Essen. Jazz Offensive Essen verlegt Festivaltermin vom Januar in den August. Drei Tage lang spielen Musiker unter freiem Himmel auf dem Zeche-Carl-Areal

Lange hatten die Macher der Jazz Offensive Essen vor allem den Ehrgeiz, den Jazz in all seiner Klangpracht zu präsentieren – irgendwo zwischen Tradition und Innovation, aber auch Party- und Dancefloor-tauglich. In diesem Jahr will die Jazz Offensive Essen nicht nur die ganze stilistische Vielfalt spiegeln, sie will sogar Veranstaltungs-Vorreiter sein. Das Konzertleben soll endlich wieder Fahrt aufnehmen. Wenn es nach Patrick Hengst und dem neuen Vorsitzenden der Jazz-Offensive, Florian Walter, geht, dann müssen die Fans nicht mehr allzu lange warten. Vom 26. bis 28. August ist die 25. Auflage des Joe-Festivals auf dem Gelände der Zeche Carl geplant.

Das etablierte Festival geht diesmal vor die Tür

Mit dem Neustart nach dem monatelangen pandemiebedingten Veranstaltungsstillstand wollen die Festival-Macher Optimismus verbreiten und sich für alle Corona-bedingten Unwägbarkeiten und Hygiene-Herausforderungen doch bestens gewappnet zeigen: Gespielt wird diesmal nämlich im Freien und auch in etwas kleinerer Besetzung. Pro Abend sollen an den drei Festivaltagen nur jeweils zwei statt drei Formationen auftreten, erklärt Hengst. Etwas kürzer und komprimierter, aber nicht minder ambitioniert soll das über die Bühne gehen. Möglicherweise wird es auch noch einen Abstecher in die Alte Kirche Altenessen geben, die 2019 schon Kooperationspartner des Festivals war.

Florian Walter im Vorstand

Mit Florian Walter gibt es eine neue Besetzung im Vorstand der Jazz Offensive Essen. Walter hat die Nachfolge von Christian Ugurel übernommen. Der Saxophonist und Klarinettist spielt in zahlreichen Ensembles von experimentellem Pop über Neue Musik und Improvisation. Bekannt wurde er auch mit seinen Konzerten in Kiosken und Trinkhallen des Ruhrgebiets. Als zweiter Vorsitzender ist weiterhin Patrick Hengst im Amt. Die Geschäftsführung übernimmt Sabine Lange.

Das JOE-Festival hat in Essen bereits eine lange Tradition. 2019 ist die renommierte Jazz-Veranstaltung vom Katakomben-Theater in die Zeche Carl umgezogen. Das Festival steht für eine spielfreudige Erweiterung des Jazz-Begriff. Präsentiert werden Stars und Newcomer der Szene. Finanziert wird es aus städtischen Mitteln.

Konkrete Angaben zum Programm und Kartenvorverkauf sollen in Kürze bekannt gegeben werden.

Für Hengst und seine Kollegen ist das neue Konzept jedenfalls noch einmal Ansporn, ein ebenso vielfältiges wie interessantes Programm auf die Beine zu stellen. „Bei zwei Bands pro Abend muss es sitzen“, findet der Essener Schlagzeuger. Seit Monaten schon wird am Line-up gebastelt, denn der gewohnte Festival-Termin im Januar konnte in diesem Jahr nicht stattfinden. 2020 immerhin hatte das JOE-Festival Glück und konnte kurz vor Ausbruch der Pandemie noch problemlos über die Bühne gehen.

„Popmusik mit komischen Instrumenten“ kommt aus Bochum

Damit das längst weit über die Stadtgrenzen etablierte Jazz-Festival auch 2021 stattfinden kann, setzt man nun auf den Sommer – und auf Künstler, die vielleicht nicht ganz so weite Anreisen haben wie die sonst recht international aufgestellte Riege der Jazz-Größen. Ein Act aus Norwegen immerhin ist angefragt. Ansonsten trifft man auch auf Bands aus der Nähe wie die Bochumer Formation „Wir hatten was mit Björn“. Die Gruppe um die Musikerinnen Maika Küster und Maria Trautmann verspricht nicht nur „Popmusik mit komischen Instrumenten“, sondern auch „ganz viel Lebendigkeit und Zuversicht im sentimentalen Grundsound“. Für ein „Heavy-Metal-Hardrock-Freejazz-Experiment unter Starkstrom“ wollen „Malstrom“ sorgen, eine weitere Zusage gibt es bereits von „Handsome couple“ feat. DJ Illvibe.

Die Künstler seien froh, „dass wir wieder was machen“, berichtet Patrick Hengst. Viele kleine, etablierte Auftrittsorte wie der Goethebunker oder die Filmbar in der Lichtburg sind seit Monaten geschlossen und ohne Perspektiven. Mit kleinen Video-Sessions will man Newcomern der hiesigen Szene nun zumindest wieder Präsentationsmöglichkeiten geben.