Essen. Grenzwert für Stickstoffdioxid an der Gladbecker Straße in Essen wurde zuletzt unterschritten. Landesumweltamt warnt vor voreiligen Schlüssen.
Wo sich an Werktagen sonst eine Blechlawine von Ampel zu Ampel schiebt, herrscht derzeit selbst zur Rushhour frei Fahrt. Das öffentliche Leben ist runtergefahren und auch Straßenverkehr - so auch auf der Gladbecker Straße. Wie wirkt sich das auf die Luftqualität entlang der engen Häuserzeilen aus? Der Blick auf die jüngsten Schadstoffmessungen zeigt: Auch in der Corona-Krise bleibt das Bild diffus.
Die Gladbecker Straße ist ein so genannter Hotspot in Sachen Luftbelastung. Über Jahre wurde der Grenzwert für Stickstoffdioxid hier überschritten. Sorgt Corona nun für bessere Luft? Das zuständige Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) äußert sich dazu zurückhaltend: "Zu den Corona-Auswirkungen können wir nach so kurzer Zeit noch nicht beziffern, wie sich die Belastung der Luft dadurch verändern wird", sagt Behördensprecherin Birgit de Garcia.
Messergebnisse der vergangenen Tage und Wochen geben nur erste Hinweise
Messergebnisse der vergangenen Tage und Wochen geben allerdings erste Hinweise. Das LANUV gibt die Schadstoffbelastung im Stunden-Rhythmus an. Für den 27. März, einem Freitag, ergibt sich eine Stickstoffdioxid-Wert von 31,6 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Am 25. März lag die Belastung im Tagesdurchschnitt bei 34,6 Mikrogramm und am 23. März bei 35,6 Mikrogramm. Der Grenzwert von 40 Mikrogramm wurde also jeweils mehr oder minder deutlich unterschritten.
Alles andere wäre wohl auch eine Überraschung. Hat der Landesbetrieb Straßen NRW doch festgestellt, dass der Verkehr in der letzten Märzwoche in den Ballungsräumen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zurückgegangen ist. Konkrete Zahlen zur Verkehrsbelastung auf der Gladbecker Straße nennt Straßen NRW nicht.
Kfz-Verkehr als maßgeblicher Verursacher der Emissionen
Aber: "Wo wir in den letzten Jahren Grenzwertüberschreitungen gemessen haben, war fast ausschließlich der Kfz-Verkehr der maßgebliche Verursacher der Emissionen", sagt Birgit de Garcia vom LANUV.
Zeichnet sich also ein Trend ab? Der Blick auf den 5. März, ein Donnerstag, scheint dies zu bestätigen. Da lag die Stickstoffidioxid-Belastung im Tagesmittel bei 43,2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - also klar über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Vor einem Jahr, am 3. März 2019, waren sogar im Durchschnitt 69,7 Mikrogramm gemessen worden.
Das Landesumweltamt warnt jedoch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. So wurden beispielsweise am 10. März, einem Dienstag, nur im Tagesdurchschnitt nur 19,2 Mikrogramm gemessen. Da war die Welt noch in Ordnung. Erste Beschränkungen für das öffentliche Leben wurden erst wenige Tage später, am 13. März erlassen.
Während austauscharmer Wetterlagen liegt die Belastung höher
Birgit de Garcia weist daraufhin, dass Stunden- und Tageswerte nur wenig Aussagekraft haben. "Auf die Belastung wirken auch immer mehrere Einflussfaktoren, wie Windverhältnisse, Luftfeuchtigkeit, Niederschläge." Deshalb sei es so schwierig eine Prognose abzugeben.
In den vergangenen Wochen war häufig eine austauscharme Wetterlage vorherrschend. Üblicherweise liegen die Messwerte dann höher.
Maßgeblich für eine Bewertung - und auch für Verkehrsbeschränkungen im Zuge der Diesel-Debatte - bleibt deshalb der Jahresmittelwert. "Sicher ist", sagt Birgit de Garcia vom LANUV: Je länger diese verkehrsarme Zeit andauert, umso wahrscheinlicher können wir das in der Bilanz am Ende des Jahres erkennen."
GRENZWERT 2019 UNTERSCHRITTEN
2019 lag die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung der der Gladbecker Straße nach den vorliegenden Daten bei 39 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Da mit wäre der zulässige Grenzwert von 40 Mikrogramm erstmals seit Jahren unterschritten worden. Die endgültige Auswertung für das zurückliegende Jahr steht aber noch aus.