Essen. Sie malt, singt, spielt Geige. Zum 80. Geburtstag blickt die Essener Künstlerin Ina Seeberg für ihre Biografie noch einmal auf die Anfänge zurück

Vor wenigen Jahren wollte sie von ihrem Alter nichts wissen. Am kommenden Sonntag wird die Malerin Ina Seeberg 80 Jahre und möchte ihren Geburtstag nicht mehr ignorieren, wenn sie ihn wegen Corona auch nicht groß feiern kann. Dabei ist sie energiegeladen wie eh und je.

Allein in diesem Jahr beteiligt sie sich an Ausstellungen in Cadaqués und Düsseldorf. Sie plant ein Projekt mit dem ehemaligen Heimkind Lothar Osterfeld, das sie einst in ihrem Buch „Gruppenkinder und Gespräche“ verewigte. Und sie widmet sich ihrer Biografie. Wie die wohl beginnt? Mit der gelobten Zeichnung eines Großonkels oder der Flucht in den Westen vor dem Mauerbau? Bis sie ihr künstlerisches Leben entwickeln konnte, dauerte es noch eine Weile. Bis 1976.

Realitätsnahe Porträts, abstrakte Gesichter und Landschaften

Abstrakte Ansichten: Die Künstlerin Ina Seeberg 2007 in ihrem Atelier in Stadtwald.
Abstrakte Ansichten: Die Künstlerin Ina Seeberg 2007 in ihrem Atelier in Stadtwald. © WAZ | Foto: Kerstin Kokoska

Erst nach dem Studium in Bonn, Göttingen und Nürnberg und zwölf Jahren als Kunstpädagogin in Essen schuf sie sich an der Folkwangschule eine Basis für eigene Werke. Lebenslinien prägen realitätsnahe Porträts von jungen Patienten einer Kinderstation, von Gruppenkindern, von einer alten Frau ebenso wie später die abstrakten Gesichter und Landschaften.

Sie war unter anderem Dozentin an der türkischen Anadolu- Universität, Gründungsmitglied der Internationalen Akademie Marmaris, wo sie Workshops gab, veröffentlichte zahlreiche Bücher und illustrierte 25 Jahre den Gedichte-Kalender „Kleiner Bruder“ mit ausdrucksstarken Pinselvignetten.

Der Wiedererkennungswert interessiert Ina Seeberg schon lange nicht mehr. Ihre farbigen Aquarelle oder die großen Schwarz-weiß-Formate zu Goethes West-östlichem Diwan sind reduziert auf subjektive Wahrnehmung. „Allenfalls die Enkelkinder“, sagt Ina Seeberg, „werden chronistisch festgehalten.“