Essen-Altenessen. Einige Schüler, die es vor der Corona-Pandemie schwer hatten, wurden währenddessen abgehängt. Individuelle Förderung gab es jetzt in den Ferien.
Freiwillig in den Ferien zur Schule gehen? Im Essener Norden nutzten 110 Kinder dieses Angebot des Zukunft-Bildungswerks. Möglich gemacht wurde es durch die RAG-Stiftung, die benachteiligte Kinder, die aufgrund der Schulschließungen während der Corona-Pandemie Lücken entwickelt haben, auf ihrem Bildungsweg unterstützt.
In Essen sollten Kinder unterstützt werden, die nicht vom Teilhabepaket profitieren
Zielgruppe waren Kinder, deren Eltern nicht vom Bildungs- und Teilhabepaket profitieren. Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung: „Es gibt viele Förderangebote für Kinder mit Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Kinder, deren Eltern minimal zu viel verdienen, die aber genauso schulische Lücken haben, werden nicht gefördert. Unsere Förderung schließt daher eine wichtige Lücke.“
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Die Förderung für die Schüler der Nikolaus-, Karl- und Maria-Kunigunda-Schule, die in den Herbstferien dabei waren, fing bei der Verpflegung an: Mit Brötchen, Obst und einem Getränk im Bauch lernt es sich besser.
Im Gepäck hatte jedes Kind eine individuelle Mappe, die den Förderbedarf aufzeigte: Für die Karlschule hatte Anja Claus diese Lernförderung für jedes Kind akribisch geplant: Der eine muss Buchstaben schreiben, der andere lesen lernen und die dritte das kleine Einmaleins üben. Außerdem packte sie Materialmappen, mit denen die Kinder arbeiten konnten. Möglich war auch, Materiallisten abzugeben. So konnten von dem Budget der RAG-Stiftung nicht nur Blätter und Stifte, sondern auch Übungshefte gekauft werden.
13 Schulen sind bei dem Projekt dabei, die meisten aus dem Essener Norden
Der Steinkohlenbergbau hat chancenbenachteiligten Kindern, Bildungs- und Ausbildungschancen geboten. Durch die Stilllegung der Bergwerke sind diese entfallen. Die RAG-Stiftung sieht sich in der Verantwortung, durch Bildungsprojekte einen Beitrag zur Kompensation der entfallenen Bildungschancen im Bergbau zu leisten.
13 Schulen, die meisten aus dem Essener Norden, nehmen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern an dem Projekt der RAG-Stiftung teil: Adolf-Reichwein-Schule, Bückmannshofschule, Emscherschule, Großenbruchschule, Hövelschule, Karlschule, Maria-Kunigunda-Schule, Neuessener Schule, Nikolausschule, Schule an der Heinickestraße, Schule an der Viktoriastraße, Stadthafenschule, Tuttmannschule.
Die von der RAG-Stiftung bereitgestellte Fördersumme aus Pilotprojekt und Ausweitung umfasst rund 100.000 Euro. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Rat für Bildung des Bistums Essen durchgeführt.
In Fünfergruppen wurden die Kinder dann von angehenden Lehrern täglich für zwei Stunden ein oder zwei Wochen betreut. „Die Zeit ist knapp“, weiß Turgay Tahtabas, Gründer des Zukunft-Bildungswerks, aber manchmal reiche es schon die Kinder aufzuwecken und zu motivieren.
Dass der Plan aufgeht, hat das Pilotprojekt in den Sommerferien gezeigt: Auch da hatten die Schüler Spaß am Lernen und haben sich im Anschluss signifikant verbessert, unabhängig vom Kooperationspartner. Dies wurde nach Angaben der RAG-Stiftung von Lehrern bestätigt. In einigen Schulen des Essener Nordens wird das Projekt auch mit eigenen Honorarkräften durchgeführt. Auch die Eltern waren dankbar, da sie ihre Kinder beim Distanzlernen in Corona-Zeiten oftmals nicht so gut fördern konnten, wie sie es gerne getan hätten. Deshalb wurde das Projekt in den Herbstferien wiederholt.
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Das Motto: Lernen durch Erleben. So wurde nicht nur gerechnet und geschrieben; Musik und Basteln gehörte auch zum Lehrplan. Zum Abschluss veranstaltete das Zukunft-Bildungswerk für jede Schule ein kleines Fest: „Jeder hatte seine Rolle, keiner stand im Abseits“, erklärt Tahtabas, der weiß, dass einerseits die Kinder Erfolge brauchen, um motiviert zu sein, ihre Bildungslücken zu schließen und dass auch Eltern die Erfolge der Kinder sehen wollen. Tahtabas: „Die Eltern sollen merken, dass sie Unterstützung bekommen.“
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Das gelte auch für die Zeit nach dem Projekt. Sozialpädagogen und sogenannte Bildungsbegleiter standen den Kindern in den Ferien zur Seite und halfen, in Zeiten wie diesen, unter anderem beim Desinfizieren der Hände. „Die Bildungsbegleiter stehen aber auch jetzt bei Bedarf weiter zur Verfügung“, erklärt Tahtabas und betont, dass das ohne die Unterstützung der RAG-Stiftung für diese Zielgruppe kaum möglich wäre.
Das weiß auch Mechthild Bönte, Leiterin der Karlschule, zu schätzen: „Das ist unbezahlbar, wenn Menschen auf uns zukommen und Schulen aus dem Essener Norden helfen.
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