Rüttenscheid. Die Essener Seelsorgerin Rebecca Lackmann kümmert sich um gehörlose Menschen. Ihren Abschied verbindet sie mit einem Wunsch.

Rund eineinhalb Jahre hat sich Rebecca Lackmann als Seelsorgerin vornehmlich um die Gehörlosen in Rüttenscheid und benachbarter Städte wie Mülheim, Duisburg und Oberhausen gekümmert. Nun verlässt die evangelische Pastorin, die sich noch im Probedienst befindet, die Gemeinde wieder. Zum 1. Juli tritt sie eine Stelle in Neersen am Niederrhein an.

Essenerin lernte Gebärdensprache mit einer eigenen App

Der Abschied erfolge etwas früher als zunächst gedacht, erklärt Lackmann, aber die Aufgabe am Niederrhein habe sich angeboten. Für die Rüttenscheider Gemeinde werde sie wahrscheinlich am 30. Mai einen Gottesdienst halten, in der Gehörlosenseelsorge am 6. Juni.

Als sie im vergangenen Jahr ihr Amt in Essen antrat, begann sie zugleich die Gebärdensprache zu erlernen. Mit einer speziellen App brachte sie sich Hand- und Fingerbewegungen selbst bei. „Natürlich gehören auch der Gesichtsausdruck und das Mundbild dazu“. Nach wie vor lerne sie auch noch weitere Worte und Begriffe dazu, erklärt die 32-Jährige, die allerdings an ihrer neuen Wirkungsstätte nicht mehr mit dem Schwerpunkt Gehörlosenseelsorge tätig sein wird.

Mit Vorlagen wie dem Fingeralphabet hat sich die Seelsorgerin die Gebärdensprache beigebracht.
Mit Vorlagen wie dem Fingeralphabet hat sich die Seelsorgerin die Gebärdensprache beigebracht. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Als sie in Essen startete, begann auch schon wenige Wochen später die Corona-Pandemie. Das bedeutete auch für die Gehörlosen, dass über lange Strecken ihre Treffen ausfielen und auch derzeit noch keine Zusammenkünfte möglich sind. Gleichwohl zeichnete sich schon schnell ein hoher Beratungs- und Unterstützungsbedarf ab. Denn gerade wenn es um das Geflecht der Corona-Regeln geht und Gesetzesvorgaben verstanden werden wollen, „brauchen die Menschen Hilfe“. Mitunter falle es ihnen schwer, mit komplizierter Grammatik klar zu kommen. Das sei auch insbesondere beim Thema Impfen der Fall gewesen. Den Gehörlosen mit ihren Schwierigkeiten werde zwar Aufmerksamkeit geschenkt, doch sie wünscht sich, dass sie Probleme noch stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein gelangen.

Austausch erfolgt nach wie vor auf digitalem Weg

Über die digitalen Wege, beispielsweise das Portal Zoom, sei ein Austausch möglich gewesen, um den Betroffenen Orientierung zu bieten. Überhaupt habe das Internet die Chance geboten, miteinander in Kontakt zu bleiben. Gottesdienste gab es auch hier wie in vielen anderen Gemeinden im Videoformat.

Wer die Nachfolge von Rebecca Lackmann antritt, ist derzeit noch unklar. Weiterhin für die Gehörlosen im Einsatz wird Pfarrer Volker Emler sein, der sich dieser Aufgabe schon seit vielen Jahren widmet. Rebecca Lackmann, die in Essen aufwuchs und in Bochum und Wuppertal studierte, plant nun die Abschiedsgottesdienste, ob digital oder in Präsenz, darüber entscheidet die Inzidenz.