Essen. Ein bislang unter Verschluss gehaltener Plan des OB überrascht: Ordnungsdezernent Kromberg soll die Verantwortung fürs Stadt-Personal abgeben.
Als er sich vor drei Monaten im Stadtrat für seine Wiederwahl bedankte, da beklagte Christian Kromberg augenzwinkernd, dass aus ihm – obwohl für die Truppe zuständig – in all den Jahren „nicht auch ein bisschen ein Feuerwehrmann geworden“ ist. In der Tat, vielleicht würde es dann nicht lodern unterm Dach seines städtischen Dezernats: Kromberg soll die Verantwortung für Personal und Organisation im Rathaus verlieren.
Dies jedenfalls sieht ein bislang unter Verschluss gehaltener Plan von Oberbürgermeister Thomas Kufen vor, der damit in diesen Tagen selbst Kenner der politischen Materie überrascht. Denn solcherlei heikle Personalangelegenheiten werden in der Politik üblicherweise in kleinem Kreis vorbesprochen, erst recht, seit SPD und CDU in einer großen Rats-Koalition gemeinsame Sache machen.
Weniger veritabler Hauskrach, als schleichende Unzufriedenheit
Dass Kromberg, langjähriger christdemokratischer Wegbegleiter Kufens und zumindest in früheren Jahren immer irgendwie auch sein potenzieller Konkurrent, einen Großteil seines Verantwortungsbereichs abgeben soll, davon war aber kein Sterbenswörtchen zu hören, als im Juni seine Vertragsverlängerung über 2019 hinaus anstand.
Kein Wunder, dass im Rathaus mancher von einem Zerwürfnis raunt: weniger veritabler Hauskrach, als vielmehr eine schleichende Unzufriedenheit mit der Amtsführung des 53-Jährigen in Personalfragen, was keineswegs Krombergs Leistungen in Gänze in Frage stelle. Schließlich ist der nicht nur für die Allgemeine Verwaltung und 9600 städtische Mitarbeiter zuständig, sondern auch noch mit dem weiten und stetig wachsenden Feld der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in der Stadt betraut.
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Kufen als „oberstem Dienstherrn“ liegt das Personal am Herzen
Dazu befragt bleibt der OB ungewohnt einsilbig: Sicherheit und Ordnung sorgten ja an sich schon für ein beachtliches Pensum, erinnert Kufen – und betont bei der Gelegenheit, dass der städtische Verwaltungsvorstand mit sechs Leuten neben ihm per se unterbesetzt sei. Auch Kromberg, so wollen manche wissen, wäre nicht unbedingt unfroh, würde ihm ein Teil der Last seines Riesendezernates mit fast 3000 Mitarbeitern abgenommen.
Und weil Kufen als „oberstem Dienstherrn“ das Personal nun mal am Herzen liege, soll nun offenbar eine Co-Dezernenten-Stelle geschaffen werden – angedockt an den Verantwortungsbereich des OB. Eine ähnliche Konstruktion gab es in der Verwaltungsspitze übrigens schon zweimal: 2010 unterstützte Rüdiger Kersten als Co-Dezernent den damaligen Kulturdezernenten Oliver Scheytt, damit dieser für die Kulturhauptstadt den Rücken frei bekam. Und 2017 wurde Umweltdezernentin Simone Raskob für die „Grüne Hauptstadt“ Hans-Dieter Schmitz an die Seite gestellt.
Personalberater von Kienbaum sollen sich auf die Suche machen
Im Falle des städtischen Personals soll es, wenn irgend möglich, eine Frau richten. Eingeweihten Kreisen zufolge gab es sogar schon eine Kandidatin, die aber abgesagt haben soll. Dem Vernehmen nach wird deshalb in Kürze das Personalberatungs-Unternehmen Kienbaum Consultants mit der Suche nach einer geeigneten Person beauftragt.
Warum man all dies so geheim hielt, wo doch die die ersten Gedankenspiele dem Vernehmen nach schon Monate alt sind und früher oder später ohnehin auf den Tisch müssen? Der OB, heißt es, wollte gar nicht erst ein großes Diskussionsfeuerchen entstehen lassen. Doch elf Monate vor der Kommunalwahl sind die Alarmmelder wohl besonders empfindlich eingestellt.