Essen-Borbeck. Häufig nehmen Kunden der Einkaufscenter in Essen-Borbeck Einkaufswagen mit und lassen sie später an der Straße oder auf Grünflächen stehen.
Einkaufswagen sind in Zeiten der Pandemie ein knappes Gut, denn Einkaufen darf in vielen Geschäften nur der, der auch einen der Metallschopper ergattern konnte. In Borbeck dürften die Warteschlangen vor den Discountern schon einmal länger werden, denn immer wieder verschwinden Einkaufswagen und tauchen dann irgendwo im weiteren Umfeld oder mitten in der Botanik wieder auf.
Ralf Hinz ist oft und gerne in Borbeck-Mitte unterwegs. Der 57-Jährige Frintroper besucht dort die ansässigen Märkte wie Lidl, Aldi und Kaufland. Was ihm seit Längerem auffällt: Die Zahl der herrenlosen Einkaufsschopper in der Umgebung nimmt stetig zu. „Allein an der Preisstraße habe ich schon bis zu 15 Wagen gezählt, die wahllos an und auf einer Grünfläche abgestellt wurden“, sagt er.
Das Problem in seinen Augen ist, dass die schweren Metallvehikel einfach zu einem wilden Haufen zusammengeschoben werden. Einige liegen umgestürzt auf dem Rasen, andere stehen mit den Vorderrädern in der Baumscheibe, und einige blockieren den Bürgersteig in Gänze. „Die Wagen haben ja keine Bremse und könnten einfach in den fahrenden Verkehr rollen, sollten Kinder damit spielen“, gibt Ralf Hinz zu bedenken. Er selbst parkt oft an dieser Stelle, „und niemand weiß, wer den Schaden bezahlt, sollte so ein Wagen einmal ein parkendes Auto rammen.“
Verursacher kaum zu ermitteln
Die Antwort auf die Frage, wer denn für mögliche Schäden aufkommt, gestaltet sich schwierig. „Die Märkte können dafür nicht per se zur Verantwortung gezogen werden, da sie die Wagen ja nicht dort abgestellt haben“, erklärt die Stadt. Auch die Polizei hilft nur dann, wenn „Gefahr im Verzug“ ist oder wenn es nachweislich zu einer Sachbeschädigung gekommen sein sollte. „Allerdings ist es immer schwierig, den Verursacher zu ermitteln, wenn er nicht gerade vor Ort ist oder bei der Tat beobachtet wurde“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst. Die Stadt empfiehlt daher, Schäden erst einmal der eigenen Versicherung zu melden.
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Kunden können „herrenlose“ Einkaufswagen melden
Die Discounter und Lebensmittelmärkte können nicht immer kontrollieren, ob Einkaufswagen von Kunden mitgenommen werden. Von daher sind die Anbieter für jeden Tipp dankbar, wenn im Umfeld herrenlose Schopper gefunden werden.
Wer wilde Einkaufswagen entdeckt, kann sich an die Aldi GmbH & Co., Hohewardstraße 345-349, 45699 Herten, 0800 7234870 wenden.
Bei Kaufland in Borbeck-Mitte, Gerichtsstraße 25, können Kunden sich direkt im Markt an der Kundeninformation melden. Kontakt unter 43753740.
Dennis Boczek von der Aldi Einkauf SE & Co. oHG an der Ruhrallee in Essen ist das Problem bekannt. „In unseren mehr als 2.200 Filialen im gesamten Aldi-Nord-Gebiet verzeichnen wir in den vergangenen Jahren immer wieder Verluste bei unseren Einkaufswagen.“ Dabei sei die Anzahl der Verluste in Großstädten und Ballungsgebieten, so auch in Borbeck-Mitte, deutlich höher als in ländlicheren Kommunen. „Eine Häufung abgestellter Einkaufswagen außerhalb unseres Marktgeländes in Borbeck am Wolfsbankring 30 ist aber nicht festzustellen.“
Sollten Hinweise zu Einkaufswagen eingehen, die außerhalb des Aldi-Betriebsgeländes abgestellt wurden, würden diese Wagen eingesammelt. Die Entscheidung hierzu werde je nach Entfernung und Anzahl der Einkaufswagen getroffen: Bei nah gelegenen Standorten und einzelnen Einkaufswagen kümmere sich das eigene Personal darum, ansonsten werde ein externer Dienstleister beauftragt. „Insofern freuen wir uns über jede Meldung“, sagt Dennis Boczek.
Metallshopper sind ein echter Kostenfaktor
Generell kontrollieren die Markt-Mitarbeiter bei Aldi regelmäßig, ob am Abstellort der Einkaufswagen alles in Ordnung ist. Ob alle Wagen am richtigen Platz stehen oder ob ein Wagen eine deutlich sichtbare Beschädigung oder Verschmutzung aufweist. „Eine gesonderte Inspektion mit Zählung der Einkaufswagen erfolgt dabei mehrmals im Jahr“, so Dennis Boczek. Nicht ohne Grund, denn die Anschaffungskosten für die Schopper sind hoch und daher ein relevanter Kostenfaktor, wie Boczek betont, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen. „Daher versuchen wir, Verluste möglichst in Grenzen zu halten.“
Wichtig sind die Einkaufswagen auf jeden Fall. Nicht nur zum Einkaufen für die Kunden, sondern auch für den Anbieter, um während der Pandemie die Übersicht zu bewahren: In allen Märkten von Aldi Nord werde die Anzahl der Kunden begrenzt, die gleichzeitig in den Märkten einkaufen. „Die Höchstzahl zulässiger Kunden gibt jeweils ein Plakat am Eingang der Filialen an“, sagt Boczek. „Unsere Kunden bitten wir, einen Einkaufswagen zu nutzen. Das macht es für alle einfacher, den sicheren Abstand zu wahren. Und auch für unsere Marktmitarbeiter vereinfacht es den Überblick, wenn wir nur so viele Einkaufswagen ausgeben, wie sich Kunden im Markt gleichzeitig aufhalten können.“
Herrenlose Einkaufswagen sind eine Gefahrenquelle
Bei Kaufland wird die Anzahl der Kunden nicht durch die Zahl der Einkaufswagen, sondern per Einlasskarte geregelt. Dennoch ist das Verschwinden der Schopper auch dort ein echtes Problem: Alisa Götzinger aus der Kommunikationsabteilung der Kaufland-Stiftung betont: „Das Abhandenkommen der Einkaufswagen ist für uns doppelt unglücklich. Zum einen möchten wir unseren Kunden immer eine ausreichende Anzahl an Einkaufswagen zur Verfügung stellen. Zum anderen können Einkaufswagen, die außerhalb unseres Geländes abgestellt werden, eine Gefahrenquelle darstellen.“ Und das geht offensichtlich schon länger so und ist weiter akut. Im Internet meldeten Kunden schon vor einem Jahr, mehrere Einkaufwagen am Borbecker Busbahnhof entdeckt zu haben.