Essen. Für Berufseinsteiger ist die Pandemie eine große Herausforderung: Experten geben Essener Schülern Tipps für virtuelle Bewerbungsgespräche.
Mandy Montag ist 15 Jahre alt, besucht die neunte Klasse der Marienschule und möchte nach ihrem Schulabschluss als Altenpflegerin arbeiten. Auch junge Menschen wie sie haben es in der Pandemie schwer: Nicht nur der Schulalltag entfällt, auch der bevorstehende Berufseinstieg stellt sie vor große Herausforderungen – vor allem wenn es um Bewerbungsgespräche per Video geht. Da Mandy noch nie ein solches Gespräch geführt hat, erhofft sie sich, erste Erfahrungen sammeln zu können, bevor es richtig ernst wird.
Neben ihr nehmen am Montag neun weitere Schülerinnen und Schüler der Marienschule an einem Online-Training der Malteser teil. In diesem verraten Schauspielerin Maria Wolf und die ehrenamtliche Benimmtrainerin Anne Santner, wie man bei Bewerbungsgesprächen über Videoplattformen wie Zoom, Skype oder Teams überzeugen kann.
Schülerin Mandy übt für ihr erstes Vorstellungsgespräch
Die Vorbereitung sei prinzipiell dieselbe wie für ein Bewerbungsgespräch vor Ort, erklärt Santner. Die Schüler sollten sich über ihren potenziellen Arbeitgeber informieren und Antworten auf typische Fragen vorbereiten: Warum haben Sie sich für unser Unternehmen entschieden? Welche Erfahrungen haben Sie bereits gesammelt?
Diese Fragen gibt Santner direkt an Teilnehmerin Mandy weiter. In einem simulierten Vorstellungsgespräch soll sie sich bei einem Seniorenheim bewerben. Erfahrungen habe Mandy in der Altenpflege schon gesammelt, weil sie ihren Opa gepflegt hat. Generell mache es ihr Spaß, älteren Menschen zu helfen, erzählt die Schülerin. Genau die richtigen Antwort, lobt Santner.
Obwohl das Gespräch nur gespielt war, war Mandy am Anfang sehr aufgeregt, erzählt sie: „Aber das wurde schnell besser, als wir uns unterhalten haben.“
Benimmtrainerin: „Auf keinen Fall in Jogginghose vor dem Laptop sitzen.“
Der Vorteil am Online-Gespräch sei, dass sich Bewerber die wichtigsten Informationen auf einem Papier notieren und dieses neben den Laptop legen können – um im Notfall spicken zu können.
Bei der Outfitwahl sollten Bewerber sich vorstellen, zu einem persönlichen Gespräch eingeladen zu sein „Man sollte von Kopf bis Fuß ein gutes Bild abgeben und auf keinen Fall in Jogginghose vor dem Laptop sitzen. Das gibt Selbstbewusstsein“, rät die Benimmtrainerin.
Benimmtraining der Malteser
Der Kurs zur Übung eines virtuellen Vorstellungsgespräches wurde im Rahmen des Benimmtrainings „Dein perfekter Auftritt“ der Malteser durchgeführt. Die Teilnahme ist für die Schüler kostenlos, das Projekt wird durch Spenden finanziert.Unter www.malteser.de gibt es weitere Informationen zum Kurs „Netiquette! – das virtuelle Vorstellungsgespräch. Trainerin Maria Wolf ist überzeugt, dass Online-Vorstellungsgespräche und virtuelle Meetings auch nach der Corona-Pandemie beibehalten werden würden.
Richtige Bildeinstellung als besondere Herausforderung
Während die Fahrt zum Unternehmen und Zurechtfinden vor Ort wegfallen, würden viele neue Herausforderungen hinzukommen. Besonders wichtig sei es, vor dem Gespräch die Bildeinstellungen am Computer zu überprüfen. Dabei sollte man vor allem auf einen ruhigen und aufgeräumten Hintergrund achten.
Expertin Wolf rät dazu, den Laptop auf Bücher zu stellen, damit die Kamera auf Augenhöhe ist. Bewerber sollten sich außerdem nie gegen das Licht setzen, da ihre Mimik sonst nicht zu erkennen ist. „Die Ausstrahlung entscheidet zu 80 Prozent darüber, ob man als sympathisch wahrgenommen wird“, sagt Wolf.
Mandy setzt die Tipps direkt um. Sie wechselt ihren Arbeitsplatz, damit sie nicht gegen das Licht sitzt. Nun erkennt man das Gesicht der Schülerin viel besser. „So machst du einen viel besseren Eindruck“, lobt Trainerin Wolf.
Auf eigene Ausstrahlung achten
Sie betont, dass es wichtig sei, während des Gesprächs nicht auf die eigene Bild-Kachel, sondern in die Kamera zu gucken. Wolfs Tipp: Einen Zettel neben die Kamera kleben, damit man permanent daran erinnert wird, den Blick nicht schweifen zu lassen.
„Ich glaube, dass vielen Schülern gar nicht bewusst ist, wie sie selbst wirken und welche Punkte alle wichtig sind“, sagt Wolf. Diese Erfahrung machte auch Mandy: „Ich fühle mich jetzt viel sicherer als vorher. Ich würde aber trotzdem lieber ein persönliches Gespräch haben. Dabei kommt man sich einfach näher und kann den anderen besser einschätzen.“