Essen. Als „traurige Normalität“ beschreiben Anwohner den Massentumult in Essen-Altenessen. Sie können sich an die Mobile Wache der Polizei wenden.

Nach dem Massentumult auf dem Altenessener Markt ist die Essener Polizei mit einer Mobilen Wache vor Ort. Die Beamten wollen Präsenz zeigen und Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger sein, die sich Sorgen machen oder Hinweise zu den Zwischenfällen am Wochenende geben können.

„Wir sind hier, damit die Leute, die hier wohnen, das Gefühl bekommen, dass sie nicht alleine sind“, sagt der Polizist, der die Mobile Wache betreut. Aufgrund der Corona-Pandemie könne er nicht gewöhnlich aktiv auf die Anwohner und Anwohnerinnen zu gehen. Dennoch suchen viele von ihnen das Gespräch, so der Beamte: „Ein älterer Herr mit Rollator hat sich zum Beispiel bei uns bedankt. Er fühlt sich unsicher.“

Junge Anwohnerin: „Das war ein Schock.“

So geht es auch Laura Amira, die in Altenessen aufgewachsen ist. „Hier passiert so etwas ja öfter. Aber das war schon ein Schock, weil es so viele waren“, sagt die Jugendliche.

Am Samstagabend (17.4) wurden zwei Ordnungsamtsmitarbeiterinnen aufgrund einer bloßen Verwarnung wegen Falschparkens von den Fahrzeuginsassen massiv bedroht. Daraus entwickelte sich ein Tumult auf dem Altenessener Markt. Zwischenzeitlich kamen bis zu 100 Personen zusammen.

Großeinsatz: Tumult mit 100 Personen

Drei Männer wurden in Gewahrsam genommen, die bei der Clan-Abteilung der Polizei als Intensivtäter geführt werden. Einer von ihnen nahm einen Polizisten in den Schwitzkasten, um dem Halter des im Parkverbot stehenden Mercedes die Flucht zu ermöglichen. Nach dem Mann, der ebenfalls als Intensivtäter gilt, fahnden die Ermittler nach wie vor.

Ein Verkäufer hat den Einsatz der Polizei miterlebt: „Ich habe die Sirenen gehört und bin erstmal aus dem Laden gegangen, um zu gucken, was lost ist“, so der 24-Jährige. Unsicher habe er sich nicht gefühlt: „Es waren so viele Streifenwagen hier, die Präsenz gezeigt haben. Ich wusste, dass ich der Polizei vertrauen kann“, sagt er.

Anwohner fühlen sich an Silvesterkrawalle erinnert

So geht es auch einer Verkäuferin, die den Tumult aus der Ferne beobachtete. „Es ist ja leider die traurige Normalität hier“, sagt sie. Diesen Eindruck teilen viele Bürger. „Man ist es leider gewohnt. Ich bin hier aufgewachsen, für mich ist es nichts Besonderes mehr. Aber ich kann verstehen, wenn Leute Angst haben“, sagt ein 18-Jähriger. „Es ist furchtbar, was aus dem Stadtteil geworden ist“, klagt eine Frau, die seit 56 Jahren in Altenessen lebt.

Der 22-jährige Leon fühlte sich am Wochenende sofort an die Silvesterkrawalle auf dem Altenessener Markt erinnert. Zum Jahreswechsel zündeten rund 30 junge Menschen unter anderem Mülleimer an oder sprengten diese mit Gaskartuschen, zerstörten Werbetafeln und eine komplette Bushaltestelle.

„Man kann nur hoffen, dass so etwas nicht noch mal passiert“, betont eine Anwohnerin, die seit rund 12 Jahren im Stadtteil lebt. Hoffnung habe sie jedoch kaum. Unwohl fühle sie sich aber nicht, sie wohne gerne in Altenessen.