Bochold. Seit Monaten klagen Anwohner im Gewerbegebiet Wolfsbankring in Essen-Bochold über falsch geparkte Lkw. Die Stadt tut sich mit Kontrollen schwer.

Bereits seit dem Sommer vergangenen Jahres erreichen Kevin Kerber regelmäßig Klagen von Bürgern, die nach Feierabend keinen Parkplatz mehr nahe ihrer Wohnungen finden. „Hier gab es viele Jahre lang den Gardinenhandel Haase. Doch seit der Eigentümer des Domizils gewechselt hat, hat sich die Situation deutlich verschärft“, sagt eine Anwohnerin. Ihren Namen möchte sie nicht nennen, „weil ich hier schon seit 20 Jahren in Frieden wohne und dies auch so bleiben soll.“ Sie befürchtet Streitgespräche mit den Fahrern, die nun regelmäßig ein dort ansässiges Möbelhaus beliefern.

LKW stehen mitunter entgegen der Fahrtrichtung am Straßenrand

So sah es im Gewerbegebiet bereits im Sommer vergangenen Jahres aus.
So sah es im Gewerbegebiet bereits im Sommer vergangenen Jahres aus. © Kevin Kerber

Die Nachbarin erinnert sich an Szenen, als Lkw direkt vor den zur Straße ausgerichteten Balkons parkten – je nach Außentemperatur über Stunden mit laufendem Motor, um die Standheizung in Gang zu halten. „Das hat mittlerweile etwas nachgelassen. Wohl auch, weil sich viele Anwohner beim städtischen Ordnungsamt beschwert haben“, vermutet sie. Doch an der grundsätzlichen Problematik hat das wenig geändert. „Mittlerweile haben viele Nachbarn aufgegeben, weil sich an der Situation trotz Meldung nachhaltig nichts ändert“, sagt die Anwohnerin enttäuscht.

Die Situation vor Ort in Bochold bleibt in der Tat prekär: „Mitunter parken die Trucks sogar gegen die Fahrtrichtung direkt am Straßenrand“, weiß Kevin Kerber. „Dadurch blockieren sie nicht nur die Parkplätze, sondern gefährden auch den fahrenden Verkehr, weil es auf der Straße immer enger zugeht.“ Mitunter schlafen die Fahrer sogar über Nacht in ihren Fahrzeugkabinen und entsorgen den sich ansammelnden Unrat in den anliegenden Vorgärten. „Da hockt sich so mancher auch schon mal hinter einen Baum und verrichtet dort sein Geschäft, weil die wohl keine Toilette haben“, sagt die Anwohnerin.

Lagerfeuer im Gewerbegebiet entfacht

Bei Kevin Kerber, stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV IV, landeten zuletzt zahlreiche beschwerden und Hinweise der Anwohner auf dem Schreibtisch.
Bei Kevin Kerber, stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV IV, landeten zuletzt zahlreiche beschwerden und Hinweise der Anwohner auf dem Schreibtisch. © Kevin Kerber

Etliche dieser Verstöße hat Ortspolitiker Kevin Kerber mittlerweile auf Fotos dokumentiert – zu unterschiedlichen Tagen und Tageszeiten. Darunter sogar einen Fall, bei dem sich offensichtlich Fahrer an einem selbst entfachten Lagerfeuer auf dem Gewerbegelände wärmten. Die Anwohnerin, die praktisch gegenüber wohnt, erinnert sich: „Durch den Wind wurde der Qualm direkt zu unseren Häusern geweht, so dass ich sogar die Fenster zur Straße schließen musste.“

Die Fotos liegen auch dieser Redaktion vor, die die Stadt mit den Aufnahmen konfrontierte. „Dem städtischen Ordnungsamt liegen aktuell keine Erkenntnisse über das Campieren, inklusive Feuerstellen, von Lkw-Fahrer*innen am Wolfbankring vor“, erklärte Stadtsprecher Patrick Opierzynski beizeiten. Gleiches gelte auch für das Nächtigen in den Fahrzeugen bei laufendem Motor. Gleichzeitig kündigte er ob der neuen Faktenlage und aufgrund der Schilderungen verstärkte Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes an, beispielsweise auch in den Abendstunden und auch am Wochenende – und wurde prompt fündig.

