Essen. Seit März können Fahrgäste in Essen Bussi buchen. 182 Fahrten gab es. Trotzdem kann die Ruhrbahn dem Start des Sammeltaxis Positives abgewinnen.

Der Motor läuft reibungslos, aber noch kommt „Bussi“ nicht in Fahrt: Das neue Sammeltaxi der Ruhrbahn hat coronabedingt einen holprigen Start hingelegt. „Das haben wir uns anders vorgestellt“, räumt Projektleiter Georg Grindau ein.

Seit Anfang März können Kunden die optisch auffälligen Viertürer im London-Taxi-Style mit Elektroantrieb buchen. 182 Fahrten hat die Ruhrbahn seitdem gezählt. „Wir haben gedacht, dass wir zum Start auf 100 Fahrten pro Tag kommen“, berichtet Grindau. Doch wegen der Pandemie sind alle Prognosen hinfällig. „Es fehlen einfach die Fahrtanlässe.“

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Denn „Bussi“ ist nur freitags und samstags von 19 Uhr am Abend bis 2 Uhr in der Frühe unterwegs. Eben dann, wenn Leute gerne ausgehen. Doch Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen haben geschlossen. Und nun droht auch noch die Ausgangssperre...

1557 potenzielle Kunden haben sich bislang über die Bussi-App registriert

Dennoch ist Georg Grindau auch zufrieden. Die App, mit deren Hilfe sich „Bussi“ übers Smartphone bequem buchen lässt, funktioniere reibungslos. 1557 potenzielle Kunden haben sich nach Angaben der Ruhrbahn bereits registriert. Keine schlechte Zahl, findet Grindau. 642 Mal seien Anfragen für eine Fahrt gestellt worden. Dass davon nur 182 Fahrten zustande kamen, erklärt der Projektleiter damit, dass viele die App wohl erst einmal ausprobieren wollten. Auch habe offenbar nicht jeder gewusst, dass „Bussi“ nur zu bestimmten Zeiten fährt und das nicht in der ganzen Stadt, sondern zunächst nur in der Innenstadt und den dicht besiedelten Stadtteilen südlich davon.

Wer mit „Bussi“ gefahren ist, war offensichtlich zufrieden. Fahrgäste können per App eine Bewertung abgeben. „Wir haben fast immer fünf Sterne bekommen“, berichtet Grindau. Mehr als fünf Sterne sind nicht zu vergeben.

Durchschnittlich legt „Bussi“ pro Fahrt 3,9 Kilometer zurück

Durchschnittlich mussten Fahrgäste übrigens 6,7 Minuten auf ein Auto warten. Die Fahrtzeit betrug im Durchschnitt 9,4 Minuten, die zurückgelegte Distanz 3,9 Kilometer. Die Ruhrbahn war laut Prognose davon ausgegangen, dass Kunden in der Regel vier bis fünf Kilometer weit fahren. Aber noch sind die Zahlen wegen der aktuellen Bedingungen durch Corona nicht belastbar.

So kann die Ruhrbahn nicht sagen, wie oft ein Sammeltaxi auf einer Fahrt mehrere Fahrgäste eingesammelt hat, die ebenfalls ein „Bussi“ gebucht hatten. Das System ist so angelegt, dass für diesen Fall per Algorithmus die kürzeste Strecke berechnet wird. Denn anders als ein Taxi fährt „Bussi“ nicht von Tür zu Tür, sondern steuert Haltepunkte in der Nähe von Bus- oder Bahnhaltestellen an. Dass weitere Fahrgäste zusteigen, ist ausdrücklich erwünscht. Angesichts der insgesamt noch geringen Zahl an Fahrten sei davon auszugehen, dass immer ein freies Fahrzeug zur Verfügung stand, so Grindau. Dass dürfte sich ändern, wenn „Bussi“ erst einmal ins Rollen kommt.

Die günstigste Fahrt kostet 3,70 Euro

Die Ruhrbahn will mit „Bussi“ nach den Worten ihres Vorstandes, Michael Feller, flexibler auf die Mobilitätswünsche der Menschen eingehen. Ziel sei es, durch das neue Angebot neue Kunden auch für Bus und Bahn zu gewinnen.

Die Sammeltaxen steuern 3.400 virtuelle Haltepunkten an, an denen Fahrgäste ein- und aussteigen können. Per Algorithmus wird die kürzeste Strecke zwischen Start und Ziel berechnet. Der Fahrpreis richtet sich nach den Vorgaben des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Die günstigste Fahrt für eine bis zu zwei Kilometer lange Strecke kostet 3,70 Euro. Fahrten können ausschließlich über die „Bussi-App“ gebucht werden. Abgerechnet wird digital, Barzahlung im Fahrzeug ist nicht möglich.

Fünf Fahrzeuge sind bislang im Einsatz. Dabei soll es bleiben, trotz Corona, trotz der überschaubaren Nachfrage. Eine für Anfang Mai geplante Werbekampagne, mit der die Ruhrbahn „Bussi“ bekannter machen will, wird um sechs Wochen verschoben und auf Mitte Juni verlegt – in der Hoffnung, dass Lockerungen der coronabedingten Beschränkungen dann möglich sind.

Warum hat die Ruhrbahn nicht gleich den Start von „Bussi“ verschoben? Das Sammeltaxi ist ein auf zwei Jahre angelegtes Modellprojekt, das vom Bund mit 650.000 Euro aus Mitteln des Programms für „Saubere Luft“ gefördert wird. Die Laufzeit des Programms ist befristet. „Wir mussten im ersten Quartal des Jahres starten“, so Grindau. Durch Corona wurde es ein Frühstart zur Unzeit.