Essen. . Im Trödelmarkt des Café Konsumreform bieten 100 Verkäufer ihre Schätze an. Auch der Fernseh-Trödelking Roland Beuge hat dort ein Regal.

An eine Dame erinnert sich Trödel-Koordinator Dirk Bußler noch genau: „Sie kam kurz vor Weihnachten mit einem ganzen Karton voller schöner Parfüm-Flakons, die sie regelmäßig von ihrer Großmutter bekommt. Der Duft trifft nicht ganz den Geschmack der jungen Frau, ihrer Oma vor den Kopf stoßen oder die Parfüms wegwerfen wollte sie aber auch nicht. Bei uns sind die richtig gut weggegangen.“

Seit drei Jahren betreibt Bußler gemeinsam mit Partnerin Yvonne Karbach den ans Café Konsumreform angeschlossenen Trödelmarkt im Generationenkulthaus an der Viehofer Straße. Dabei ist der Name Konsumreform Programm, wie Bußler erklärt: „Wir wollen ungenutzte Dinge wieder in den Wirtschaftskreislauf bringen – wir alle besitzen zu viel Zeug, das wir nicht mehr benötigen.“

Auch Trödelkönig Roland Beuge hat ein Regal im Café Konsumreform

Rund 100 Kunden haben die Regale jeweils für mindestens vier Wochen belegt, „jedes ist für sich genommen eine kleine Schatzkiste“, sagt Dirk Bußler. Sein Beruf habe ihm schon viele Einblicke in die Keller und Dachböden dieser Stadt ermöglicht. In den Tagen nach dem Weihnachtsfest sei es nicht selten, dass auf diesem Weg auch ungeliebte Geschenke einen neuen Besitzer finden. Zudem nutzten viele den Jahresbeginn, um ihre Ecken zu „entrümpeln“, sich von lange unbeachteten Dingen zu trennen. Zum „Standard-Trödel“ kämen dann immer wieder Raritäten, Skurriles und Liebhaberstücke hinzu: Platten von den Bee Gees und Eric Clapton, ein Schnellkochtopf mit floralem Muster, eine alte Continental-Schreibmaschine, afrikanische Schnitzkunst, Derrick-Hörspiele – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. „In einem Lederkoffer hat ein Käufer mal zwei 50-Mark-Scheine gefunden“, erinnert sich Bußler an eine von vielen Überraschungen.

Das Café Konsumreform (bei der Eröffnung im Juli 2013). Foto: Knut Vahlensieck
Das Café Konsumreform (bei der Eröffnung im Juli 2013). Foto: Knut Vahlensieck

Sogar der Trödelking Roland Beuge, der zunächst im WDR-Fernsehen und mittlerweile bei Kabel 1 Menschen vor laufender Kamera beim gewinnbringenden Entrümpeln hilft, gehört zur Kundschaft. Er hat mittlerweile ein eigenes Regal angemietet. „Vor einigen Wochen wurde eine Familie aus Bottrop beim Entrümpeln für die Fernsehsendung begleitet, einen Teil ihres Trödels verkaufte sie bei uns“, erklärt Bußler.

Preise nach ideellem Wert

Dabei gehe es vielen nicht nur um den Gewinn – im Schnitt bringt ein Regal im Monat zwischen 150 und 250 Euro – sondern auch um den Austausch mit Gleichgesinnten. „Rund 90 Prozent unserer Verkäufer sind Frauen. Wenn sie ihre Waren an unserem Packtisch mit Preisen etikettieren, geht es dort zu wie früher auf einem Marktplatz“, sagt Bußler und lacht.

Es gibt mehrere Regalgrößen, die Standardvariante kostet pro Tag 3,50 Euro bei einer Mindestlaufzeit von zwei Wochen. Pro Monat zahlen die Verkäufer 84 Euro plus zehn Prozent ihres Umsatzes ans Café Konsumreform.
Es gibt mehrere Regalgrößen, die Standardvariante kostet pro Tag 3,50 Euro bei einer Mindestlaufzeit von zwei Wochen. Pro Monat zahlen die Verkäufer 84 Euro plus zehn Prozent ihres Umsatzes ans Café Konsumreform. © Stefan Arend / FUNKE Foto Services

Anderen Menschen wiederum gehe es auch darum, Dinge los zu werden, mit denen sie schmerzliche Erinnerungen verbinden: „Eine junge Frau hat sich auf diesem Weg über Wochen von dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters getrennt. Das war sehr schwierig, andererseits auch ein Stück Trauerbewältigung“, sagt der 48-Jährige. Entsprechend wählten manche Trödler ihre Preisen oft nach ideellen Vorstellungen – was für Schnäppchenjäger oft ein Vorteil sei, erklärt der Profi: „Da wird das vom materiellen Wert gesehen günstigere Stück eines geliebten Menschen teurer angeboten als die hochwertige Vase der garstigen Schwiegermutter.“

So funktioniert das Konzept Konsumreform

Es gibt mehrere Regalgrößen, die Standardvariante kostet pro Tag 3,50 Euro bei einer Mindestlaufzeit von zwei Wochen. Pro Monat zahlen die Verkäufer 84 Euro plus zehn Prozent ihres Umsatzes ans Café Konsumreform. Dabei gibt es die Garantie, die „Mietkosten“ für das Regal wieder herein zu bekommen. Jedes Produkt wird gescannt – wandert es über die Ladentheke, wird sein Verkäufer sofort per E-Mail informiert. Aus Sicherheitsgründen muss jeder seine Tasche abgeben. Zudem wird der Laden mit Kameras überwacht. Den Preis eines Produkts bestimmt jeder Verkäufer selbst. Weitere Informationen auch hier.

Kontakt & Öffnungszeiten

Café Konsumreform im GeKu-Haus, Viehofer Straße 31, 45127 Essen City-Nord, Öffnungszeiten Café: Café täglich ab 9.30 Uhr, Montag bis Donnerstag bis 20 Uhr, Freitag und Samstag bis 23 Uhr, So bis 18 Uhr. Öffnungszeiten Shop: Mo bis Samstag von 10 bis 20 Uhr, sonntags So geschlossen. Telefon Café: 0201/47 09 16-41, Telefon Shop: 0201/47 09 16-13. Web: konsumreform.de & kosumreformshop.de, zur Facebook-Seite des Café Konsumreform.