Essen. Im Januar versprach die Stadt, ein Impfteam ins Augustinum im Essener Süden zu schicken. Darauf warten die Bewohner des Seniorenheims noch immer.

Sie sind fast alle über 80, manche steuern gar die 100 an, und doch warten die 360 Bewohner der Seniorenresidenz Augustinum im Essener Süden weiter auf eine Corona-Impfung. Vor dreieinhalb Wochen hatte Gesundheitsdezernent Peter Renzel versprochen, ein mobiles Impf-Team in die Einrichtung zu schicken. „Leider ist auf diese Ankündigung nichts erfolgt“, ärgert sich Katharina Schulz-Press. „Es wurden nicht einmal Termine bekannt gegeben.“

Man kann ihre Ungeduld verstehen: Ihre Mutter ist 93 Jahre alt, Diabetikerin und damit in der höchsten Risikogruppe. Außerdem lief es beim Thema Impfen im Augustinum von Anfang an nicht rund: Erst freuten sich die Bewohner auf einen Termin im Haus, füllten die nötigen Unterlagen aus. Dann wurde ihnen mitgeteilt, sie müssten sich leider doch jeder einzeln Impftermine über die Hotline besorgen und ins Impfzentrum in der Messe fahren.

Gesundheitsdezernent versprach einen Impftermin in der Einrichtung

Hintergrund: Das Augustinum fällt nicht unter das Wohn- und Teilhabe-Gesetz des Landes. Es zähle also nicht zu den „beschützenden Einrichtungen, deren Bewohner rund um die Uhr durch entsprechendes Fachpersonal versorgt werden müssen“, erklärte Ralph-D. Köhn, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Essen. Nachdem sich Bewohner, Angehörige und Heimleitung über die enge Auslegung beklagt hatten, versprach die Stadt – Landesvorgaben hin oder her –, ein Impfteam ins Augustinum zu schicken, „wo wir an einem Tag mehr als 300 Über-80-Jährige erreichen“, wie Dezernent Renzel formulierte. Auch für die Kaiser-Otto-Residenz in Steele solle es einen Termin geben, für weitere kleinere Einrichtungen werde man praktikable Lösungen suchen: „Wenn wieder Impfstoff da ist.“

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An diesem Punkt scheint es fast vier Wochen später immer noch zu haken: „Die Versorgung mit dem Impfstoff BionTech ist zurzeit schleppend“, teilt Stadtsprecherin Silke Lenz mit. Mitte Januar habe das Land daher „strikt angewiesen, ausschließlich Bewohner von vollstationären Einrichtungen zu impfen“. Auch für die habe man erst ab 1. Februar wieder Impfdosen erhalten. Mit der Folge, dass das Augustinum, die Kaiser-Otto-Residenz und die Nova-Vita-Residenz noch immer keine Impftermine haben.

Bei der Impfstoff Lieferung ist die Stadt auf das Land angewiesen

Umso mehr ärgert sich Katharina Schulz-Press, dass das NRW-Gesundheitsministerium vergangene Woche verkündete, die Pflegeheime im Land seien weitgehend durchgeimpft. Wie könne man das behaupten, wenn in mehreren Essener Altenheimen noch nicht einmal Termine bekannt seien?, fragt sie. Natürlich können niemand Impfstoff herbeizaubern: „Aber hier läuft etwas gewaltig schief.“

Die Stadt bittet weiter um Geduld: Beim Impfstoff hänge man leider vom Land ab, daher könne man noch keinen konkreten Impftermin nennen. Er solle „in den nächsten Wochen“ stattfinden, sagt Sprecherin Lenz. Vermutlich werde es Ende Februar/Anfang März.

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