Essen. Als Dirigent ist Antonio Pappano weltweit gefragt. In Essens Philharmonie saß der Star nun am Klavier. Statt großer Sinfonik gab’s „Brahms pur“.
Ist er nun in erster Linie Pianist oder Dirigent? Der Streit im Chat war müßig, denn Antonio Pappano, der weltweit am Pult der Spitzenorchester steht, gab er in seinem Livestream-Auftritt in der Essener Philharmonie auch den exzellenten Kammermusiker.
Als Künstler in Residence sollte der Brite mit italienischen Wurzeln in dieser Saison sieben Konzerte in Essen geben, jetzt war er endlich da, wenngleich nicht mit großer Sinfonik, sondern im intimen Rahmen mit „Brahms pur“.
Zur Einstimmung gab’s ein Exklusivinterview aus der Essener Philharmonie
Kammermusik sei sehr persönlich, auch mit Operncharakteren vergleichbar, und Brahms habe für ihn immer mit der menschlichen Stimme zu tun, verriet der Sohn eines Gesangslehrers vorab im Exklusivinterview aus der Philharmonie. Kein Wunder, dass er Klarinette und Cello als musikalische Partner an seiner Seite hatte: Alessandro Carbonare und Luigi Piovano aus „seinem“ Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia Roma.
Ja, in der e-Moll-Sonate op. 38 gehörte gar dem Cellisten das Hauptinteresse. Der üppige Ton, die Legato-Kultur und baritonale Kantabilität machten Piovano („wonderful cellist!“) zum famosen emotionalen Erzähler, der sich mit Sir Antonio am Flügel spannend-bewegtes Musizieren lieferte.
Maestro Pappano ging pianistisch virtuos in die Vollen
Maestro Pappano ging pianistisch virtuos in die Vollen, liebte den quasi orchestralen, wuchtigen Zugriff, was es dem Klarinettisten in der Sonate f-Moll op. 120 nicht immer leicht machte. Dabei bestach Carbonare nicht nur im Adagio-Satz durch klangliche Wärme und Biegsamkeit, gelobt wurde zu Recht von den Hörern die „eleganza, espressività“ seines Spiels.
Im Trio a-Moll op. 114 schließlich kamen die drei Solisten zusammen, forderten einander zu glühender Intensität und schenkten uns so den späten Brahms in mitreißendem Musiziergeist.