Essen. Florian Friedewald hilft in Essen krebskranken Kindern, ist Sprecher des Bundesfreiwilligendienstes und wirbt in der Funktion für mehr Beachtung.

Nach dem Abi sich nicht gleich ins Studium zu stürzen, das stand für Florian Friedewald schon lange vor Ende der Schulzeit fest. Der 19-Jährige wollte sich erst einmal sozial engagieren. Nun ist er Bufdi, wie es die Abkürzung heißt, die Langfassung dieser Tätigkeit ist schon fast ein Zungenbrecher: Bundesfreiwilligendienst. Den leistet er beim Verein Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder. Geht schon damit eine große Herausforderung einher, hat der gebürtige Essener noch eine weitere anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Er gehört zu den Bundessprechern der freiwilligen Helfer.

Allein in Essen sind über 300 Bufdis im Einsatz

14 Kolleginnen und Kollegen haben dieses Amt inne, eine stattliche Zahl, aber es gilt auch eine ansehnliche Zahl an Bufdis zu vertreten. Rund 40.000 gibt es bundesweit, in Essen allein 302. Obwohl der Dienst schon seit Jahren besteht, wisse ein Großteil der Bevölkerung immer noch nicht, was damit eigentlich gemeint sei. Häufig heiße die Antwort „irgendwas wie Zivildienst“. Das ist richtig und auch wieder falsch, sagt Friedewald. Mit Aussetzung der Wehrpflicht kam auch der Zivildienst zum Erliegen. Für ihn wurde dann eine Alternative geschaffen, der nun allen Generationen offen steht.

Dass sich Zehntausende vor allem junge Leute für soziale Belange einsetzen oder für den Umweltschutz arbeiten, finde in der Öffentlichkeit noch zu wenig Beachtung, sagt er. Drei Viertel der Freiwilligen sind junger als 27, in Essen überschreiten genau 27 diese Altersgrenze. Häufig heiße es, die Jugend sei nur auf sich fixiert und zeige wenig Bereitschaft, für andere da zu sein, sagt Friedewald. Das Engagement der Buftis spreche eine andere Sprache.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Essen. Den Essen-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Monatliches Taschengeld von maximal 414 Euro

Ein Haus für Eltern und erkrankte Kinder

Die Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder wurde 1983 von betroffenen Eltern gegründet. Von Anfang an war die Idee, den Familien zur Seite stehen. Mit wöchentlichen Gesprächskreisen in der Klinik hat alles begonnen.

Das Elternhaus an der Kaulbachstraße wurde 1992 errichtet, damit Mütter und Väter während der stationären oder länger währenden ambulanten Behandlung ihrer Kinder ganz in deren Nähe sein können. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, dass die Kinder mit in dem Haus untergebracht sind.

Die Regeldauer des Dienstes sind zwölf Monate. Man kann den Dienst aber auch auf 6 Monate verkürzen oder auf 18 Monate verlängern, die Höchstdauer beträgt zwei Jahre.

Auf der Seite des Bundesfreiwilligendienstes können sich Frauen und Männer über das bundesweite Stellenangebot informieren.

So sehr sich die vornehmlich jungen Leute freiwillig für den Einsatz entscheiden, gehen sie aber durchaus Verpflichtungen ein, betont Friedewald. Beispielsweise haben die Bufdis eine Vollzeitstelle, bei ihm handelt es sich um eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden. Monatlich erhalten sie maximal 414 Euro, offiziell Taschengeld genannt.

Oftmals können sich Einrichtungen, obwohl es einen Zuschuss vom Bund gibt (300 Euro), die Ausgaben nicht leisten, gerade, wenn es sich um kleinere Vereine handele, denn für die Sozialabgaben müssen die Träger auch aufkommen. Dann erhalte der Freiwillige auch schon mal nur 180 oder 200 Euro. Friedewald bekommt die Höchstsumme, bezahlt aber davon unter anderem auch sein ÖPNV-Ticket. Dass Bufdis nur Anspruch auf ein Azubi-Ticket haben, hält der Sprecher für unangemessen. „Die Freiwilligen verdienen doch deutlich weniger als Auszubildende“.

Aufmerksam machen möchten der Sprecher wie auch seine Kollegen zudem darauf, dass ein Großteil der Freiwilligen gerade jetzt in Corona-Zeiten wichtige Arbeit leiste. „Die meisten von uns helfen in Pflegeheimen, Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern“. Gehören zu seinen Aufgaben in dem Elternhaus der Initiative zunächst einmal Botengänge, Einkäufe oder Organisatorisches, verbringt er aber auch einen erheblichen Teil der Zeit mit den erkrankten Kindern.

In den gemeinsamen Stunden suchen sie sich Spiele aus, die ihnen Spaß machen. Er merke immer wieder, dass die Krankheiten den Kindern ihre Lebensfreude und ihren Mut nicht nehmen können, sagt der Essener. Mitunter wollen die Mädchen und Jungen mit Florian Friedewald über ihren Alltag, die Schule, die Familie sprechen. Dass er dafür ein offenes Ohr hat, versteht sich.

Hygienevorschriften noch einmal verschärft

Galten in dem Haus an der Kaulbachstraße auch vor Corona schon strenge Hygienevorschriften, ist Vorsicht seit der Pandemie erst recht geboten. Seitdem tragen die Mitarbeiter ständig Mundschutz, Desinfizieren gehört ebenso zum Standard. Da Florian Friedewald erst in Coronazeiten begonnen hat, „kenne ich überhaupt keine andere Handhabe und stelle mich darauf ein, gerade hier steht der Gesundheitsschutz an erster Stelle.

Seit Dienstantritt ist der Huttroper auch schon für ehrenamtliches Engagement eingesprungen. Denn die Helfer und Förderer, die den Verein unterstützen, dürfen entweder überhaupt nicht oder nur eingeschränkt das Haus besuchen. Ebenso fallen auch alle Feste und Feiern aus, auf denen sie für die Initiative um Spenden werben konnten. Stattdessen hat Florian Friedewald Flyer in Essen verteilt, die über die Einrichtung und Spendenmöglichkeiten informierten. Dass Bufdis durchaus Aufgaben von Ehrenamtlichen übernehmen, habe er auch schon von anderen gehört, sagt der 19-Jährige. Lara Krieger von der Elterninitiative ist sehr froh, dass sie durch den Freiwilligendienst gerade in diesen Zeiten eine wichtige Hilfe erfahre.

Weitere Nachrichten aus Essen lesen Sie hier.