Essen. Viele Regionen sind keine Risikogebiete mehr, bei den Essener Reisebüros gehen dennoch kaum Buchungen ein. Experten-Tipps für die Reiseplanung.

Kurz vor Beginn der Osterferien sind viele beliebte Reiseziele keine Risikogebiete mehr. Die Balearischen Inseln, Teile Portugals, Dänemarks und des spanischen Festlandes sowie die Bahamas wurden von der Risikoliste des Robert Koch-Instituts gestrichen. Viele Flüge nach Mallorca sind bereits ausgebucht, die Nachfrage boomt. Die meisten Essenerinnen und Essener verzichten hingegen darauf, im Reisebüro einen Urlaub zu buchen.

Die Nachfrage sei sehr gering, die Pandemie für die Branche „ein Alptraum, der nicht endet“, berichtet Christoph Malms, Inhaber des Reisebüros „Travel Star“ in Burgaltendorf. Die Reiselust seiner Kundinnen und Kunden sei zwar ungebrochen, einige Buchungen für Mallorca seien bereits eingegangen. Doch für die meisten sei die Ungewissheit zu groß.

Urlaubsplanung trotz Corona stellt Reisebüros vor große Herausforderungen

„In welche Länder kann ich reisen? Welche Einreisebeschränkungen gibt es? Was passiert, wenn mein Urlaubsort, während ich dort bin, zum Risikogebiet erklärt wird?“ All dies seien Fragen, denen sich seine Kunden gegenübergestellt sehen – und auf die auch Malms nicht immer eine passende Antwort parat hat.

„Normalerweise beraten wir unsere Kunden so umfassend, dass sie sich um nichts mehr kümmern müssen. Das ist aktuell nicht möglich“, beklagt auch Michael Lieske vom Reisebüro „Heinrich & Co.“ in Rüttenscheid.

Planungsunsicherheit und Einschränkungen

Anfang März, als die Temperaturen in Essen an der 20-Grad-Marke kratzen, seien zwar einige Neubuchungen für den Frühling und den Sommer eingegangen. „Aber das steht in keinem Verhältnis zu normalen Jahren. Da können wir nicht mal den Strom von bezahlen“, berichtet Lieske.

Neben der erheblichen „Planungsunsicherheit“ sieht er die vielen Einschränkungen als Ursache für die Zurückhaltung. Leere Restaurants, geschlossene Geschäfte, Maskenpflicht am Strand: „So macht Urlaub für viele keinen Spaß“, weiß Lieske.

Verbraucherzentrale NRW warnt vor Risiken

„Wer jetzt eine Reise bucht, muss wissen, dass er ein großes Risiko eingeht“, mahnt Manuela Duda, Leiterin der Verbraucherzentrale NRW in Essen. Reisewillige sollten sich bei der Planung „sehr genau über die Regelungen vor Ort“ informieren, am besten über die Seite des Auswärtigen Amtes.

Außerdem sollte der Buchungsprozess laut Duda „genau dokumentiert“ werden. Sie rät beispielsweise dazu, am Tag der Buchung einen Screenshot der Internetseite des Auswärtigen Amtes zu machen.

Generell sollten Reisende die Vertragsbedingungen vorab genau überprüfen. Dies gilt insbesondere für die sogenannten „Flex-Tarife“, mit denen viele Reiseanbieter auf die Unsicherheiten in der Corona-Pandemie reagieren.

Um sicherzugehen, dass diese tatsächlich eine einfache Stornierung oder Umbuchung garantieren, müssten mehrere Punkte kontrolliert werden, welche die Verbraucherzentrale in einer Checkliste zusammengefasst hat. Darunter zum Beispiel: Wie lange vor Reiseantritt kann man umbuchen? Für welche Reiseart gilt der Tarif?

Pauschalreisen bieten mehr Sicherheit als Individualreisen

Insgesamt seien Pauschalreisende „besser abgesichert“ als Individualreisende, sagt Duda. Denn zum einen sehe das Pauschalreiserecht ein Recht auf Stornierung vor und schützt vor einer Insolvenz des Anbieters.

Zum anderen muss, bis auf eine Anzahlung, der Urlaub im Normalfall erst vier Wochen vor Reiseantritt bezahlt werden. Die Chance, dass bei der Zahlung eine zuverlässige Prognose für den Reisezeitraum vorliegt, ist damit deutlich höher.

Kunden warten lange auf Rückerstattung der Reisekosten

Dennoch warnt sie: „Es besteht immer die Gefahr, dass man auf der Anzahlung oder den gesamten Reisekosten sitzen bleibt, vor allem, wenn man trotz Reisewarnung bucht.“ Problematisch sei auch, dass Reisende teils sehr lange auf die Rückerstattung ihrer Kosten warten würden. Obwohl die Frist für Flugreisen bei einer, für Pauschalwochen bei zwei Wochen liege, berate sie aktuell viele Verbraucherinnen und Verbraucher, die seit einem Jahr auf ihr Geld warten.

Reisebüro-Inhaber Malms kann die Zurückhaltung seiner Kunden deshalb „vollkommen verstehen.“ Er denkt, dass die Buchungen erst wieder zunehmen, sofern schneller geimpft wird: „Die Impfung ist die einzige Hoffnung, die wir haben.“