Essen-Bredeney. Alte Unternehmervilla in Essen-Bredeney weicht Neubau mit Büros und Wohnungen. Nachbarn kritisieren Baumfällungen und befürchten Parkchaos.

Eine ehemalige Unternehmervilla an der Alfredstraße 354 in Essen-Bredeney wird bald abgerissen und durch ein neues Wohn- und Bürohaus ersetzt. Anwohner ärgern sich über die Fällung alter Bäume und befürchten Parkchaos.

Zur Alfredstraße hin entstehe ein Bürogebäude, das komplett über drei Etagen von einer Steuerberatungskanzlei genutzt werden wird, so Christian Kirchholtes, Geschäftsführer der in Werden ansässigen Pro Casa Immobilien GmbH, die die Vermarktung des Gebäudes übernimmt. Dahinter sollen sieben Eigentumswohnungen mit einer Größe von 102 bis 177 Quadratmetern entstehen. Die Wohnungen sollen über einen separaten Eingang zu erreichen sein.

So soll der Wohn- und Büropark Bredeney an der Alfredstraße später aussehen. 
So soll der Wohn- und Büropark Bredeney an der Alfredstraße später aussehen.  © Unbekannt | Pro Casa Immobilien

Das alte Wohnhaus werde vor dem Abriss entkernt und ist aktuell mit einem Bauzaun abgesichert. Derzeit laufen laut Christian Kirchholtes die Vorarbeiten für das Projekt mit dem Namen Wohn- und Büropark Bredeney, Ausschachtungs- und Abfangarbeiten auf dem abschüssigen Gelände sollen folgen. Für den Neubau selbst kalkuliere man rund zwei Jahre.

Baubeginn soll Mitte des Jahres sein

Bauträger und Eigentümer des Gebäudes ist die Projektgesellschaft GN-Bau. Der Baubeginn sei für Mitte des Jahres geplant, sobald die Baugenehmigung vorliege, so Thomas Geier, Geschäftsführer von GN-Bau. Die Gespräche mit der Stadt liefen. Bisher liegt für das private Grundstück an der Alfredstraße laut Katharina Steffens vom Stadtpresseamt allerdings weder eine Abrissanzeige noch eine Bauvoranfrage oder ein Bauantrag vor.

Die Vermarktung startet allerdings schon: Die Wohnungen gehen laut Christian Kirchholtes gerade in den Verkauf. Sein Unternehmen plane zudem zwei weitere Projekte in Bredeney, eines davon mit acht Eigentumswohnungen an der Grashofstraße, den zweiten Ort könne er noch nicht nennen. Auch in Werden und Kettwig gebe es vier beziehungsweise drei Bauprojekte.

Nur noch die Baumstumpfe sind von den alten Eiben geblieben, beklagen Nachbarn.
Nur noch die Baumstumpfe sind von den alten Eiben geblieben, beklagen Nachbarn. © Unbekannt | ho

Das Bauprojekt an der Alfredstraße ist in der Nachbarschaft durchaus umstritten. Anwohner der benachbarten Prinz-Adolf-Straße kritisieren, dass zwischen Weihnachten und Neujahr 2020 „in einer Nacht- und Nebelaktion“ an der Grundstücksgrenze alte, geschützte Eiben gefällt worden seien. Die Aktion sei ihrer Meinung nach völlig sinnlos gewesen, da auf diesem Teil des Gelände gar nicht gebaut werden könne.

Bei der Stadt war wegen der Feiertage niemand zu erreichen

„Es wird billigend in Kauf genommen, dass auch Bäume, die geschützt sind, der Motorsäge zum Opfer fallen“, so eine Anwohnerin. „Wir haben bis dahin auf einen kleinen, wenn auch ungepflegten Wald geschaut, jetzt ist das Idyll weg“, sagt die Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Die Bäume wurden ausgerechnet zu einer Zeit gefällt, in der man bei der Stadt wegen der Feiertage niemanden erreicht“, so die Anwohnerin, die nach eigenen Angaben Kontakt mit der Unteren Landschaftsbehörde aufgenommen hat. Eine Stellungnahme der Stadt zu der Aktion steht noch aus.

Polizei konnte vor Ort nicht klären, ob eine Fällgenehmigung vorlag

Die Polizei dagegen bestätigt, dass es am 29. Dezember einen Streifenwageneinsatz an der Prinz-Adolf-Straße gegeben habe, weil Nachbarn sich über die dortigen Baumfällungen beklagt hätten. Laut Polizeisprecher Christoph Wickhorst habe zu dem Zeitpunkt nicht endgültig geklärt werden können, ob eine Fällgenehmigung vorgelegen habe, da man bei der Stadt niemanden habe erreichen können.

Laut Thomas Geier vom Bauträger GN-Bau sei das Grundstück total verwildert gewesen, so dass selbst für den Vermesser kein Durchkommen gewesen sei. „Da mussten wir das Gelände freischneiden. Dabei ist wohl ein Baum zu viel gefällt worden.“ Genaues sei der GN-Bau GmbH nicht bekannt. Die vorherigen Eigentümer hätten das Grundstück schon 1985 aufgegeben, der letzte Mieter sei Ende vergangenen Jahres ausgezogen.

Bürotrakt soll die Wohnungen zur Alfredstraße hin abschirmen

Der Quadratmeterpreis für die Neubauwohnungen wird laut Bauträger bei 4500 bis 5000 Euro liegen. Die Büros sollen die Wohnungen zur viel befahrenen Alfredstraße hin abschirmen. Büro- und Wohntrakt würden über zwei verschiedene Treppenhäuser erschlossen, das Wohngebäude soll über einen Seiteneingang erreichbar sein.Laut Bauträger wird es auch Fahrradstellplätze geben. Diese sollen sich teilweise in der Tiefgarage befinden, die Außenstellplätze würden überdacht. An den Stellplätzen könnten E-Bikes geladen werden.

„Eigentlich schade, dass das alles so verkommen ist, das alte Gebäude war früher eine schöne Unternehmervilla“, so Geier. Dass jetzt Kritik an den Fällungen laut werde, habe seiner Meinung nach damit zu tun, dass Veränderungen oft erst einmal als störend wahrgenommen würden. Er gehe davon aus, dass auch die Anwohner später lieber auf gepflegte Gärten schauen wollten als auf verwildertes Gelände. Die letzten Aufräumarbeiten hätten bei den Nachbarn ein positives Echo gefunden, was die Anwohnerin auch bestätigt.

Anwohner sorgen sich um die Parksituation im Viertel

Mit dem Umweltamt der Stadt habe man, so Geier, ein Konzept erarbeitet, das auf den weitest möglichen Erhalt des vorhandenen Grüns abziele. So würden alte Rhododendron-Pflanzen während der Bauzeit umgepflanzt, um später bei der Grünflächengestaltung wieder eingesetzt zu werden.

Anwohner befürchten zudem, dass es angesichts der neuen Wohnungen und des Bürogebäudes trotz der geplanten Tiefgarage zu größeren Parkproblemen im Umfeld kommen könnte. Dazu Thomas Geier vom Bauträger: „Es wird 23 Parkplätze in der Tiefgarage geben, darunter einige doppelte.“