkbaren Möglichkeiten, die man kritisch prüfen muss“.
Beim Bistum ist man überrascht
Im Essener Stadtgebiet gibt es ein drittes Weiterbildungskolleg – das Nikolaus-Groß-Abendgymnasium des Bistums. Diese Schule, heißt es im Schreiben der Stadt, solle in die Entwicklungen mit einbezogen werden – wovon man beim Nikolaus-Groß-Abendgymnasium allerdings noch nie etwas gehört hat.
Der Schulausschuss tagt am 14. November.