Essen. Bei einer Inzidenz über 100 müssen sich Friseure negative Schnelltests vorlegen lassen. Warum das in Essener Salons finanzielle Sorgen auslöst.

Frischer Haarschnitt nur noch mit negativem Schnelltest – das sieht die Notbremse für Friseursalons vor. Wer ab Samstag, 24. April, in einem Essener Salon Platz nehmen möchte, muss sich an diese neue Regel halten. Das Testergebnis darf dabei maximal 24 Stunden alt sein. Für viele Friseure ist die erneute Einschränkung ein Grund zur Sorge.

Markus Bredenbröcker, Obermeister der Friseurinnung, ist angesichts der aktuellen Lage froh, überhaupt weiter öffnen zu dürfen.
Markus Bredenbröcker, Obermeister der Friseurinnung, ist angesichts der aktuellen Lage froh, überhaupt weiter öffnen zu dürfen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Es ist mit Sicherheit noch einmal eine Kraftanstrengung für die Kollegen“, sagt Markus Bredenbröcker. Der Obermeister der Friseurinnung in Essen hat sich vor dem Inkrafttreten der Regel noch einmal mit dem Ordnungsamt ausgetauscht. „Ich finde es grundsätzlich erst einmal gut, dass wir weiter geöffnet bleiben dürfen“, sagt Bredenbröcker.

Welche Auswirkungen die Test-Vorschrift auf die Terminkalender haben wird, das bleibe noch abzuwarten. Bei ihm jedenfalls seien bis zum Freitagmittag keine Absagen eingegangen, weil Kunden die Hürde als zu groß empfänden: „Im Gegenteil, es wird sogar noch nach Terminen gefragt.“

Friseurin hält neue Regeln für geschäftsschädigend

Während der Obermeister gelassen bleibt und die Buchungslage in den kommenden Tagen und Wochen beobachten will, ist die Aufregung in anderen Essener Salons groß. „Es ist eine Katastrophe, es ist wirklich geschäftsschädigend“, sagt eine Essener Friseurin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Einige Kunden sagen schon Termine ab, andere schieben sie auf.“ Die Bereitschaft neue Termine zu vereinbaren sinke, beobachtet sie. „Die Leute denken sich: Um im Jogginganzug auf der Couch zu sitzen, brauche ich keine frisch geschnittenen Haare.“

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Negative Folgen für die Buchungslage befürchtet auch Oliver Kopmann. „Wir haben große Angst, dass noch mehr Kunden in die Schwarzarbeit abwandern“, sagt der Friseur. Bereits während der Zeit der Schließungen sei dieser Trend zu beobachten gewesen. Umso erleichterter waren er und andere Friseure und Friseurinnen, als sie am 1. März wieder öffnen durften. „Wir hatten einen sehr guten März, es war der beste Monat meiner 30-jährigen Selbstständigkeit“, sagt Kopmann. „Jetzt waren alle Kunden einmal da und es gibt ein Loch.“

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Da sein Salon in der Innenstadt am Kennedyplatz liegt, hat er normalerweise auch einen gewissen Anteil an spontaner Kundschaft. Durch die Schnelltest-Regel könne dieser wegbrechen, fürchtet er. „Und auch viele unserer älteren Stammkundinnen haben nicht die Möglichkeit, online einen Testtermin zu vereinbaren.“ Andererseits setzt er auf einen Standortvorteil durch die Nähe zu mehreren Schnelltestzentren. „Wir hoffen zumindest weiter kostendeckend arbeiten zu können und nicht wieder in Kurzarbeit gehen zu müssen“, so Kopmann.

Wechselnde Corona-Regeln sorgen für Verwirrung

Im Rüttenscheider Salon „Kopfarbeit“ klingelt das Telefon seit Bekanntgabe der Notbremse noch häufiger. „Viele Kunden rufen an und erkundigen sich, weil sie bei den vielen Maßnahmen kaum noch durchblicken“, sagt Karsten Schaub, der den Salon gemeinsam mit Christina Vogel führt. Die Kunden könne er da nur zu gut verstehen, auch er müsse sich immer wieder auf den aktuellen Stand bringen, etwa zur Vorlage der Schnelltest-Ergebnisse.

„Das macht es natürlich nicht einfacher für uns“, sagt er. „Wie die Kunden reagieren, kann ich noch nicht abschätzen, das wird sich in den nächsten zwei Wochen rausstellen.“ Er persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Schnelltest recht unkompliziert zu vereinbaren sei. Nun setzt er darauf, dass seine Kunden das auch so sehen und weiterhin Termine vereinbaren.