Essen. Vermüllung verhindern, Ansprechpartner sein, Schäden melden: Das sollen Aufgaben eines Kümmerers in Steele sein. Doch es gibt Kritik.

Achtlos weggeworfener Müll, zahllose Kippen rund um die Mülleimer: Die Vermüllung in den Stadtteilen ist immer wieder Thema. Auch in der Steeler City ist diese Bürgern wie Politikern längst ein Dorn im Auge. Nun soll es ein Kümmerer richten, der die Sauberkeit im Stadtteil im Blick halten soll. Das fordern Bezirksvertreter. An der Idee gibt es jedoch auch Kritik.

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Die CDU als Antragsteller nennt als positive Beispiele Großstädte wie Hamburg, aber auch die Essener Innenstadt, wo es bereits einen Kümmerer und gute Erfahrungen der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) gebe. Denn die EBE soll es auch sein, die einen Kümmerer oder Quartiersbeauftragten in Steeles Mitte einsetzen soll.

In Horst gibt es bereits zwei Quartierskümmerer

Ein Beispiel führt zudem in den Nachbarstadtteil Horst: Dort haben zwei langzeitarbeitslose Essener eine Beschäftigung als Quartierskümmerer im Hörsterfeld und im Bergmannsfeld gefunden, haben besonders illegalen Müll im Blick. Angestellt sind die bei der CSE, gefördert wird der Einsatz vom Jobcenter. "Die Bezirksvertretung hat sich mit einigen Tausend Euro an der Umsetzung beteiligt", weisen Ratsfrau Michaela Heuser und Ratsherr Gerd Hampel (SPD) auf das Projekt hin.

In Steele aber sollen die Aufgaben vielfältiger sein. Und Bezirksvertreter Klaus-Dieter Feige (CDU) geht noch weiter, sieht Steele als Haupteinsatzort, möchte jedoch an ein oder zwei Tagen Kray einbeziehen. Dort vor allem die Krayer Straße, den Bereich um den Tempelhof: "Dort wird immer wieder illegaler Sperrmüll abgestellt", sagt er. In Steele wiederum türme sich oft wilder Müll im Bereich der Kaiser-Wilhelm-Straße auf einer Grünfläche. Mülleimer würden abgerissen oder aufgebrochen. Und: "Es gibt nichts, was nicht besprüht wird."

Schwere Tätigkeiten soll der Kümmerer nicht übernehmen

Die Idee laut Antrag der CDU: Wäre der Kümmerer mit einem Lastenrad unterwegs, könnte er Werkzeug und Material transportieren ("Lappen und Putzmittel etwa, um mal etwas abzuwischen") und die Wege zwischen den Stadtteilen umweltfreundlich zurücklegen. "Es gibt Mitarbeiter bei der EBE, die für die körperlich schwereren Arbeiten nicht mehr voll einsatzfähig sind, aber solche Aufgaben durchaus übernehmen könnten", findet der Christdemokrat. Denn schwere Tätigkeiten soll ein Kümmerer nicht übernehmen.

In der neuen Funktion soll der Zuständige ebenso Schäden (z.B. verschmutzte oder beschädigte Blumeninseln und Brunnen) sowie Beschwerden weitergeben, Papierkörbe und Aschenbecher leeren - falls nötig. Verdreckte Laternen, Poller, Schilder oder Bücherschränke, zerstörte Bänke oder abgerissene Abfalleimer könnte er gleich der Stadt melden und für die Bürger, Besucher und ansässigen Geschäftsleute Ansprechpartner sein. Mit Konflikten solle er umgehen und Eigeninitiative ergreifen können.

Politiker äußern vielfältige Bedenken

Mit Hilfe dieser täglichen Einsätze (Ortskenntnisse vorausgesetzt) soll Steeles City aber nicht nur sauberer werden, der Kümmerer soll auch ein Auge darauf haben, dass vorhandene Vorrichtungen funktionieren. Sind also Verkehrsschilder derart beklebt, dass es die Sicherheit gefährdet, quellen Mülleimer über, informiert er die Zuständigen, um so rasch auf direktem Weg Abhilfe zu schaffen.

So viele Aufgabenbereiche auf einen Quartiersbeauftragten warten, so zahlreich sind auch die Bedenken der Politiker. Dieser Einsatz könne dazu führen, dass sich sonst niemand mehr zuständig fühle (FDP). Die Kosten (für die Bezirksvertretung neutral) würden zu Lasten aller Bürger gehen (Die Linke/SPD). Das könnte für Unmut in anderen Quartieren sorgen.

Argument der höheren Müllgebühren greife nicht

Dazu sollen nun zunächst EBE-Mitarbeiter eingeladen werden, um gemeinsam Möglichkeiten zur Verbesserung der Sauberkeit in Steele und Kray zu beraten. Zudem wollen die Politiker in den Nachbarstadtteil blicken und sich über die Erfahrungen in Horst informieren, bevor eine Entscheidung für Steele fällt.

Fest steht aber für Klaus-Dieter Feige jetzt schon, dass das Argument mit höheren Müllgebühren für die Allgemeinheit nicht greife. Wenn es ein Mitarbeiter der EBE werden soll, stehe dieser doch ohnehin in Lohn und Brot bei dem Entsorger: "Ob er sich nun mit der Müllabfuhr oder der Situation in Steele beschäftigt."

Info:

Seinen Appell richtet der Linken-Politiker Jürgen Zierus an die Ratsmitglieder, die mit EBE und Remondis verhandelten und über Vertragsinhalte beraten könnten. So gäbe es bei der EBE Abfallberater, deren Aufgaben ihm nicht klar seien. Hinterfragt wird zudem der Nutzen der städtischen Mängelmelder-App, würde diese funktionieren, wäre der beantragte Einsatz nicht notwendig.

Die Fußgängerzone in Steele sei mit einem Reinigungsintervall von fünf Mal wöchentlich bereits einer der meist gereinigten Orte in Essen, findet wiederum Ernst Potthoff (Grüne). Daher sei über Maßnahmen nachzudenken, die tatsächlich kostenneutral sein müssten.

Ehrenamtliche Projekte, wie die Waste-Walk-Initiative, sieht Ratsherr Eduard Schreyer (FDP) als zielführender. Nach einigen anderen bereits gescheiterten Versuchen lautet seine Überzeugung, dass man sich entweder um die Sauberkeit oder um andere Belange des Quartiers kümmern könne.