Essen. Am Rande der Essener Innenstadt soll ein 135 Meter hoher Wohnturm entstehen. Doch Investor Arsatec ist enttäuscht von der Stadt Essen.
Als Joachim Sälzer neulich die Zeitung aufschlug, und las wie ein Olympisches Dorf auf einem Deckel der A40 aussehen könnte, staunte der Geschäftsführer von Arsatec nicht schlecht. „Da ist er ja“, dachte er sich. Der 36 Etagen hohe Wohnturm, der dort auf einem computeranimierten Entwurf des Architekturbüros Albert Speer und Partner kam ihm doch sehr bekannt vor. Denn mit einem solchen Wohnturm hatte Arsatec erst vor wenigen Monaten für Aufsehen gesorgt.
135 Meter hoch, schlank… Vergleichbares gibt es bisher nicht. Weder in Essen, noch in der Region. Arsatec nimmt für sich in Anspruch, das Thema Wohnen in der Innenstadt angestoßen zu haben, als andere Investoren noch zögerten. Durch Projekte im Uni-Viertel und mehr noch an der Hachestraße, wo unweit des Hauptbahnhofes 109 Wohnungen entstanden sind. Nun will der Essener Projektentwickler den nächsten Schritt machen. „Lass uns in die Höhe gehen“, sagt Sälzer.
Dafür gab es viel Zustimmung – in der Politik und in der Verwaltung bis hinauf zum Oberbürgermeister. „Unsere Idee wurde dankbar aufgenommen. Alle waren begeistert“, berichtet Sälzer. Umso enttäuschter ist der Arsatec-Geschäftsführer, dass es bei den lobenden Worten geblieben sei. Sein Eindruck: Die Verwaltung behandele das Vorhaben zurückhaltend.
Auf 36 Etagen sollen 100 Wohnungen nahe der Essener Innenstadt entstehen
Auch interessant
Dabei hat Arsatec mehr vorgelegt als eine schnell dahingezeichnete Skizze. Die Vorstellungen sind bereits sehr konkret. Pro Etage sind jeweils vier Wohnungen vorgesehen, jede zwischen 80 und 110 Quadratmeter groß. Ganz oben wäre Platz für ein 230 Quadratmeter großes Penthouse.
Die ersten vier Geschosse sollen aus Parkhaus dienen. Wer wohnt schon gerne in einem Hochhaus weit unten? Außerdem wollen die Bauherren nicht so tief in den Untergrund bauen. Das wäre auf dem Grundstück, das sie ausgeguckt haben, wohl auch nicht ganz einfach. Zudem reduziert es die Kosten.
Ja, eine geeignete Fläche hat Arsatec bereits im Auge: ein städtisches Grundstück unweit des Limbecker Platzes an der Frohnhauser Straße/Ecke Jägerstraße, wo eine Gleisschleife im Boden liegt, über die schon seit Jahrzehnten keine Straßenbahn mehr gefahren ist. Ginge es nach Joachim Sälzer, dann stünde dem Projekt nichts mehr im Wege. Das Grundstück müsste Arsatec natürlich erst noch erwerben.
Für den Wohnturm müsste die Stadt Essen erst noch Baurecht schaffen
Ein Verkauf werde derzeit vorbereitet, heißt es im zuständigen Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement. Angedacht ist offenbar ein Verfahren, an dem sich auch andere Interessenten beteiligen können. Schließlich gilt es den bestmöglichen Preis herauszuholen. Man sei in der verwaltungsinternen Abstimmung. Dabei geht es auch darum, welche Kriterien bei einer Bebauung zu erfüllen wären. Wie lange dauert das? „Ich hoffe, dass wir das in diesem Jahr hinkriegen“, sagt Amtsleiter Stefan Schwarz. Auch Baurecht müsste erst noch geschaffen werden, bevor die Bagger anrollen.
Bauträger und Projektentwickler
Die Firma Arsatec wurde vor 25 Jahren von dem Architekten Sven van Gelder gegründet, der bis heute Alleingesellschafter ist. Arsatec versteht sich als Projektentwickler, Bauträger und Architekturbüro. Das Essener Unternehmen hatte seine Sitz vorübergehend nach Oberhausen verlegt. Inzwischen ist es in Essen an der Hachestraße ansässig.
An einem möglichen Bieterverfahren werde sich Arsatec natürlich beteiligen, sagt Joachim Sälzer. Er befürchtet allerdings, dass das Interesse anderer potenzieller Investoren geweckt werden könnte, sollte das Verfahren zu lange dauern. Von einem Wohnturm am Rande der Innenstadt sei schließlich noch keine Rede gewesen, bis Arsatec seine Idee der Öffentlichkeit präsentiert hat.
Nun sei bekannt, dass die Stadt einem solchen Vorhaben durchaus positiv gegenüberstehe. „In gewisser Weise haben wir den Boden bereitet“, sagt Sälzer und fühlt sich durch den Entwurf für das Olympiadorf bestätigt. Offensichtlich wusste die Idee eines Wohnturms bereits zu gefallen.