Essen-Altenessen. Seit mehr als zehn Jahren träumen Essener von einem Wohnprojekt am Rhein-Herne-Kanal. Es könnte eine Förder-Möglichkeit für die Marina geben.

Wohnen am Fuße der Schurenbachhalde, nur ein paar Schritte entfernt von Rhein-Herne-Kanal und Nordsternpark: Von diesem Projekt träumen Stadt, Politik und auch so mancher Bürger bereits seit Jahrzehnten. Investoren schreckten vor den Marina-Plänen in Altenessen jedoch stets zurück. Die Idee, die der Öffentlichkeit vor 16 Jahren erstmals vorgestellt wurde, ist jedoch nicht begraben und bekommt mit der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA) neuen Auftrieb: Dort lauern Fördertöpfe, die jetzt angezapft werden könnten.

Diverse Probleme mit der Fläche in Altenessen

Politik und Verwaltung hatten ihre Unterstützung und auch Gelder zugesagt und sich zuletzt 2019 in dieser Sache getroffen. Überlegt wurde erneut, was wünschenswert, was machbar ist und die Rahmenbedingungen wurden erörtert. Uwe Kutzner (CDU), sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Planung.: „Die Probleme dieser Fläche sind nach wie vor der Umgang mit der bestehenden Fernwärmeleitung, das Thema Ersatzpflanzungen, die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs und letztlich auch die Finanzierung.“

Dass der Weg kein leichter ist, zeigt sich schon seit Jahren. Geplant waren einmal ein Hafenbecken mit Anlegestellen für 80 Boote, eine umlaufende Hafenpromenade, 100 neue Wohnungen, darunter zwölf Grachtenhäuser direkt am Wasser. Die Summe von 70 Millionen Euro wurde vor knapp zehn Jahren für die Umsetzung des Leuchtturmprojekts Marina genannt - es dürfte nicht weniger geworden sein.

Planungen für IGA laufen auf Hochtouren

SPD-Ratsherr Michael Schwamborn glaubt, dass dieses Geld unter anderem durch Zuschüsse der IGA zusammenkommen könnte. Die Planungen für die Gartenausstellung, die die gesamten Metropole Ruhr unter der Fragestellung „Wie wollen wir morgen leben?“ zum blühen bringen soll, laufen auf Hochtouren. Die Stadt Essen hat unterschiedliche Projektideen eingereicht, unter anderem auch die Aufwertung eines breiten Streifens am Kanaluferpark der Schurenbachhalde. In der Projektbeschreibung geht es zunächst um Erhalt und Aufwertung von Grünflächen. Sehr allgemein gehalten heißt es dann „Grünflächen dienen der Verknüpfung von geplanter Wohnbebauung mit dem Rhein-Herne-Kanal.“

Finanzierung der Gartenausstellung

Getragen wird die Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr vom Regionalverband Ruhr (RVR), von den Kommunen und Kreisen der Metropole Ruhr, der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, der Ruhr Tourismus GmbH sowie Institutionen wie Emschergenossenschaft, LWL und LVR, Gartenbauverbänden, Landwirtschaftskammer und Kleingartenverbänden.

Für die Finanzierung der Projekte in allen beteiligten Städten stehen 36 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld teilen sich RVR und Mitgliedsstädte und –kreise. Weitere Infos zur Internationalen Gartenausstellung gibt es im Internet unter www.rvr.ruhr

Gebremst wird Schwamborns Euphorie durch Kutzner, der die ungeklärten Fragen in Sachen Marina hervorhebt und betont: „Der breite Streifen, der im Rahmen der IGA aufbereitet wird, ist nach meiner Meinung leider unabhängig von dem restlichen Areal zu sehen.“ Auch Umweltdezernentin Simone Raskob von den Grünen drückt sich vorsichtig aus: „Die geplante Entwicklung des Kanaluferparks befindet sich noch in der Anfangsphase.“ Die IGA-Projekte durchlaufen derzeit einen dreistufigen Qualifizierungsprozess und werden bewertet, erst dann werden die Fördergelder bewilligt.

Diskussion um die Qualität der Wohnbebauung

Laut Raskob habe die Stadt in der Vergangenheit gute Erfahrung damit gemacht, Stadtplanung aus der Grünflächenplanung heraus zu entwickeln - Beispiel Univiertel und Niederfeldsee in Altendorf. Das Thema Marina sei jedoch sehr komplex. Fazit: „Ein verbindlicher Zeitplan kann noch nicht vorgelegt werden“, so Raskob - zumal einige Rahmenbedingungen ja noch ungeklärt sind.

Essens Umweltdezernentin Simone Raskob: „Der Entwicklungsprozess für die Fläche Marina ist sehr komplex, sodass hierfür ein verbindlicher Zeitplan noch nicht vorgelegt werden kann.“
Essens Umweltdezernentin Simone Raskob: „Der Entwicklungsprozess für die Fläche Marina ist sehr komplex, sodass hierfür ein verbindlicher Zeitplan noch nicht vorgelegt werden kann.“ © WAZ FotoPool | Knut Vahlensieck

Sobald sich das ändert und es Lösungsvorschläge zu Themen wie Finanzierung, Altlasten und Ersatzpflanzungen gibt, sollen diese laut Stadtsprecher Opierzynski die Grundlage für einen Investorenwettbewerb bilden und das Gewinnerkonzept wiederum in ein Bebauungsplanverfahren münden. Dann dürfte auch die Diskussion um die Qualität der Wohnbebauung an Fahrt aufnehmen. Kutzner: „Bevor wir hier irgendwelche Hochhäuser hinbekommen, nur weil es sich sonst nicht rechnet, verzichten wir lieber ganz. Nach wie vor soll dieses Projekt mit höherwertigem Wohnungsbau realisiert werden.“ Die Grünen in der zuständigen Bezirksvertretung sehen das anders. Bezirksvertreter Markus Spitzer-Pachel: „In einem guten Konzept sollten dort nicht nur die Reichen wohnen können.“