Essen-Altenessen. Schüler einer Essener Förderschule werden für ihre Engagement ausgezeichnet. Wie ihr Ehrenamts-Projekt trotz vieler Herausforderungen gelang.

Die Schülerinnen und Schüler der Altenessener Parkschule bekommen für ihr Projekt „Engagiert im Quartier“ den Förderpreis „Aktive Bürgerschaft“ – als eines von fünf Schulprojekten bundesweit und als erste Schule überhaupt in Essen.

Für das Projekt haben die Achtklässler mit der Essener Ehrenamt-Agentur zusammengearbeitet. „Ich fand die Idee gut, war anfangs aber zugegebenermaßen sehr skeptisch“, sagt Lehrerin Niki Blaß-Maggaß.

Ehrenamtliches Engagement für Förderschüler mit vielen Herausforderungen verbunden

Die Parkschule ist eine städtische Förderschule mit den Schwerpunkten Lernen und emotionale sowie soziale Entwicklung. Das Projekt habe daher auch einen „sehr hohen personellen Aufwand“ bedeutet. Lehrerinnen, Integrationsassistenzen und zwei Mitarbeiterinnen der Ehrenamt-Agentur waren in die Organisation und Durchführung eingebunden.

„Unsere Schüler sind allesamt in ihrer Schullaufbahn schon einmal gescheitert. Das macht natürlich etwas mit dem Selbstbewusstsein. Deshalb war ihre Sorge: Ehrenamt? Vielleicht kann ich das ja gar nicht“, erklärt Blaß-Maggaß. Die Schüler seien zu Beginn eher zurückhaltend gewesen.

Virtuelle Preisverleihung mit Jens Spahn

Der Preis „Aktive Bürgerschaft“ wird an insgesamt fünf Schulen, fünf Bürgerstiftungen, sechs Medienbeiträge und zwei Genossenschaftsbanken in ganz Deutschland verliehen.

Die Preisverleihung findet am 7. Mai digital statt. Dann entscheidet sich auch, wer die drei Hauptgewinner sind, die jeweils 5000 Euro bekommen. Die Laudatio hält Jens Spahn.

Bastelnachmittage für Kinder und Senioren

Während sie vor anderen Ideen zunächst zurückschreckten, trauten es sich die Schüler zu, mit Kindern zu arbeiten und organisierten schließlich einen Bastelnachmittag im Familienzentrum „Unsere kleine Farm“. Laut Blaß-Maggaß seien die Kinder dort absolut vorurteilsfrei auf die Schüler zugegangen, der Nachmittag war ein voller Erfolg und gab Motivation.

Im nächsten Schritt besuchten die Achtklässler zwei Wohngruppen des „Haus Ernestinenhof“ - ein Seniorenheim in Stoppenberg. „Mit den Senioren war es am Anfang etwas schwieriger als mit den Kindern. Aber dann habe ich den ganzen Nachmittag mit einem Senior ‘Vier Gewinnt’ gespielt. Das hat Spaß gemacht, weil ich gemerkt habe, wie viel Spaß er dabei hat“, erzählt der 14-jährige Umut. Er kann sich jetzt sogar vorstellen, ein Praktikum im Bereich Altenpflege zu machen.

Während die ersten Projekteinheiten als Teil des Nachmittagsunterrichts stattfanden, sollten die Schüler ihr Ehrenamt zukünftig in ihre Freizeit verlagern – doch die Corona-Pandemie durchkreuzte die Pläne. Ebenso wenig wie Besuche im Kindergarten oder Seniorenheim war es möglich, wie geplant die Maifeier des „Franz Sales Haus“, einer Einrichtung der Behindertenhilfe, zu organisieren.

„Rollenumkehr“ überzeugte Jury

Für ihr Engagement werden die Schüler jetzt dennoch mit dem Preis „Aktive Bürgerschaft“ ausgezeichnet, den die Stiftung Aktive Bürgerschaft als Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volksbanken Raiffeisenbanken seit 1998 vergibt. „Die Jury hat an dem Projekt vor allem die Rollenumkehr überzeugt, dass also Förderschülerinnen und Förderschüler, die oft selbst auf Hilfe angewiesen sind, nun in die Position des Helfenden schlüpfen“, so begründet Lena Guntenhöner die Auszeichnung der Parkschule.

Insgesamt hätten die Schüler nicht nur gelernt, wie „wertvoll und sinnvoll“ ehrenamtliche Arbeit sei, sondern hätten sich auch persönlich weiterentwickelt, so Lehrerin Blaß-Maggaß: „Die Schüler sind stolz wie Bolle.“ Geplant ist daher, dass Konzept langfristig in den Schulalltag zu integrieren.