Essen. 130 Stationen bieten in Essen Corona-Schnelltests an – teilweise sogar für Kinder. Wie das Angebot angenommen wird und welche Kritik es gibt.

Für den Besuch im Altenheim, ein Treffen mit Freunden oder Shoppen: Corona-Schnelltests gehören für viele Essenerinnen und Essener mittlerweile zum Alltag. 115.596 Tests wurden seit dem 9. März bisher in den offiziellen Teststationen im Stadtgebiet durchgeführt und der Stadt gemeldet – 876 davon waren positiv.

Anfangs konnte man sich in Essen in nur wenigen Testzentren auf das Virus testen lassen. Das hat sich geändert: Insgesamt bieten 130 Apotheken, Arztpraxen und Testzentren Schnelltests an.

Über 5000 Schnelltests täglich

Zur Verdeutlichung, wie viel derzeit getestet wird: In den 130 Stationen wurden am vergangenen Donnerstag (15. 4.) 5.283 Schnelltests durchgeführt, die der Stadt gemeldet wurden – 30 davon waren positiv, teilte die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Zum Vergleich ein Blick zurück: Rund einen Montag zuvor, am 11. März, wurden 237 Tests gemacht (alle negativ). Eine Woche danach waren es 1000 (sieben positiv). Fast doppelt so viele (1931) Tests wurden dann am 25. März durchgeführt. Aufgrund der Osterfeiertage, wiederum eine Woche später, waren es dann über 7500 (30 positiv).

„Der Andrang ist hoch“, sagt Peter Ricken. Er bietet die Tests in seinen zwei Apotheken an und betreibt mit dem Corona-Testzentrum in der Grugahalle und in der Lichtburg zwei der größten und bekanntesten Teststationen Essens. In einem leerstehenden Geschäft gegenüber seiner Apotheke in der Rathaus Galerie wurde aufgrund der hohen Nachfrage ein weiteres Testzentrum eingerichtet, für das er ebenfalls zuständig ist.

Andrang weiterhin hoch, aber keine Schlangen mehr vor Testzentren

Zu langen Schlangen, wie sie sich am 29. März in der Innenstadt vor der Lichtburg bildeten, als die Testpflicht zum Shoppen eingeführt wurde, komme es derzeit nicht mehr. „Mittlerweile gibt es deutlich mehr Anbieter und viele kleinere Teststellen in den Quartieren. Dadurch verteilt es sich besser“, sagt Ricken.

Während die Menschen vor wenigen Wochen stundenlang vor der Lichtburg anstanden, müssten sie jetzt im Schnitt nur etwa 15 Minuten warten – obwohl die meisten weiterhin die Chance nutzen, sich spontan in der Lichtburg testen zu lassen. Auffällig sei dabei, dass anfangs die Mehrheit der Personen, die Lichtburg besuchten, vorab einen Termin buchte. Nun würden rund zwei Drittel der Getesteten unangemeldet vorbeikommen, so Ricken.

In einem Großteil der Essener Teststationen wird der Corona-Schnelltest mithilfe eines Nasenabstrichs gemacht.
In einem Großteil der Essener Teststationen wird der Corona-Schnelltest mithilfe eines Nasenabstrichs gemacht. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Lolli-Tests“ für Kinder

Wie in den meisten Teststationen könne man bei ihm keine Spucktests machen. „Durch das Spucken entsteht eine Aerosol-Wolke, an denen die Viren haften können. Da wäre die Ansteckungsgefahr zu groß“, sagt der Apotheker, der auf Nasenabstriche setzt. Am Flughafen Essen/Mülheim, der im Luftschiffhangar eine Drive-in-Station eingerichtet hat, sind Spucktests aber zum Beispiel möglich.

Ricken bietet in seinen Teststationen nur für Kinder unter 12 Jahren eine andere Testmethode als den Nasenabstrich an, bei diesen wird ein Rachenabstrich durchgeführt. Für Kinder, die jünger als sechs Jahre sind, gibt es eine spezielle Test-Methode: „Das sind im Prinzip Lolli-Tests. Darauf lutschen die Kinder“, sagt Ricken.

Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden im Einzelfall, ob sie ein Kind selbst testen oder die Eltern an den jeweiligen Kinderarzt verweisen. Denn: „Es gibt Vierjährige, die völlig entspannt sind. Aber auch Sechsjährige, bei denen es gar nicht geht. Das ist extrem unterschiedlich.“

Kritik an Verteilung der Teststationen über das Stadtgebiet

Generell bergen Schnelltests eine gewisse Unsicherheit. Denn positiv ausgefallene Tests müssen laut Robert Koch-Institut nicht zwingend bedeuten, dass man sich das Virus eingefangen hat. Und negative Tests sind keine absolute Garantie dafür, dass man sich nicht infiziert hat.

Während es in einigen Stadtteilen viele Möglichkeiten gibt, sich offiziell testen und sich das Ergebnis auf einem Zertifikat, das Zugang zu Geschäften beschafft, bestätigt zu lassen, ist die Auswahl in anderen deutlich geringer.

„Der Essener Norden wird immer so liegen gelassen“, kritisiert Ratsherr Detlef Schliffke (SPD), der auch im Gesundheitsausschuss der Stadt sitzt. „Deshalb bin ich so froh darüber, dass wir in Vogelheim jetzt zwei Teststationen haben“, sagt Schliffke. Neben einem Arzt bietet nun auch die „Apotheke Vogelheim“ Corona-Tests vor Ort an.

Wo kostenlose Corona-Tests in Essen möglich sind

Einen nach Stadtteilen sortierten Überblick aller 130 Teststationen finden Sie auf Waz.de/Essen. In den Apotheken, Arztpraxen und großen Zentren können sich alle Bürgerinnen und Bürger einmal wöchentlich kostenlos testen lassen.

Wer positiv getestet ist, sollte einen belastbareren sogenannten PCR-Test veranlassen und sich einstweilen in Quarantäne begeben.

Testzentren würden sich für Betreiber finanziell nicht rechnen

Schliffke findet es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger die Chance haben, sich unkompliziert in ihrer Nähe testen zu lassen: „Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Jetzt hoffe ich, dass noch mehr Stellen kommen.“ Dieses Ziel verfolgt auch die Stadt Essen, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling: „Wir sind die ganze Zeit dabei, neue Testzentren zu gewinnen.“

Für die Betreiber der Teststationen sei es aktuell eine große Herausforderung, Personal zu gewinnen, berichtet Apotheker Ricken. Ob sich das Testen für ihn finanziell lohne? „Nein. Ich hoffe, dass es sich am Ende trägt. Aber das ist kein Geschäft, um sich eine goldene Nase zu verdienen.“