Essen-Heisingen/Bergerhausen. Busse sollen zwischen Heisingen und Bergerhausen nicht mehr im Stau stehen, fordern die Grünen. Reaktionen anderer Parteien sind unterschiedlich.

Elli Schulz

Der Dauerstau im Berufsverkehr auf der Wuppertaler Straße ärgert viele. Für Busse soll damit Schluss sein, wenn es nach den Vorstellungen der Grünen geht. Sie fordern eine Busspur ab der Auffahrt Heisingen in Fahrtrichtung Innenstadt/Ruhrallee und wollen einen entsprechenden Prüfauftrag in den zuständigen Bezirksvertretungen VIII und II veranlassen. CDU-Ratsherr Dirk Kalweit hält es für sinnvoll, den Nahverkehr so zu stärken, die FDP befürchtet die Mehrbelastung anderer Strecken.

Der Vorstoß der Grünen, die Einrichtung einer separaten Busspur auf der Wuppertaler Straße prüfen zu lassen, findet geteiltes Echo. CDU-Ratsherr Dirk Kalweit befürwortet das Ansinnen durchaus, um durch eine Zeitersparnis die Nutzung von Bussen auf der Strecke attraktiver zu machen. Er verweist auf einen entsprechenden Passus in den Koalitionsvereinbarungen mit den Grünen. Allerdings sieht Kalweit nicht die Notwendigkeit, dem Autoverkehr eine Fahrspur wegzunehmen.

CDU-Ratsherr befürwortet ein Zeichen in Richtung Verkehrswende

„Die CDU Kupferdreh/Byfang hat sich – anders als die Essener CDU – schon immer gegen eine Nord-Süd-Autobahn ausgesprochen“, sagt Kalweit. Solange eine solche nicht vom Tisch sei, könne man den breiten Fuß-/Radweg neben der Wuppertaler Straße nicht anderweitig nutzen. Da er aber davon ausgehe, dass eine solche Autobahn in der heutigen Zeit nicht mehr kommen werde, könnte man den Raum für die Einrichtung einer Busspur nutzen und so ein Zeichen für die Verkehrswende setzen.

Fortführung der Busspur auf der Ruhrallee

Für CDU-Ratsherr Dirk Kalweit würde eine Busspur auf der Wuppertaler Straße nur Sinn ergeben, wenn sie auf der Ruhrallee fortgesetzt würde.

Er hält eine Realisierung auf der Wuppertaler Straße durch den benachbarten Fuß-/Radweg allerdings für leichter. Die Radfahrer könnten an der Ruhr entlang fahren, was angenehmer sei, als den Weg neben der Straße zu nutzen. Auf der Ruhrallee mit ihrem Alleecharakter sei eine Busspur problematischer.

Nach Ansicht der Grünen stehen auf der Wuppertaler Straße die Busse der Linie 155 mit dem Individualverkehr derzeit oft gemeinsam im Stau. Dadurch ergäben sich häufige Verspätungen mit unangenehmen Folgeauswirkungen auf Anschlussverbindungen ab Annental, heißt es in der Begründung. Nach den Vorstellungen von Bündnis 90/ Die Grünen in den Bezirksvertretungen II und VIII/Ruhrhalbinsel sollte deshalb künftig zwischen der Auffahrt in Heisingen und bis kurz vor der Konrad-Adenauer-Brücke der rechte Fahrstreifen Bussen und Taxis exklusiv als Busspur vorbehalten sein.

Ampelphasen an der Konrad-Adenauer-Brücke in Essen sorgen für Staus

„Auf den ersten Blick wirkt diese Maßnahme für den Individualverkehr vermutlich recht einschneidend. Bei näherer Betrachtung sollten die Auswirkungen allerdings überschaubar sein. Zudem gilt angesichts des Klimawandels: Wer eine nachhaltige Veränderung hin zu mehr umweltfreundlichem Verkehr will, muss den Mut zu solchen Maßnahmen haben“, so der Mobilitätsbeauftragte der BV VIII, Markus Richter.

Der häufige Rückstau ergebe sich hauptsächlich durch die begrenzte Anzahl an Fahrzeugen, die während der Grünphase die Kreuzung an der Konrad-Adenauer-Brücke passieren könnten. Wenn nur unmittelbar vor dieser Kreuzung beide Spuren für alle Fahrzeuge nutzbar blieben, würden dort die Zeitverluste beim Anfahren für den Individualverkehr vermieden werden und die gleiche Anzahl Fahrzeuge könnte passieren. Die Gesamtauswirkung auf das Rückstauverhalten werde durch die Busspur deshalb eher gering ausfallen, den öffentlichen Nahverkehr werde sie jedoch deutlich attraktiver machen.

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Die Fraktionen der Grünen in der BV II und BV VIII wollen einen entsprechenden Antrag zur Prüfung der Umsetzung durch die Verwaltung in die jeweiligen Bezirksvertretungen einbringen. Wenn die Busspur realisiert werde, solle auch geprüft werden, ob die Attraktivität des Busverkehrs durch eine Taktverdichtung oder zusätzliche, umsteigefreie Linien ab dem Knotenpunkt Kupferdreh weiter gesteigert werden könne.

Öffentlicher Nahverkehr soll attraktiver werden

Vor dem Hintergrund des Klimawandels hat die Stadt Essen das Ziel formuliert, die umweltfreundlichen Verkehrsträger deutlich zu stärken, mit dem Ziel gleicher Anteile bis 2035 der Verkehrsträger Fahrrad, Fußverkehr, Bus und Bahn sowie motorisierter Individualverkehr von jeweils 25 Prozent. Für die Erreichung dieses Ziels sei eine Steigerung beim ÖPNV von 19 (2019) auf 25 Prozent bis zum Jahr 2035 nötig.

„Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, müssen Veränderungen in größeren Schritten erfolgen. Die Busspur sollte dann auch auf der Ruhrallee eine Fortsetzung finden, um die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs noch sichtbarer zu machen“, so Malte Lantin, Mitglied der Bezirksvertretung II.

FDP befürchtet Probleme auf anderen Straßen durch Ausweichverkehr

Auf den Vorschlag, die Fahrspuren für alle Verkehrsteilnehmer auf der B 227 zugunsten einer Bus- und Taxispur zu reduzieren, reagiert die FDP-Ratsfraktion mit deutlichen Widerspruch. FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß erklärt: „Eine verfehlte Autobahnplanung und die hohen Pendlerverkehre sorgen auf der Wuppertaler Straße für tägliche Staus. Die seitens der Grünen geforderte Busspur führt zwangsläufig zu Ausweichverkehren über die Heisinger und die Langenberger Straße, die bereits jetzt emissionsbelastet sind, und bremst dadurch andere Busverbindungen aus.“

Als Trugschluss bezeichnen die Freien Demokraten die Erläuterung zu den Ampelphasen und der dadurch erreichbaren Vermeidung von Rückstaus. „Wir sehen eine smarte Ampelschaltung als nützliches Mittel der Staureduzierung. Eine Fahrbahnreduktion wird aber nicht allein durch eine kurze Ausweichspur vor der Konrad-Adenauer-Brücke zu kompensieren sein“, so Schöneweiß.

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