Essen. Livestream aus Essens Philharmonie begeistert Zuhörer von Marl bis Mexiko. Orchester und Gesangssolisten sorgen für enormes künstlerisches Niveau

Die Essener Philharmoniker bleiben dem Publikum auch in Livestream-Zeiten mit beliebten Repertoirewerken treu. Nach Dvořáks „Neuer Welt“ und einem Romantik-Wunschkonzert erfreute Generalmusikdirektor Tomáš Netopil jetzt mit Musik der Wiener Klassik.

Die drei hochkarätigen Gesangssolisten hätten Jubel verdient

Bei Arien aus Mozarts Da-Ponte-Opern und umrahmenden Sinfonien von Haydn und Johann Christian Bach trafen sich Orchester und Mitglieder des Aalto-Ensembles auf enormem künstlerischem Niveau. Die drei hochkarätigen Gesangssolisten steckten spürbar in ihren Rollen und hätten Jubel und Bravorufe verdient. Im leeren Alfried-Krupp-Saal blieb ihnen der symbolische Applaus der Philharmoniker und die Smileys der rund 500 zugeschalteten Internetbesucher von Marl bis Mexiko.

Da betörte Tamara Banješević als Fiordiligi („Così fan tutte“) mit ihrem überaus kostbaren Sopran, der samtige Wärme, Charme und Stimmbrillanz bis in die quasi schwerelos hinfließenden Koloraturen verbindet. Dmitry Ivanchey war ein bilderbuchhafter Mozarttenor: Sein Don Ottavio („Don Giovanni“) verströmte Ebenmaß und Belcanto, Schmelz und Disziplin. Und Baurzhan Anderzhanov verlieh als Figaro seinem Bass buffoneske Leichtigkeit und sonoren metallischen Glanz.

Haydns Sinfonie Nr. 104 wird zum Ausdruck reiner Lebensfreude

Die Philharmoniker wiederum setzten der klassischen Sinfonik ein würdiges wie zeitgemäßes Denkmal, schlank und geschmeidig im Klangbild, belebend und federnd im Tempo. So machte Netopil die Sinfonia op.18, 4 von J.Chr.Bach zum tönenden Ereignis und Haydns Sinfonie Nr. 104 zum Ausdruck reiner Lebensfreude. Oder wie es ein Chat-Teilnehmer sachkundig auf den Punkt brachte: „Wat ne geile Kapelle“.