Essen-Rüttenscheid. Die Essener Pfarrerin Rebecca Lackmann arbeitet seit kurzem in der Gehörlosenseelsorge. Dazu erlernt sie die Gebärdensprache.

Schon als Kind fand es Rebecca Lackmann faszinierend, wenn sich Menschen allein mit Gestik und Mimik verständigen können. Das Faible für Gebärdensprache hat längst ihren Berufsweg beeinflusst. Die Rüttenscheider Pfarrerin arbeitet in der Gehörlosenseelsorge.

Eine lohnenswerte Herausforderung für die Pfarrerin aus Essen-Rüttenscheid

„Essen“, so sagt die 30-Jährige“, ist so etwas wie der „Hotspot“ für diesen Aufgabenbereich, denn zu der hiesigen Gehörlosengemeinde, gehören auch die Städte Duisburg, Mülheim und Oberhausen. Im vergangenen Oktober hat die Theologin mit ihren Dienst begonnen. Die Gebärdensprache bringt sie sich selbst bei. Eine wesentliche Hilfe bietet ihr dazu die App, die sie auf ihrem Handy installiert hat. Die Seelsorgerin nimmt sich viel Zeit, um ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Wenn sie darüber spricht, dann klingt es nach Vokabellernen. Für jedes Wort gebe es festgelegte Hand- und Fingerbewegungen, dazu sei noch der Gesichtsausdruck und das jeweiligen Mundbild entscheidend, sagt Lackmann. Sich die Kombinationen zu merken, sei sicherlich eine Herausforderung, aber durchaus eine lohnenswerte. Denn sie könne sich mit den Gehörlosen über deren Fragen, Sorgen und Wünsche verständigen.

Seelsorgerin kümmert sich um Konfirmanden

Rebecca Lackmann absolviert sowohl in der Gehörlosengemeinde, als auch in der evangelischen Gemeinde von Rüttenscheid ihre zweijährige Anerkennungszeit als Pfarrerin.

Die Gehörlosenseelsorge kümmert sich um ertaubte, schwerhörige und gehörlose Gemeindemitglieder und deren Angehörige.

Die Pfarrerin kam in Düsseldorf zur Welt, wuchs in Essen auf. Das Theologiestudium hat sie in Bochum und Wuppertal absolviert. In der Rüttenscheider Gemeinde kümmert sie sich insbesondere um Konfirmanden, aber ebenso um die Seelsorge in Seniorenheimen.

Alltagsprobleme auf der Agenda

Wenn die Betroffenen immer dienstags in der Henckelstraße zusammenkommen, dann bestehe Gelegenheit, sich über das alltägliche Leben auszutauschen. Da dreht es sich um Probleme, die sich beispielsweise in der Straßenbahn ergeben, wenn eine Stimme zwar die nächste Haltestelle ansagt, das Display es aber nicht anzeigt. Zudem berichten die Gehörlosen der Pfarrerin, mit welchen Nachteilen sie zu kämpfen haben. Bei Bewerbungen um einen Job gehen sie mitunter leer aus, weil Unternehmen in dem Handicap ein Ausschlusskriterium sehen. Am Arbeitsplatz selbst gewinnen die Betroffenen ganz unterschiedliche Erfahrungen, Kollegen, die sich für sie einsetzen, als auch solche, die eher den Abstand suchen.

Besucher schätzen das Miteinander

Zum Standard der Zusammenkünfte gehören Vorträge der Seelsorgerin, die sich aktuellen Themen zuwendet. In ihren Redemanuskripten macht sich Rebecca Lackmann eine ganze Reihe von Notizen mit Zeichen aus der Gebärdensprache, um während des Vortrags auf Nummer sicher zu gehen. Dass es gerade in ihrer Anfangsphase auch zu Missverständnissen kommen kann, sei kaum verwunderlich. Als sie Ende des vergangenen Jahres den Besuchern ein frohes neues Jahr wünschen wollte, blickte sie in erstaunte oder auch lachende Gesichter. Sie hatte den Anwesenden nämlich eine „frohe Geburt“ gewünscht. Falls es mal hier und da ein wenig hapern sollte mit der Verständigung, würden das die Gäste ohnehin recht locker nehmen. Ihnen liege vor allem an einem geselligen Beisammensein und einem Ort, der das Miteinander fördert.

Konfessionsgrenzen spielen keine Rolle

Auch wenn die evangelische Kirche die Treffen organisiert, finden viele Katholiken den Weg zu den Treffen. „Die Konfessionsunterschiede spielen keine Rolle“. Herkömmliche Gemeindegrenzen bestünden ohnehin nicht, so reisen mitunter auch Gäste aus Wesel oder anderen Städten des Niederrheins an. Zudem bilde die Gemeinde auch für viele Jugendliche einen wichtigen Anker, da sie nach Orientierung in Freizeit, Schule und Beruf suchen, sagt Rebecca Lackmann.