Essen-Bochold. Wegen Kanalarbeiten wird die Bocholder Straße gesperrt. Die neue Umleitung könnte negative Folgen für das Gewerbegebiet Wolfsbankring haben.

Wegen Kanalbauarbeiten muss die Bocholder Straße in Essen Monate lang gesperrt werden. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Verkehr auf der stark befahrenen Straße, sondern möglicherweise auch gravierenden Einfluss auf das angrenzende Gewerbegebiet Wolfsbankring.

Vor genau einem Jahr starteten die Essener Stadtwerke ihre Baustelle an der Bocholder Straße. Seitdem pflügt ein Bagger auf einer Länge von 800 Metern durch das Erdreich, um einen neuen Abwasserkanal zu verlegen. Die bislang letzte Station der Wanderbaustelle lag im Kreuzungsbereich der Bocholder Straße und der Otto-Brenner-Straße. Nun zieht die Baustelle weiter in den Bereich zwischen Otto-Brenner-Straße und Butzweg.

Bislang floß der Verkehr an der Kanalbaustelle auf der Bocholder Straße vorbei

Die Bauarbeiten an der Bocholder Straße begannen schon vor einem Jahr. Lange blieb die wichtige Straße in Bochold befahrbar, nun ist sie komplett dicht.
Die Bauarbeiten an der Bocholder Straße begannen schon vor einem Jahr. Lange blieb die wichtige Straße in Bochold befahrbar, nun ist sie komplett dicht. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Bislang konnte der Verkehr - durch eine Ampel geregelt - an der Baustelle vorbeifließen, doch nun wurde der Baustellenbereich komplett gesperrt. „Da die Kanaltrasse in der Straßenmitte liegt, ist eine abschnittweise Vollsperrung der Bocholder Straße leider unausweichlich“, sagt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Der Kanal wird in einer Tiefe von rund vier Metern verlegt. „Das entspricht ungefähr der dreifachen Tiefe gegenüber einer normalen frostfreien Verlegung von Leitungen“, erklärt Pomplun. Von daher müsse für die Baumaßnahme entsprechend großes Gerät eingesetzt werden. „Für den Verkehr ist da kein Platz mehr auf der zweispurigen Straße.“

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Nun also muss der Verkehr entsprechend umgeleitet werden. Die aktuelle Route führt, wenn man die Bocholder Straße aus Richtung RWE-Stadion befährt, über die Otto-Brenner-Straße, Borbecker Straße und Wüstenhöferstraße wieder auf die Bocholder Straße zurück, aus der entgegengesetzten Richtung in umgekehrter Reihenfolge. Kurzum: eine dem Gewerbegebiet vorgelagerte Rundreise.

Festgelegte Umleitung birgt Gefahren auch für das angrenzende Gewerbegebiet

Eine schlechte Nachricht für alle, die die Bocholder Straße regelmäßig nutzen, aber auch eine für die Anwohner im Gewerbegebiet Wolfsbankring, „da die Umleitung einen negativen Einfluss auf den Verkehr vor Ort haben dürfte“, wie Kevin Kerber, stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV IV, vermutet.

Die Kreuzung Germaniastraße/Wolfsbankstraße: Anwohner fordern, dass die Zufahrt zum Gewerbegebiet für schwere Lkw gesperrt wird, da diese beim Rangieren Straßenschilder und Häuser beschädigen.
Die Kreuzung Germaniastraße/Wolfsbankstraße: Anwohner fordern, dass die Zufahrt zum Gewerbegebiet für schwere Lkw gesperrt wird, da diese beim Rangieren Straßenschilder und Häuser beschädigen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Hintergrund dieser Annahme ist ein aktueller Antrag von Anwohnern der Germaniastraße, die sich über den Lkw-Verkehr im Einmündungsbereich Wolfsbankstraße/Germaniastraße beklagen. Demnach verkehren dort zunehmend Lkw, um das Gewerbegebiet am Wolfsbankring anzufahren bzw. dies zu verlassen. Beim Abbiegen von der Wolfsbankstraße in die Germaniastraße würden die Brummis jedoch regelmäßig Beschädigungen an Verkehrszeichen und parkenden Fahrzeugen verursachen.

Die Antragsteller verweisen auf einen Vorfall im Januar 2020, bei dem ein Lkw beim Rechtsabbiegen von der Wolfsbankstraße in die Germaniastraße ein Verkehrszeichen sowie die Außenwand des Gebäudes Germaniastraße 199 (Wohnhaus der Antragsteller) beschädigte. Im August 2020 sei das Verkehrszeichen 222 (vorgeschriebene Vorbeifahrt) auf der Querungshilfe im Kreuzungsbereich von einem Lkw-Fahrer entfernt worden, um einen größeren Kurvenradius für sein Fahrzeug zu erreichen.

Anwohner der Germaniastraße fordern Durchfahrtverbot für Lkw zur Wolfsbankstraße

Nun fordern die Anwohner ein Durchfahrtverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen an der Wolfsbankstraße zwischen der nördlichen Einmündung Wolfsbankring und der Germaniastraße. Damit wäre eine von insgesamt drei Zufahrten zum Gewerbegebiet passé. Verbleiben würde nur noch die Zufahrt über die Borbecker Straße/ Wolfsbankring im westlichen Bereich und eben der Weg über die Zufahrt Bocholder Straße/Wolfsbankstraße im Südosten. Doch der sei durch die Umleitung zwar möglich, aber unkomfortabel, sagt Kerber. Da die Umleitung sowieso über die Borbecker Straße führe, sei zu erwarten, dass die Anlieferer, aber auch die Anwohner, künftig den Weg über die Borbecker Straße in den Wolfsbankring favorisierten. „Was zu einem echten Hotspot führen könnte“, warnt Kerber.

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Dass der Antrag der Anwohner in der BV (Sitzung: 9. März, 17 Uhr, Schloss Borbeck, Schloßstraße 311) durchgewunken wird, erscheint mehr als realistisch, da sich die Verkehrsbehörde aufgrund der Berechnung von Schleppkurven größerer Lkw bereits im Vorfeld für die Notwendigkeit eines Durchfahrtsverbotes für Lkw über 7,5 Tonnen an der Wolfsbankstraße ausgesprochen hat. Auch von Seiten der Polizei bestehen keine Bedenken gegen eine entsprechende Verkehrsbeschränkung.

Bezirksvertreter Kevin Kerber befürchtet zu viel Verkehr auf der Borbecker Straße

Zwar trägt Kevin Kerber diese Entscheidung mit, gibt aber zu bedenken, dass es im Zusammenhang mit der Kanalbaustelle zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen an besagter Stelle kommen könnte. „Daher sollten wir in der Bezirksvertretung überlegen, ob wir die Durchfahrtssperre für Lkw an der Germaniastraße nicht besser bis zum Ende der Kanalarbeiten aussetzen.“ Dies alles vor dem Hintergrund, dass es an der Wolfsbankstraße zuletzt zu starken Verkehrsbehinderungen durch wild parkende Lkw gekommen war.