Essen-Steele. Steeler Stadtgarten, Ruhrpromenade und Steeles City sind seine Arbeitsplätze: Der Stadtteil hat seinen Kümmerer. Politik fordert einen weiteren.

Steeler Stadtgarten, Ruhrpromenade sowie der Grend- und Kaiser-Otto-Platz: Das sind die neuen Arbeitsplätze von Ralf Bradtka, denn der 55-Jährige ist der neue Kümmerer für den Stadtteil. Er wird Missstände wie Vermüllung im Blick haben und Ansprechpartner für Bürger sein. Hinter der Idee steckt die Steeler Bürgerschaft. Die CDU hält derweil an ihren Plänen fest: Ein weiterer Kümmerer soll her.

Nun ist zunächst Ralf Bradtka vor Ort. Der gelernte Fliesenleger war zuletzt in der Gemeinwohlarbeit beschäftigt, hielt als Friedhofsbegeher Essens Ruhestätten im Blick. So ruhig sollen seine neuen Aufgaben nun nicht werden, denn Passanten sollen sich mit Sorgen und Nöten an ihn wenden, wenn etwas im Argen liegt. Er soll die Anliegen an die richtigen Stellen im Stadtteil weiterleiten. „Wir wollen Bürgern das Angebot machen, dass jemand als direkter Ansprechpartner da ist“, erklärt Eduard Schreyer, Vorstand der Bürgerschaft und FDP-Ratsherr. Keine ganz neue Idee, denn vor rund zehn Jahren habe es bereits einen Quartiershausmeister gegeben.

Der Kümmerer ist täglich da, anders als die Entsorgungsbetriebe

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Ob nun Sauberkeit oder Vandalismus im Stadtgarten („der Aussichtspunkt wurde häufig heimgesucht“), Beschädigungen an der Ruhrpromenade oder Müll auf dem Grend- und Kaiser-Otto-Platz: Der Kümmerer soll insgesamt 15 Stunden in der Woche im Einsatz sein. Denn, so ist Schreyer überzeugt, bei dieser Aufgabe komme es auch auf die Frequenz, auf das Stetige an. Der Kümmerer sei täglich da, anders als die Entsorgungsbetriebe, öfter als Ordnungsamt und Polizei soll es sein.

Zogen an einem Strang, um einen Kümmerer für Steele zu gewinnen: v.li. Uwe Zander, Ralf Bradtke, Eduard Schreyer, Marc Winter, Tanja Fortkord und Dirk Kolacek sim Steeler Stadtgarten.
Zogen an einem Strang, um einen Kümmerer für Steele zu gewinnen: v.li. Uwe Zander, Ralf Bradtke, Eduard Schreyer, Marc Winter, Tanja Fortkord und Dirk Kolacek sim Steeler Stadtgarten. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Gestartet ist Ralf Bradtka nun bereits, noch fehlen die richtige Kleidung (mit Logo und Wappen der Bürgerschaft soll er erkennbar sein) und das Handy. „Sein Vertrag läuft zunächst über zwei Jahre“, sagt Marc Winter von der Stadttochter Arbeit und Bildung GmbH, mit deren Hilfe der Kontakt zu dem 55-Jährigen kam. Dieser werde nun nicht deutlich mehr Geld zur Verfügung haben als zuvor, aber er möchte anpacken, statt zu Hause zu bleiben. Da die Bürgerschaft ihn als Verein nicht habe einstellen können, sei wiederum Dirk Kolacek vom Garten-Landschaftsbetrieb Stadt Grün Ruhr GmbH eingesprungen.

Das Projekt in südliche Stadtteile wie etwa Kettwig ausweiten

„Wir hoffen mit der Vernetzung von bürgerlicher Initiative und unternehmerischem Engagement Nachahmer motivieren zu können und ein Zeichen der Verantwortung gegenüber den Stadtteilen zu setzen“, appelliert Dirk Kolacek an andere Unternehmer.

„Natürlich setzen wir darauf, dass der Mehrwert, den Ralf Bradtka dem Stadtteil bieten kann, auch nach den zwei Jahren anerkannt wird und sich bis dahin eine Möglichkeit der Refinanzierung zur Weiterbeschäftigung findet“, hofft Marco Winter. Ein weiterer Wunsch sei es, das Projekt auch in die südlichen Stadtteile auszuweiten, nach Kettwig etwa.

CDU fordert einen Quartiersbeauftragten für Steele und Kray

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Wo auch immer ein Kümmerer eingesetzt wird: Es könne vor allem um weitere Dinge gehen, die sonst niemand tue: „Moos von Verkehrsschildern entfernen oder auf das angedachte Grillverbot hinweisen“, fällt Marc Winter ein. Müll ist ein weiteres Thema.

Kontakt zur Arbeit und Bildung Essen GmbH

Eingestellt wurde der Stadtteilkümmerer über das Teilhabe- und Chancengesetz „16i“ aus dem Sozialgesetzbuch II bei der Stadt Grün Ruhr GmbH. Vorausgegangen waren Beratung und der Kontakt zum Job-Center. Dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb entstünden so nun in den ersten zwei Jahren der Beschäftigung nahezu keine Kosten, erklärt Marco Winter von der Arbeit und Bildung Essen GmbH.

Wer sich über die Umsetzung informieren möchte oder selbst Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sucht, wendet sich an Marco Winter: 0201-8872470.

Persönliche Termine sind nach Absprache im Beratungsbüro an der Bochumer Straße 47 in Steele möglich.

Dieses hat allerdings auch die CDU in der Bezirksvertretung im Blick, mit ihrer Forderung nach einem Quartiersbeauftragten. Den sollen die Entsorgungsbetriebe aus ihren Reihen stellen - so heißt es in dem Antrag, der dem Stadtteilparlament vorliegt. Nein, die Initiative der Bürgerschaft mache ihr Anliegen keinesfalls überflüssig, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Feige, der sich durchaus über den Vorstoß der Bürgerschaft gewundert habe.

Folge nun also ein weiterer Kümmerer der EBE, solle der sich mit offiziellen Sachen beschäftigen wie Graffiti entfernen, Müllbeutel wechseln oder beschädigte Mülltonnen melden – er soll in Steele und an zwei Tagen in der Woche in Kray unterwegs sein, erklärt der CDU-Politiker. „Bestenfalls würden die beiden sich ergänzen.“