Die Leiterin der Karlschule in Altenessen, Mechthild Bönte, geht in den Ruhestand. Warum sie anfangs gar nicht unbedingt in den Norden wollte.
Essen-Altenessen. Nach 40 Jahren im Schuldienst verabschiedet sich Mechthild Bönte (65), die Leiterin der Karlschule in Altenessen, jetzt in den Ruhestand. Der Abschied sollte eigentlich gebührend gefeiert werden auf dem Schulfest, „aber das findet ja im Moment nicht statt - wie so vieles“, sagt sie mit einigem Bedauern.
Offiziell Schluss ist Anfang Juli, wenn die Sommerferien beginnen. Und dann? „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie es ohne Schule sein wird“, räumt die Pädagogin ein, die in Bredeney aufwuchs und dort bis heute wohnt. Ihre Kindheit und Jugend in der Katholischen Gemeinde habe sie geprägt, dort übernahm sie die Leitung von Kinder- und Jugendgruppen, da war die Sache mit der Berufswahl relativ einfach. „Lehrerin aus Überzeugung“ nennt sie sich selbst. „Man kann den Menschen etwas mitgeben auf ihrem Weg und einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass sie gut ins Leben finden.“ Das sei eine „anstrengende, aber schöne Aufgabe.“
An deren Sinn es nie Zweifel gab – „und immer, wenn ein Ehemaliger in der Tür stand und berichtete, wie prägend für ihn die Grundschulzeit gewesen sei, dann waren das sehr berührende Momente.“
Viele Ehemalige schauten vorbei, um sich zu bedanken
2002 übernahm sie die Leitung der Karlschule, vorher hatte sie zunächst an der damaligen Universität-Gesamthochschule Essen studiert, anschließend an der Laurentiusschule in Steele und später an der Bückmannshofschule in Altenessen gearbeitet. Sie selbst ist Mutter zweier Kinder, die mittlerweile erwachsen sind, doch als die klein waren, hätte sich Mechthild Bönte gewünscht, an einer Schule in Wohnort-Nähe arbeiten zu können: „Haarzopf war immer mein Traum, mit dem Fahrrad hin und zurück - aber es sollte anders kommen.“ Sie kam nach Altenessen, morgens hin, dann zurück, mittags zu Hause die Kinder versorgen, dann wieder zur Schule. Bredeney – Altenessen zweimal täglich.
Der Alltag, berichtet Mechthild Bönte, sei nie gleichförmig gewesen, „es gibt und gab ständig wechselnde Aufgaben mit dem Team, den Eltern und Kindern“; so kam 2005 der Offene Ganztag, man führte das jahrgangsübergreifende Lernen ein: Seitdem werden Kinder der Klassen eins und zwei gemeinsam unterrichtet, zahlreiche Projekte kamen hinzu – im Bereich Sport, Musik, Kunst. Kooperationen entstanden - zu anderen Schulen, der Polizei, dem Jugendamt, dem Ruhrmuseum, ein Chor entstand, und nicht zuletzt: „Wir suchten und fanden Sponsoren.“ Ohne die, so Mechtild Bönte, geht heute nicht mehr viel, wenn man mehr als nur Unterricht in der Schule abhalten will.
Einfluss der Medien habe die Kinder verändert
220 Kinder gehen heute zur Karlschule, sie bringen täglich das mit, was in Altenessen zum Alltag gehört – Lebendigkeit, Vielfalt, aber eben auch die bekannten Probleme eines Stadtteils, der nicht unbedingt zu den wohlhabenden Quartieren in Essen gehört. „Als Lehrerin nehmen Sie viele Geschichten mit nach Hause, weil Sie wissen, in den Familien oft nicht helfen zu können.“ Und nicht zuletzt der Einfluss der Medien, Stichwort Smartphone, befindet die Pädagogin, habe die Kinder verändert. Oder berge zumindest das Risiko, dass die Kinder nicht mehr so zugänglich für Bildungsinhalte seien.
Und was kommt nach dem Sommer? „Wir wollen Reisen, wenn das wieder geht“, sagt die Schulleiterin, mehr Pläne habe sie noch nicht gemacht. Dass sie der Essener Bildungslandschaft weiter zur Verfügung steht, zum Beispiel mit der Ausübung von Ehrenämtern, ist dabei schon so gut wie ausgemacht. Mechthild Bönte möchte zum Abschied allen ein ausdrückliches „Dankeschön“ übermitteln, die sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten begleitet haben. „Es war aktive Unterstützung, ohne die die Karlschule heute nicht dort stehen würde, wo sie steht - sie ist ein Lernort und für viele Kinder ein zweites Zuhause.“