Essen. Anklage wegen Totschlags: Ein Oberarzt der Uniklinik Essen soll drei schwerkranken Patienten Arzneien gegeben haben, die zum Tod führten.

Die Staatsanwaltschaft Essen hat gegen einen Oberarzt des Universitätsklinikums Essen Anklage wegen Totschlags in drei Fällen erhoben. Der heute 45 Jahre alte Mediziner war bereits im November 2020 festgenommen worden. Wie die Staatsanwaltschaft Essen mitteilt, soll er drei schwerst an Covid-19 erkrankten Patienten aus Essen, Gelsenkirchen und den Niederlanden „unmittelbar lebensbeendende Arzneimittel verabreicht haben, die zum vorzeitigen Tod geführthaben sollen“.

Der Oberarzt befindet sich seitdem und auch weiterhin in Untersuchungshaft. Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens teilte dazu mit, dass Fluchtgefahr bestehe. Bei Tötungsdelikten gebe es eine „erleichterte“ Anwendung dieses U-Haft-Kriteriums. Über die Eröffnung des Verfahrens habe das Landgericht Essen noch nicht entschieden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern noch an: Man wolle erst mögliche weitere Fälle einer „lebensverkürzenden Medikamentengabe“ ausschließen.

Todbringende Medikamente verabreicht

Tatsächlich waren bei der Festnahme des Mediziners im November 2020 erst zwei Verdachtsfälle bekannt: Der Arzt, der seit Februar 2020 für die Uniklinik Essen tätig war, soll am 13. und 17. November vergangenen Jahres einen 47-Jährigen und einen 50-Jährigen auf seiner Station Arzneimittel verabreicht haben, die zum Tod geführt haben sollen. Dass sich die beiden Männer laut Uniklinik „im Sterbeprozess“ befanden, wirft die Frage auf, ob ihnen der Mediziner aktive Sterbehilfe leisten wollte. Diese ist in Deutschland allerdings – im Gegensatz zu den Niederlanden – verboten.

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Die Universitätsmedizin Essen selbst hatte die Staatsanwaltschaft Essen im November 2020 nach Bekanntwerden eines ersten Verdachts unverzüglich informiert. Der Oberarzt wurde damals sofort vom Dienst freigestellt und bereits am 18. November – also unmittelbar nach dem Tod seiner beiden Patienten – festgenommen. Im Laufe der Ermittlungen war ein dritter verdächtiger Sterbefall aufgefallen, der nun mit angeklagt wird. Hier handelt es sich um einen 45 Jahre alten Mann.

Uniklinik arbeitet mit den Ermittlungsbehörden zusammen

Die Universitätsmedizin Essen betonte in einer Stellungnahme am Mittwoch (21. April), man „arbeite weiter „vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden zusammen“ und unterstütze ihre Arbeit. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, könne man aber aktuell keine weiteren Angaben machen.