Essen. Die Stadt Essen benötigt das Heim der Jugendhilfe für junge Flüchtlinge. 126 Buchungen müssen storniert werden. Sozialdezernent wirbt um Verständnis.

Unter dem Druck steigender Zuweisungen von minderjährigen Flüchtlingen hat die Stadt Essen jetzt eine weitreichende Entscheidung getroffen: Alle geplanten Jugend-Veranstaltungen und Kinder-Freizeiten im beliebten Emil-Frick-Haus oberhalb des Baldeneysees sind fürs kommende Jahr abgesagt. 126 Buchungen von Kindertagesstätten, Schulen, Gemeinden, internationalen Gästen und auch die Aktivitäten des Ferienspatzes werden in den nächsten Tagen komplett storniert.

Am Montag ziehen die ersten jungen Flüchtlinge ein

Bereits ab Montag ziehen die ersten 15 bis 20 jungen Flüchtlinge, die derzeit in steigender Zahl ohne Eltern in Essen eintreffen und durch das Jugendamt in Obhut genommen werden müssen, in das Haus der Essener Jugendhilfe ein. Bis zu 70 junge Menschen, die eines besonderes Schutzes bedürfen, können dort untergebracht werden.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Jugendamts-Chefin Annette Berg: „Doch wir sehen zurzeit keine andere Möglichkeit.“ Auch andere Jugendhäuser wie zum Beispiel das Heinrich-Rabbich-Haus am südlichen Stadtrand oder das Kolpinghaus in Frohnhausen wurden bereits für die Neuankömmlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak oder Iran zur Verfügung gestellt.

Sozialdezernent wirbt um Verständnis

In einem Brief an alle Bucher wirbt Sozialdezernent Peter Renzel um Verständnis für die Entscheidung „in einer sehr großen Notlage“: Die Kapazitäten aller Essener Heimträger seien seit Monaten erschöpft. Allein in diesem Jahr habe das Jugendamt 240 der jungen Menschen in Einrichtungen der Jugendhilfe oder in Notunterkünften mit pädagogischer Betreuung untergebracht. Mindestens 367 Kinder und Jugendliche aus fernen Ländern müsse Essen nach dem aktuellen Verteilungsschlüssel insgesamt aufnehmen, sagt Annette Berg: „Wir brauchen also noch mehr Plätze.“

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„Die Quote, die die Stadt Essen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen hat, wird jede Woche nach oben korrigiert“, so Renzel. „Mindestens 130 weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge müssen in den nächsten sechs bis acht Wochen“ versorgt und betreut werden – und zwar nicht irgendwie, sondern nach den strengen Vorgaben der Jugendhilfe zum Schutz des Kindeswohls wie bei jedem anderen jungen Menschen, der in Essen lebt, auch.

Regulärer Betrieb ab 2017

Ab 2017, so zumindest die bisherigen Planungen, soll das Emil-Frick-Haus großen und kleinen Gästen ohne Einschränkungen wieder zur Verfügung stehen, hofft der Sozialdezernent: „Wir gehen davon aus, dass die Träger von stationären Einrichtungen der Jugendhilfe bis Ende des kommenden Jahres ausreichend neue Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zur Verfügungs stellen werden.“