Essen-Werden. Die Pfarrei St. Ludgerus hat eine Vorreiterrolle im Bistum Essen: Laura Hassel ist die erste hauptamtliche Jugendbeauftragte. Das sind ihre Ziele.
Das Bistum Essen zählt in fast jeder seiner 42 Pfarreien Jugendbeauftragte, nur drei Stellen sind vorübergehend unbesetzt. Neu ist, dass diese Aufgabe nicht nur von den bestehenden Seelsorgeteams erfüllt wird, sondern Seiteneinsteiger gefragt sind. Drei Pfarreien sind innovative Vorreiter: Sie finden sich in der Bochumer Innenstadt und Wattenscheid sowie jetzt auch im Essener Süden. Laura Hassel, 25, hat hier zu Jahresbeginn ihren Job angetreten.
Die brandneue Jugendbeauftragte der Propsteigemeinde St. Ludgerus lacht viel: „Das gehört zu meiner offenen Art. Ich bin sehr ehrlich und direkt, auch für so ziemlich jeden Spaß zu haben.“ Als Laura Hassel von der Stellenausschreibung erfuhr, hatte sie nur einen Gedanken: „Das ist voll mein Ding. Jugend ist die Zukunft der Kirche.“ Die 25-Jährige sieht Kirche als Wegbegleitung für junge Menschen: „Das Angebot muss attraktiver werden und einen Grund bieten, zur Kirche zu kommen. Einfach mal abschalten und das machen, worauf ich Bock habe. Einfach mal ich sein…“
Jugendbeauftragte hat schon erste Akzente gesetzt
Gespräche mit Propst Jürgen Schmidt und Mitgliedern der kirchlichen Gremien hätten ihr Mut gemacht: „Das war sehr bereichernd, wir haben viel über die Strukturen der von der Fläche her riesengroßen Pfarrei geredet.“ Propst Jürgen Schmidt verweist auf positive Entwicklungen: „Leiterinnen und Leiter aus den vier Gemeinden unserer Pfarrei treffen sich seit längerem zu einem Runden Tisch der Jugend. Dieses beeindruckende Engagement macht deutlich, wie das Zusammenwachsen der Pfarrei unkompliziert und zukunftsorientiert gelingen kann.“ Deshalb sei er sehr dankbar, dass Laura Hassel bereits nach wenigen Wochen an diesem Tisch ihren Platz gefunden habe. „Sie wurde herzlich aufgenommen und hat schon erste Akzente gesetzt.“
Finanziert durch den Innovationsfond
Von den 60 mit der Koordination von Jugendarbeit Beauftragen im Bistum Essen sind etliche Pfarrer, Kaplane, Gemeindereferentinnen; auch gibt es Teams von Ehrenamtlichen. Im Pfarreientwicklungsprozess (PEP) wurde deutlich, dass die immer wichtiger werdenden Belange der Jugend und ihre Koordination verstärkt wahrgenommen werden sollen hauptamtliche Kräfte. Die neu geschaffene Stelle der Jugendbeauftragten von St. Ludgerus ist auf zwei Jahre befristet. Laura Hassel wird ihre 30-Stunden-Woche flexibel handhaben können. Wie ihre Arbeit letztlich konkret aussehe, sei noch nicht endgültig fixiert: „Es gibt keine Erfahrungswerte. Wir alle können da nun dran wachsen und dazu lernen. Ich freue mich drauf.“Propst Jürgen Schmidt weist auf das gute Miteinander hin: „Die Stelle wird finanziert durch den Innovationsfond des Bistums Essen und die großzügige Unterstützung der Fördervereine in unserer Pfarrei.“ Auch andere Pfarreien dächten inzwischen intensiv über hauptamtliche Jugendbeauftragte nach.
In der Tat kann Laura Hassel nach den ersten Wochen im neuen Job strahlen: „Wir haben die herausfordernde Situation bisher gut gemeistert. Wir warten nicht darauf, dass der Lockdown endet, sondern legen jetzt schon los. Ich habe mich bereits online getroffen mit der Gemeindejugend.“ Vertrauen soll aufgebaut werden: „Ich möchte herausfinden, was die Jugendlichen von mir erwarten.“
Mit Leidenschaft und Herzblut im Austausch
Obwohl Jugendarbeit von der Begegnung lebe und sich daher eigentlich schlecht mit Corona vertrüge, könnten die Beteiligten recht gut damit umgehen: „Wir resignieren nicht und bleiben im Austausch. Mit viel Leidenschaft und Herzblut.“
So gehe es aktuell um die Frage: „Wie können wir Spiritualität digital erfahrbar machen für Jugendliche und junge Erwachsene?“ Ein digitaler Kennenlernen-Abend mit allen Jugendleitern hilft dabei, das Eis endgültig brechen: „Aufgezogen als eine Art Pub-Quiz.“ Das Pastoralteam trifft sich ebenfalls digital und Laura Hassel strahlt: „Mit den neuen Arbeitskollegen verstehe ich mich gut.“
Friedensdienst in den USA absolviert
Ihre Familie gehört zwar nicht zu den klassischen Kirchgängern, doch Laura Hassel wuchs auf mit der katholischen Jugendarbeit der Gemeinde St. Michael: „Ich weiß somit, was junge Menschen durch Gemeinschaft erreichen können. Sonst hätte ich nicht zur Kirche gefunden.“ Laura Hassel wohnt mittlerweile in Oberhausen, ist aber immer noch aktiv in ihrer Dellwiger Heimatgemeinde. Ebenfalls ehrenamtlich ist ihr Engagement im Vorstand der katholischen jungen Gemeinde (KjG) des Diözesanverbandes Essen, ein politischer Jugendverbund mit 37 Ortsverbänden und 2000 Mitgliedern.
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Nach dem Abitur auf dem Don Bosco Gymnasium leistete Laura Hassel im Jahr 2016 Friedensdienst in den USA. Ein Jahr lang, wortwörtlich auf den Straßen von San Francisco: „Wir haben dort mit obdachlosen Männern und Frauen gearbeitet, die sich in der Kirche St. Boniface tagsüber ausruhen und auf den Bänken schlafen dürfen.“ Diese prägende Erfahrung hat Laura Hassel endgültig dazu gebracht, ein Studium der sozialen Arbeit aufzunehmen.
Sie möchte Sprachrohr der Jugend in St. Ludgerus sein
Mit dem Bachelor-Abschluss in der Tasche schrieb sie sich ein für ein Fernstudium in Angewandter Theologie, möchte Seelsorgerin werden. Laura Hassel möchte ein Sprachrohr der Jugend in St. Ludgerus sein: „Im Pastoralteam die Stimme der Jugend sein. Ansprechpartnerin sein für die Jugendlichen und ihnen Unterstützung leisten.“
Sie werde Angebote machen und mit den jungen Christen über deren Bedürfnisse reden. Ein großes Anliegen sei dabei die Vernetzung der einzelnen Jugendgruppen. Das sei übrigens auch Inhalt ihrer Bachelor-Arbeit gewesen: „Da ging es um Freundschaften in Gemeinschaften. Gemeinsames Erleben verbindet Menschen: Zusammen schaffen wir was.“
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