Essen. Ab März können Ruhrbahn-Fahrgäste in Essen abends an Wochenenden mit dem Sammeltaxi fahren. Die Taxibranche ist davon nicht begeistert.

Mitten in der Corona-Pandemie geht die Ruhrbahn mit "Bussi" an den Start. Hinter dem niedlichen Namen verbirgt sich ein neues Angebot für alle Fahrgäste: ein Shuttle-Service auf Abruf, buchbar über eine App auf dem Smartphone. Das Essener Taxigewerbe ist davon alles andere als begeistert. Michael Rosmanek, Geschäftsführer der Genossenschaft "Taxi Essen" spricht von einem Verdrängungswettbewerb zu Lasten seiner Branche.

"Bussi", das sind fünf elektrisch angetriebene London-Taxis der Marke LEVC, die durch ihr besonderes Design und ihre goldgelbe Metallic-Lackierungen im Essener Straßenverkehr auffallen dürften. Unterwegs sind sie erst einmal im Probetrieb. Da die Ruhrbahn auf das Erteilen einer Konzession für Beförderung von Fahrgästen durch die Bezirksregierung Düsseldorf wartet, dürfen bis auf weiteres nur Ruhrbahn-Mitarbeiter zusteigen. Voraussichtlich ab Anfang März soll dann jedermann das neue Angebot nutzen können. Bis es soweit ist, sollen sich die Fahrer mit ihren Fahrzeugen vertraut machen, will die Ruhrbahn insbesondere das Buchungssystem testen, so eine Sprecherin.

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Bestellt wird "Bussi" über eine App. Anders als ein gewöhnliches Taxi fährt "Bussi" aber nicht von Tür zu Tür. Das Sammeltaxi holt den Fahrgast unabhängig von Haltestellen und Fahrplan ab und bringt ihn möglichst nahe ans gewünschtes Ziel. Auf dem Weg dorthin können weitere Kunden zusteigen. Der Algorithmus der App navigiert das Fahrzeug dabei zwischen über 3.400 virtuellen Haltepunkten, an denen Fahrgäste ein- und aussteigen können. Der Fahrpreis richtet sich laut Ruhrbahn nach den Vorgaben des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Die günstigste Fahrt für eine bis zwei Kilometer lange Strecke kostet 3,70 Euro.

Das Einsatzgebiet beschränkt sich auf die Innenstadt und dicht besiedelte Stadteile westlich und südlich davon

Unterwegs sind die London-Taxis freitags- und samstagsabends von 19 Uhr bis 2 Uhr nachts und das nicht im ganzen Stadtgebiet, sondern nur in der Innenstadt und den dicht besiedelten Stadtteilen westlich und südlich der City. Das Einsatzgebiet reicht in etwa von Borbeck über die Margarethenhöhe bis Haarzopf, Bredeney, Stadtwald und Bergerhausen. Nach der zweijährigen Testphase könnte es aber auf andere Stadtteile erweitert werden, sofern die Kunden "Bussi" annehmen.

Ruhrbahn-Vorstand Michael Feller sieht in dem neuen Angebot einen Beitrag zur Verkehrswende. "Bussi" erlaube es der Ruhrbahn flexibler auf die Mobilitätswünsche der Kunden einzugehen. Das gilt allen voran für jene, die abends ausgehen und möglichst unkompliziert von A nach B kommen möchten.

Der Bund fördert das Pilotprojekt mit 650.000 Euro und trägt damit die Hälfte der Kosten

Der Bund fördert den Shuttle-Service mit 650.000 Euro und trägt damit die Hälfte der Kosten. Bereits im September vergangenen Jahres hatte die Ruhrbahn eine finanzielle Förderung des Pilotprojektes beantragt.

Der Start mitten in der Corona-Pandemie kommt nun eigentlich zur Unzeit. Aus Gründen des Hygieneschutzes dürfen nicht bis sechs Personen zusteigen, sondern maximal drei. Die Fahrgäste müssen während der Fahrt eine medizinische Maske tragen. Fahrer und Mitfahrer sind durch eine Schutzscheibe voneinander getrennt. Fraglich bleibt allerdings, wer das Angebot an einem Freitag- oder Samstagabend buchen soll, wo doch wegen des Lockdowns alles geschlossen ist.

Stellt sich die Frage, wer "Bussi" buchen soll, so lange wegen des Lockdowns alles geschlossen ist

Die Ruhrbahn setzt darauf, dass "Bussi" Fahrt aufnimmt, sobald Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen wieder öffnen. Spätestens dann dürfte der Shuttle-Service der Taxi-Branche Konkurrenz machen, fürchtet Michael Rosmanek.

"Ein fairer Wettbewerb ist das nicht", klagt der Geschäftsführer von "Taxi Essen" in Anspielung an die öffentliche Förderung des Pilotprojektes und an den den VRR-Tarif, zu dem die Ruhrbahn den Shuttle-Service anbietet. Zum Vergleich: Eine zwei Kilometer weite Fahrt mit dem Taxi kostet inklusive Grundgebühr etwa 8,60 Euro.

"Bussi" fährt für nicht einmal die Hälfte. "Ich frage mich, wie die Ruhrbahn da Gewinn erwirtschaften will", sagt Rosmanek. "Aber das spielt offensichtlich keine Rolle." Die Ruhrbahn wolle eben ein Stück abhaben vom Kuchen, auch wenn sie dafür draufzahlen müsse. "Technik macht es möglich. Und wir können nichts dagegen machen."

>>>Info <<<

Oberbürgermeister Thomas Kufen äußert sich positiv über den Start des Pilotprojekts: Mehr denn je sei der öffentliche Personen-Nahverkehr in Essen das Rückgrat der Verkehrswende.

"Ich begrüße es daher sehr, dass das Angebot der Ruhrbahn nun mit dem On-Demand-Shuttle Bussi um eine weitere, wichtige Komponente erweitert wird."

Alle Infos zum On-Demand-Shuttle Bussi und zum Bedienungsgebiet sind auf bussi.ruhrbahn.de zu finden.

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