Essen. Ungewöhnlicher Protest gegen Karstadt: Aus Wut über Hinterlassenschaften im Kaufhof kippt der Vermieter Schaufensterpuppen vor Zentrale ab.
Das traditionsreiche Warenhaus am Willy-Brandt-Platz in Essen hat der Konzern Karstadt-Kaufhof schon im Oktober aufgegeben. Doch für den Hauseigentümer, die Koerfer-Gruppe aus Köln, ist das Kapitel Galeria Kaufhof noch längst nicht beendet.
Aus Verärgerung über die Hinterlassenschaften des Ex-Mieters entschieden sich die Koerfer-Manager am Donnerstag (17. Dezember) zu einer in diesen Kreisen ungewöhnlichen Protestaktion: Demonstrativ ließen sie einen Container voller ausrangierter Schaufensterpuppen und Reklametafeln vor der Konzernzentrale in Bredeney abkippen. Eine unangemeldete Aktion, die die Konzernmanager in dieselbe Ecke rückt wie Miet-Nomaden – und die im Hause selbst wenig Beachtung zu finden schien. Erst als der vom Containerdienst Kobra GmbH ausgeschüttete Haufen mit den Puppen in der Einfahrt Theodor-Althoff-Straße lag, erkundigte sich eine Mitarbeiterin des Karstadt-Kaufhof-Sicherheitsdienstes nach dem Zweck der Aktion.
„Rechtlich nicht angreifbar, aber moralisch höchst verwerflich“
„Es kann nicht sein, dass ein Konzern alles liegen und stehen lässt und sich auf diese Weise aus dem Staub macht“, empörte sich Daniel Schild, Geschäftsführer der Koerfer-Gruppe. Er wirft seinem ehemaligen Mieter Rücksichtslosigkeit vor. „Die Ausschöpfung des Insolvenzrechtes durch Karstadt-Kaufhof mag rechtlich nicht angreifbar sein, aber moralisch ist das Verhalten der Konzernleitung höchst verwerflich.“
Koerfer gehört auch das Deutschlandhaus
Seit 1977 war das Kölner Immobilienunternehmen Koerfer Vermieter des Kaufhofs in Essen. Damals nannte er sich noch Horten, später wurde daraus Galeria Kaufhof, das vor gut einem Jahr unter das Dach des neu geschmiedeten Konzerns „Galeria Karstadt Kaufhof“ kam.
Der Koefer-Gruppe gehören weitere Immobilien in Essen, darunter das 1929 vom Architekten Jacob Koerfer entworfene und unter Denkmalschutz stehende Deutschlandhaus in der Lindenallee.
Es gehe aus Sicht der Koerfer-Gruppe nicht nur um ein paar zurückgelassene Schaufensterpuppen, Regale und Kleiderständer. In der Summe verursache die Beseitigung aller Hinterlassenschaften einen beträchtlichen finanziellen Schaden, auf den die Koerfer-Gruppe zu 96 Prozent sitzen bleibe. „Wir fangen am Willy-Brandt-Platz an zu entkernen und umzubauen, die Sachen stehen uns dabei im Wege“, so Schild.
Die guten Zeiten: „Wir waren stets gute Partner und haben hart, aber fair verhandelt“
Über Jahrzehnte seien die Verantwortlichen von Koerfer-Gruppe und Kaufhof respektvoll miteinander umgegangen, betonte Schild am Rande der Sperrmüll-Aktion. Und erinnerte beinahe wehmütig an bessere Zeiten: „Wir waren stets gute Partner und haben hart, aber fair verhandelt.“
An die einst engen Bande zwischen Hauseigentümer und Mieter erinnerte auch Prof. Dr. Daniel Koerfer, Sprecher der Koerfer-Gesellschafter, vor wenigen Monaten in einem Brief an den Warenhaus-Konzern. „Wir sind seit rund 90 Jahren im Rheinland am Markt und der Gründervater unserer Gesellschaften, Jakob Koerfer, hatte erste gute Geschäftsbeziehungen mit dem Kaufhofgründer Leonhard Tietz, die nächste Generation dann sehr enge zu Helmut Horten.“
Prof. Koerfer an Karstadt: „An gute und enge Geschäftsbeziehungen scheint die aktuelle Führung Ihres Hauses leider keinerlei Interesse mehr zu haben“
Als der krisengeschüttelte Warenhaus-Konzern jedoch zusehends in Turbulenzen geriet, verschlechterten sich auch die Geschäftsbeziehungen zwischen den Parteien dramatisch. Die Forderung der Warenhaus-Manager, den erst wenige Monate zuvor ausgehandelten Mietpreis erneut deutlich zu senken, wiesen die Kölner jedoch entsetzt zurück.
Daniel Koerfer sprach in dem Brief Klartext: „An gute und enge Geschäftsbeziehungen scheint die aktuelle Führung Ihres Hauses leider keinerlei Interesse mehr zu haben, sonst hätte sie darauf verzichtet, Sie zu veranlassen, uns einen solchen Vorschlag zu unterbreiten.“
Auf die schriftliche Bitte der Redaktion um eine Stellungnahme hat Karstadt-Kaufhof bislang nicht reagiert.