Essen. . Tamara Banješević ist neu im Aalto-Ensemble. Sopranistin sorgt mit Intensität und Leichtigkeit dafür, dass der Funke aufs Publikum überspringt.

Für Tamara Banješević liegt zwischen Bühne und Leben nur ein schmaler Orchestergraben. Und selbst den überwindet die in Belgrad geborene Sängerin mit Leichtigkeit, wenn sie in dem aktuellen Operettenerfolg „Eine Nacht in Venedig“ derzeit als Annina mit ihrem berückenden Sopran durch den Zuschauerraum des Aalto-Theaters tänzelt und den Jungs auf der Bühne am verschneiten Canal Grande danach erst mal ordentlich einheizt. So viel Intensität und Lebendigkeit bringt die 31-Jährige mit, dass man ihr aufs Wort glaubt, dass die Bühne ihr Leben ist.

Dieses musikalische Leben beginnt bereits im Kindergartenalter. Die Mutter macht sie schon als Kind mit der Welt der Klassik vertraut. Nach ihrem Schulabschluss in Belgrad geht sie 2007 nach Mannheim und studiert an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. In Mannheim gehört sie bald schon zur Riege der erklärten Publikumslieblinge. Und wer sie derzeit als Ännchen im „Freischütz“ oder als Micaëla in „Carmen“ erlebt, der spürt schnell, dass der Funke auch im Aalto-Theater überspringt.

„Ich versuche, in jeder Situation sehr ehrlich zu sein“

Es mag nicht nur an ihrem schillernden Sopran liegen, an ihrem stimmlich wie körperlich hoch beweglichen Auftreten. Tamara Banješević wirft sich auch mit Verve in die Rollen. „Ich versuche, in jeder Situation sehr ehrlich zu sein“, erklärt die Sopranistin, die schon mit 22 als Anna Reich in „Die lustigen Weiber von Windsor“ debütiert, Meisterkurse besucht und laufend Gesangswettbewerbe gewinnt.

Als Ensemble-Mitglied in Mannheim hat sie seit 2012 schon etliche Partien gesungen von der Susanna („Le nozze di Figaro“) über die Woglinde („Das Rheingold“) und Adele („Die Fledermaus“) bis zum Ännchen im „Freischütz“. Dass ihr die Partie in von Webers Romantikoper um Jungfernkranz und Jägervergnügen in Essen bereits zum zweiten Mal begegnet, versteht sie als Bereicherung. „Wenn man ein Buch zum zweiten oder dritten Mal in die Hand nimmt, liest man es auch immer wieder anders.“

Stoffe durchdringen, Rollen reifen lassen, aber auch immer wieder neue Partien und Herausforderungen annehmen und daran wachsen: Das gehört für Tamara Banješević – die erlesene Adressen wie die Carnegie-Hall oder das Festspielhaus Baden-Baden bereits zu ihren Gastspiel-Orten zählen kann – zu den großen Vorteilen eines Ensemble-Vertrags. „Außerdem ist die Akustik phantastisch. Und die Kollegen sind unglaublich nett“, schwärmt die gebürtige Serbin von ihrem neuen Arbeitsplatz.

„Ich kann auch sehr gut unter Druck arbeiten“

Als Pamina in Mozarts „Zauberflöte“ und als „Fiordiligi“ in „Così fan tutte“ liefert sie in dieser Spielzeit noch Kostproben ihres musikalisch wie darstellerischen Könnens ab. Und ab Februar wird man sie als „Woglinde“ in „Der Ring an einem Abend“ erleben, diesem Wagner-Schnelldurchlauf mit Texten von Loriot. Eine willkommene Herausforderung. „Früher wollte ich eine Belcanto-Heroine werden“, lacht Tamara Banješević und denkt dabei an Traumrollen wie „La Traviata“. „Aber mittlerweile möchte ich viel lieber die Salome sein“, erklärt die Sängerin ihre Hinwendung zu Strauss und Wagner. Auch im Barock hat sie reizvolle Entdeckungen gemacht. „Da gibt es tolle Rollen wie die Poppea, phantastisch“, schwärmt sie.

Mögliche Nervosität vor neuen Herausforderungen bekämpft die musikalische Präzisionsarbeiterin mit Fleiß und perfekter Vorbereitung. „Ich kann sehr gut unter Druck arbeiten, dann ist die Konzentration laserscharf“, lächelt Tamara Banješević und wirkt dabei doch ganz spielerisch-entspannt.

Ein Ausblick aufs Programm

Die nächsten Freischütz-Vorstellungen mit Tamara Banješević als Ännchen gibt es am 22. und 27. Dezember sowie am 12. und 17. Januar.

Als Pamina in Mozarts „Zauberflöte“ erlebt man die Sängerin am 26. Dezember sowie am 3. und 13. Januar.

Ihre Micaëla in „Carmen“ ist wieder am 28. Dezember, 18. Januar und 16. Februar im Aalto zu erleben.