Essen. Wer in Essen eine Ausbildungsstelle sucht, hat es in diesem Jahr deutlich schwerer: Es gibt viel weniger freie Plätze. Über Ursachen und Folgen.

Für Berufseinsteiger ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung. Das bestätigt ein Blick auf den Ausbildungsmarkt: In Essen gibt es deutlich weniger freie Ausbildungsplätze als noch im Vorjahr, teilte die Agentur für Arbeit mit.

Seit Oktober 2020, dem Beginn des Ausbildungsjahres, meldeten Arbeitgeber insgesamt 2545 freie Plätze – ein Rückgang um 8,1 Prozent zum Vorjahr. Demgegenüber steht eine Zunahme von 3,8 Prozent auf der Bewerberseite.

Die Chancen für Jugendliche, eine Stelle zu finden, seien „deutlich gesunken“, so Andrea Demler, Chefin der Arbeitsagentur. Sie mache sich daher „große Sorgen“. Aktuell sind in Essen knapp 1500 Bewerber auf der Suche nach einer passenden Ausbildung.

Firmen bilden weniger aus

Ursache des starken Rückgangs ist die Corona-Pandemie. Denn „aufgrund der großen Unsicherheit und teils schwierigen wirtschaftlichen Lage“ würden sich einige Firmen dazu entscheiden, weniger auszubilden, so Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes.

Demler von der Arbeitsagentur warnt vor den Konsequenzen eines drohenden Fachkräftemangels: „Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, ist die duale Ausbildung für die Betriebe weiterhin der wichtigste Faktor für die Zeit nach Corona.“

Einstellungsprozess verzögert sich

Zudem verzögere sich der Einstellungsprozess seit dem Frühjahr 2020. Das führe dazu, dass keine weiteren Stellen angeboten werden, die unter normalen Umständen besetzt werden müssten.

Die Firmen würden laut Unternehmensverband bei Personalentscheidungen immer noch zwei bis drei Monate hinterherhinken. Der Grund: Viele Vorstellungsgespräche fallen aus, obwohl die Unternehmen mittlerweile versuchen, diese online durchzuführen.

Bewerber müssen flexibel sein

„Wie problematisch dieser seit einem Jahr anhaltende Rückstau bei der Ausbildungsbesetzung sein wird, ist derzeit noch nicht abzusehen“, sagt Kanders. Der Unternehmensverband sei jedoch „sehr zuversichtlich“, dass die Verzögerung bis zum Sommer aufgeholt werden könne.

Dem Rückgang stehen 1388 noch freie Plätze in fast allen Bereichen gegenüber. Junge Menschen müssten laut Kanders unter den schwierigen Umständen aktuell besonders flexibel sein und bereit sein, Kompromisse einzugehen.