Seit Januar erwischte der städtische Ordnungsdienst fünf Falschparker

Blick auf die Wolfsbankstraße: So dicht liegen in Essen-Bochold Gewerbe und Wohnbebauung zusammen.
Blick auf die Wolfsbankstraße: So dicht liegen in Essen-Bochold Gewerbe und Wohnbebauung zusammen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

So seien nach Kontrollen der Verkehrsüberwachung an verschiedenen Tagen seit Anfang Januar dieses Jahres insgesamt fünf unberechtigt parkende Fahrzeuge auf den für Pkw vorgesehenen Seitenstreifen verwarnt worden. Es handelte sich dabei sowohl um Lastkraftwagen als auch Fahrzeuge der Sprinter-Klasse. „Auch künftig werden der Kommunale Ordnungsdienst sowie die Verkehrsüberwachung vor Ort Kontrollen durchführen“, kündigt Stadtsprecher Patrick Opierzynski auf Nachfrage der Redaktion nun an.

Dass die Zahl der entdeckten Ordnungswidrigkeiten bislang eher gering ausfällt, wundert Ortspolitiker Kevin Kerber eher weniger. „Die Fahrer übernachten zumeist über das Wochenende und liefern ihre Waren erst spät abends an. Dann ist vom Ordnungsamt niemand mehr unterwegs.“

Polizei unterstützt Ordnungsdienst

Der städtische Ordnungsdienst ist nicht die gesamte Woche über unterwegs. Deshalb springt am Sonntag und nach 22 Uhr in aller Regel die Polizei ein. „Wir haben unseren zuständigen Bezirksbeamten über die Beschwerden der Anwohner informiert“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst.

Die Stadt ahndet Ordnungswidrigkeiten im Gewerbegebiet mit den gängigen Bußgeldern. Beispielsweise müssen Falschparker mit 50 Euro Strafgeld rechnen. Das Entfachen von Feuerstellen in der Öffentlichkeit schlägt hingegen mit 100 Euro zu Buche – plus einer Bearbeitungsgebühr.

Die Stadt beruft sich darauf, dass für die Kontrollen an Sonntagen sowie wochentags ab 22 Uhr die Polizei zuständig sei. Dem widerspricht Polizeisprecher Christoph Wickhorst: „Grundsätzlich ist das Ordnungsamt für den ruhenden Verkehr zuständig. Zu bestimmten Zeiten ist aber das Ordnungsamt nicht mehr im Dienst und die Polizei übernimmt diese Aufgabe zusätzlich.“ Es komme jedoch vor, dass aufgrund einer aktuellen Einsatzlage erst zeitversetzt der Einsatz wahrgenommen werden kann. Daher sollte immer auch das Ordnungsamt informiert werden. Sollte jedoch eine Gefahr bestehen, kann die Polizei jederzeit angerufen werden.

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Gefahrenpunkte können beispielsweise offene Feuer sein. „Aber auch wenn Fußgänger durch den parkenden Verkehr so beeinträchtigt werden, dass sie auf die Straße wechseln müssen, kann man uns alarmieren.“ Ansonsten würden generell alle eingehenden Beschwerden, die in das Ressort der Ordnungsdienste fallen, umgehend an die Stadt weitergeleitet, baut Christoph Wickhorst eine goldene Brücke für alle Betroffenen.

Eine gute Nachricht gibt es noch: Momentan ist es eher ruhig im Bocholder Gewerbegebiet. „Da haben Schnee und Eis sicherlich eine Rolle gespielt“, sagt Kevin Kerber. „Die Seitenstreifen waren so zum Teil gar nicht zu beparken.“

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