Essen. Im Rahmen der Initiative „Hey, Alter“ versorgen Ehrenamtliche bedürftige Familien mit runderneuerten Rechnern. Sie hoffen auf Spender und Helfer.

Um Schülern beim Homeschooling in der Coronazeit Chancengleichheit zu ermöglichen, bringen Ehrenamtliche ausgemusterte Computer auf den neuesten Stand und verteilen sie kostenlos. Die bundesweite Initiative „Hey, Alter“ ist damit auch in Essen angekommen. Mindestens 5000 Rechner wollen die Helfer im nächsten halben Jahr wieder flott machen.

Vor drei Wochen hatte Dirk Bußler, Gründer von „Hey, Alter“ in Essen, den IT-Fachmann Michael Manderscheid, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Margarethenhöhe, angesprochen und direkt Unterstützung gefunden. Bisher acht Technikinteressierte zwischen 19 und 50 Jahren sammeln jetzt Rechner von Privatleuten und Firmen, um die Geräte wieder betriebsbereit machen. 35 Stück seien schon ausgeliefert.

Auf die Initiative „Hey, Alter“, die ursprünglich in Braunschweig ins Leben gerufen wurde, sei er über die Berichterstattung in den Medien gekommen, berichtet Bußler. „Und der Bedarf an Computern ist gerade in Pandemiezeiten auch in Essen groß.“

Experten spielen auf die gereinigten Rechner ein schlankes Betriebssystem auf

Noch vorhandene Daten auf den Rechnern würden professionell gelöscht, bevor die Computer neu bespielt würden, versichert Michael Manderscheid, der selbst als Software-Spezialist im Bereich Nachrichtentechnik arbeitet. „Oft stoßen Firmen ihre eigentlich noch intakten Rechner ab, weil sie nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen, sprich, zu langsam sind“, erklärt Dirk Bußler. Das liege oft aber einfach daran, dass sie unter dem gängigen Betriebssystem Windows, das selbst große Kapazitäten beanspruche, zu langsam liefen.

„Wir spielen ein schlankeres Betriebssystem auf, so dass die Schüler dann ein Schreibprogramm haben, Tabellen erstellen und an Videokonferenzen teilnehmen können. Das läuft in der Regel tadellos“, erklärt der 52-Jährige, der auch beruflich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Wiederverwertung zu tun hat. Er arbeitet im Café Konsumreform im Verkauf, wo Menschen Regale für ihre ausgemusterten Dinge anmieten und sie so verkaufen können.

Etliche Computer stapeln sich schon in den Räumen am Kopstadtplatz.
Etliche Computer stapeln sich schon in den Räumen am Kopstadtplatz. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dirk Bußler hofft, dass weitere Firmen ihre alten Rechner spenden. Mit einer Spendenquittung, die über die Ehrenamt-Agentur ausgestellt werde, bekomme man die Geräte sauber aus den Büchern heraus, sagt er. Am liebsten seien den Helfern von „Hey, Alter“ Laptops, weil da Bildschirm, Tastatur, Kamera und Maus schon integriert seien und man sie nicht noch besorgen müsse. Aber auch Standrechner, die mitunter auch Privatleute abgäben, könne man wieder einsatzbereit machen.

„Wir arbeiten eng mit der Ehrenamt-Agentur zusammen und können für die Anschaffung von Zubehör natürlich Geldspenden gut gebrauchen“, erklärt Bußler. Man kooperiere zudem mit der Essener Entsorgungsfirma Elorec, die sich auf die sichere Entsorgung von Elektroschrott und alten Computern spezialisiert habe.

Keine Konkurrenz zu den offiziellen Hilfsangeboten

Die Initiative „Hey, Alter“ sieht sich keinesfalls in Konkurrenz zu den offiziellen Hilfen in Sachen Computerausrüstung im Rahmen des „Digitalpakts Schule“. „Es ist zu begrüßen, dass sich die Stadt da engagiert, aber die so zur Verfügung gestellten Geräte decken den Bedarf längst nicht komplett ab.“

Schüler können Geräte bei der Stadt leihen

Im Sommer 2020 war bekannt geworden, dass die Stadt 17.000 Tablets und Laptops für bedürftige Schüler anschafft. Bis 2024 soll jede Klasse mit Beamer oder Whiteboard ausgerüstet sein. Die Geräte sollen Schülern und Lehrern zur Verfügung gestellt werden.

Bedürftige Kinder und Jugendliche sollen sich Laptops und Tablets an ihren Schulen ausleihen, um künftig im sogenannten „Distanzunterricht“ Aufgaben zu lösen.

Den zusätzlichen Bedarf könne man mit den 5000 Rechnern, die die Initiative in den kommenden Monaten aufarbeiten wolle, abfangen. Er wisse außerdem von bedürftigen Familien, die nur einen oder gar keinen Rechner für fünf Kinder hätten, sich aber wegen der geforderten Selbstbeteiligung im Schadensfall scheuten, das Angebot anzunehmen, so Bußler. „Wir stellen die Rechner unabhängig von irgendwelchen Einkommensgrenzen zur Verfügung, Schulen oder Elternvertreter können sich einfach bei uns melden.“ Das Angebot sei auch nicht auf bestimmte Stadtteile beschränkt.

Das Team wünscht sich Sach- und Geldspenden sowie weitere Helfer

Das Team hofft jetzt auf weitere Computerspenden, um möglichst viele Kinder und Jugendliche ausstatten zu können. „Wir wünschen uns, dass mehr Geräte bei uns statt im Entsorgungscontainer landen“, so Bußler. Er arbeite die Computer mit seinen Mitstreitern auf rund 60 Quadratmetern am Kopstadtplatz 10 auf. Rund eine halbe Stunde pro Gerät müsse man rechnen. Sehr willkommen seien natürlich auch weitere Helfer, die entweder bei der Aufarbeitung der Geräte zur Hand gehen oder zum Beispiel Auftritte in den sozialen Medien betreuen können.