Essen. Mit dem Zollvereinsteig will Essen Marketing an die Erfolge der Wanderwege im Essener Süden anknüpfen. Einweihung ist erst Frühjahr 2022 geplant.
Wandern ist beliebt, in Corona-Zeiten anscheinend noch mehr als sonst. Das lässt sich an jedem Wochenende im Essener Süden besichtigen, wo der Baldeneysteig und der Kettwiger Panoramasteig zwei feste Tour-Größen mit mittlerweile überregionaler Ausstrahlung sind.
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Aber auch im Norden kann man ausgiebig zu Fuß im Grünen unterwegs sein, und das durchaus schon länger. Mit dem neuen Zollvereinsteig will die Essen Marketing GmbH (EMG) nach dem bewährten Vorbildern im Süden nun auch eine markierte Rundwanderung im Norden anbieten.
„Mit Blick auf das gesamte Stadtgebiet ist es für uns zwingend notwendig, den nächsten touristischen Leuchtturm im Norden der Stadt zu installieren“, heißt es in der Entscheidungsvorlage der EMG, die bei den Stadtteilpolitikern Anklang fand. Ein wenig soll der neue Wanderweg also auch die innerstädtischen Empfindlichkeiten berücksichtigen und interessierte Wanderer in Gegenden locken, die sie bislang vielleicht eher gemieden haben. Zu Unrecht übrigens.
Zollverein und Nienhauser Busch als Anker- und Unterbrechungspunkte
Zollverein-Gelände und Nienhauser Busch, der größtenteils zu Gelsenkirchen gehört, sind die Anker der rund 26 Kilometer langen Tour, die sich einen fast geschlossenen Grüngürtel zunutze machen kann und sich an diesen zwei Punkten auch relativ leicht teilen lässt. Wer mag oder schlicht seine Kräfte überschätzt hat, kann von hier aus mit Bus oder Straßenbahn zum jeweiligen Ausgangspunkt zurückfahren, um den zweiten Teil der Tour ein anderes Mal fortzusetzen. Selbst gute Wanderer brauchen für 26 Kilometer bis zu sechs Stunden reine Gehzeit ohne Pausen. Ein Spaziergang ist das nicht mehr.
Die Runde in groben Zügen: Von Zollverein geht es im Uhrzeigersinn über grüne Stadtstraßen zum Kaiser-Wilhelm-Park in Altenessen, dann an der grün eingebetteten Zeche Carl vorbei zum Nordfriedhof, der wie viele der großen Friedhöfe in Essen längst mehr einen Park-Charakter hat und auch genauso angelegt ist. Über grüne Wege führt der Weg dann weiter zur Schurenbachhalde, im Wortsinn der Höhepunkt der Tour, der einen grandiosen Rundblick bietet.
Gelsenkirchen wird großzügig in den Zollvereinsteig einbezogen
Über grüne Wege, die teilweise schon zu Gelsenkirchen gehören, geht es Richtung Nienhauser Park, wo der Weg lange verweilt - die Nachbarstadt wird völlig zu Recht großzügig in den Zollvereinsteig einbezogen. Nach wiederum vielen grünen Wegen ist der Hallo-Park und -Friedhof und erreicht, eine jenseits der unmittelbaren Umgebung weithin unbekannter Geheimtipp in Essen. Über das Stoppenberger Hangetal führt der Steig dann wieder zurück nach Zollverein.
Sicher, das Wort „Steig“ suggeriert Wildnis und schmale Pfade, die selbst die beiden Rundwege im Essener Süden tatsächlich kaum aufweisen. Im Norden reden wir erst recht fast immer über breite Wege, vielfach muss man sie sich mit Radfahrern teilen, und auch Straßenabschnitte lassen sich nicht immer vermeiden.
Die Mischung aus Parks, Halden, Ex-Industrieflächen und grünen Bändern macht den Reiz
Doch die Mischung aus alten Parks, parkähnlichen Friedhöfen, großen ehemaligen Industrieflächen, Kleingartenanlagen, Halden und grünen Wege-Bändern in der Stadtlandschaft hat ihren eigenen Reiz. Wer sich ein bisschen im Essener Norden auskennt, wird vieles vom Zollvereinsteig bereits kennen, sei es von Radtouren, sei es von mehr oder weniger langen Spaziergängen. Das macht aber nichts. Die sinnvolle Vernetzung vorhandener Strukturen ist das Erfolgsgeheimnis der „Steige“, die fast immer ohne neuen Wegebau auskommen – Geld wäre dafür ohnehin nicht da.
„Der Zollvereinsteig wird ein traumhafter Wanderweg werden, auf dem Besucher den Wandel des Ruhrgebiets hautnah erleben können“, schwärmt EMG-Sprecher Florian Hecker. Das Markieren mit dem blau-orangenen Logo wird allerdings Zeit in Anspruch nehmen, erst im Frühjahr 2022 ist die Einweihung des Zollvereinsteigs geplant. Beim Kettwiger Panoramasteig hatte es von der Idee bis zur Fertigstellung sogar noch länger gedauert.
Mit Gesamtkosten von rund 15.000 Euro ist das Einrichten der Wanderroute im Norden übrigens ähnlich günstig wie es die älteren Brüder im Süden waren. Gemessen am Imagegewinn, den Essen dadurch bereits erzielt hat und weiter erzielen könnte, handelt es sich geradezu um Schnäppchen.