Essen. Das Mammut-Dezernat von Dezernent Christian Kromberg wird nun doch aufgeteilt: Gesucht wird jemand fürs Personal. Möglichst eine Frau, heißt es.
Der kluge Mann baut vor, deshalb nutzt Christian Kromberg an diesem Mittwochnachmittag die Chance zu einer beschwichtigenden Nachricht in eigener Sache: „Keiner muss glauben, dass ich mich jetzt zurücklehne – nur weil mein Dezernat geteilt wird.“ Es gebe auch so weiß Gott genug zu tun, aber sollte die Politik in der Mai-Sitzung des Rates dem Vorschlag des Oberbürgermeisters folgen, dann gibt Kromberg die Verantwortung für rund 10.000 städtische Mitarbeiter ab. Wenn die Gerüchte stimmen, an eine Frau.
Den siebenköpfigen Verwaltungsvorstand um eine achte Person zu ergänzen, die sich um das Personal und das wachsende Feld der Digitalisierung kümmert, das ist kein ganz so neuer Plan. Bereits im Oktober 2019 schmiedete der OB derlei Pläne und überraschte damit zumindest jene, die heute mit der CDU am Drücker sind – die Grünen. Das Thema verschwand nicht zuletzt durch Corona in der Versenkung und taucht nun wieder auf.
Kein Streit – aber der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit fürs Personal
Aus gutem Grund findet Kromberg: Sein Dezernat für Allgemeine Verwaltung und Recht, für öffentliche Sicherheit und Ordnung sei mit beinahe 3000 der 10.000 städtischen Beschäftigten nicht nur zahlenmäßig ein wahres Mammut-Fachgebiet. Es gebe abseits der immer neu hinzugekommenen Ämter vielmehr auch inhaltliche Gründe, warum der Job für einen allein womöglich zu viel des Guten sei: Corona und Clan-Kriminalität, Katastrophen- und Krisenmanagement bescherten so viel Arbeit, dass offenbar manches zu kurz zu kommen droht.
Das Personal der Stadtverwaltung in Zahlen
Bei der Stadt Essen arbeiten – Stand Ende 2020 – exakt 10.140 Frauen und Männer, davon rund 9600 in der Kernverwaltung und der Rest in den sogenannten eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen (Sport- und Bäderbetriebe, Essener Systemhaus).Drei Viertel der Belegschaft sind Frauen, der Anteil Teilzeit-Beschäftigter liegt bei 20 Prozent. Einer von vier Mitarbeitern ist Beamter. Das Durchschnittsalter liegt bei 44 Jahren, etwas „geschönt“ durch die deutlich aufgestockte Zahl von Auszubildenden.
Jurist Kromberg, einst Leiter des OB-Büros von Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger, und seit 2012 Beigeordneter im Verwaltungsvorstand, gilt als nachdenklicher, überlegter und penibler Rechts- und Ordnungs-Dezernent, den sich mancher in der Politik und vielleicht auch der OB in Personalfragen wohl etwas forscher wünscht. Nein, kein Streit, heißt es, aber wenn denn das Funktionieren einer Stadt im reibungslosen Funktionieren der Kernverwaltung gründet, dann habe das Personal mehr Aufmerksamkeit verdient.
Stadt sieht Veränderungsprozesse „in nie dagewesener Geschwindigkeit“
Und so wurde in den schwarz-grünen Kooperations-Verhandlungen der Plan im Grundsatz abgesegnet, jetzt soll die praktische Umsetzung folgen. Der erst im Juni des vorvergangenen Jahres wiedergewählte Kromberg würde sich danach auf die Felder Recht, öffentliche Sicherheit und Ordnung beschränken, der oder die Neue aufs Personal, auf die allgemeine Verwaltung und das Thema Digitalisierung stürzen.
Die Herausforderungen, so heißt es, seien gewaltig: Der digitale Wandel in der Stadtverwaltung sorge für Veränderungsprozesse „in nie dagewesener Geschwindigkeit“, gleichzeitig verschärft sich erkennbar der Wettbewerb der Kommunen untereinander, um gutes Personal anzuwerben. Gerade hier aber muss die Stadt Essen aktiv werden, wie ihr aktueller Personal- und Organisationsbericht zeigt: Innerhalb der nächsten fünf Jahre scheiden knapp 1200 Verwaltungsmitarbeiter aus Altersgründen aus, das ist beinahe jeder achte Job. Bis 2034 gehen gar 41 Prozent der städtischen Belegschaft in Rente.
Essens Verwaltungsvorstand – bis auf Simone Raskob eine reine Männer-Veranstaltung
Hier will die Stadt vorbereitet sein – und wenn auch nicht einmal die Ausschreibung der Personal-Stelle beschlossene Sache ist, gilt es hinter den Kulissen doch als ausgemachte Sache, dass wenn irgend möglich eine Frau den Verwaltungsvorstand verstärken soll. Der ist bis auf die für Umwelt, Verkehr und Sport zuständige Simone Raskob zurzeit eine reine Männerveranstaltung.