Essen-Südviertel. Mit meterhohen Wandbildern haben Essener Graffiti-Künstler die bislang triste Essener Helbingbrücke nahe des Hauptbahnhofs bunt gestaltet.

Das Grau in Grau der Helbingbrücke, unweit des Essener Hauptbahnhofs, hat Jan Schoch schon lange gestört. In den vergangenen Monaten schritt der Graffiti-Künstler zur Tat, hatte mit Cosima Eggert und Olli Rose zwei weitere Akteure an seiner Seite. Gemeinsam haben sie sich der Brückenpfeiler angenommen. Entstanden sind farbenfrohe Bilder, die sich von der Tristesse der Umgebung deutlich abheben.

Essener Künstler wollen mit ihren Arbeiten Zeichen setzen

Jan Schoch hatte jetzt die Sponsoren des Projekts zu einem gemeinsamen Termin eingeladen, um die Arbeiten vorzustellen. Ohne finanzielle Unterstützung wäre das Vorhaben nie und nimmer Wirklichkeit geworden, unterstrich der Künstler. Er macht folgende Rechnung auf: Die Gestaltung allein eines Pfeilers kostet rund 3000 Euro, darin seien das Honorar sowie die Kosten für die Farbe und das Gerüst enthalten. Insgesamt seien fünf Pfeiler gestaltet worden. Das Künstlertrio hätte zwar auch Geld vom Land erhalten können, doch „dann hätten wir uns an inhaltliche Vorgaben halten müssen“. Sie wollten aber ungebunden bleiben.

Cosima Eggert hat nun eine riesige Collage geschaffen, in der Träume und Gefühle des Menschen eine wesentliche Rolle spielen. Olli Rose hat, wie er erläutert, seine Arbeit „Vertreibung aus dem Paradigma“ genannt und spielt auf biblische Motive an. Durch die Corona-Pandemie, die bisherige Selbstverständlichkeiten in Frage stelle, erhalte das Bild aktuelle Bezüge. Gleich einen Pfeiler weiter findet der Betrachter ein Ensemble aus Buchstaben vor und mittendrin prangt der Schriftzug „Save the Climate“. Derweil rauschen rechts und links Pkw und Lkw vorbei. Auch oberhalb - auf der A40 - wummert der Autoverkehr.

Passanten suchten das Gespräch über die Graffiti-Werke

Acht Sponsoren finanzieren Graffitikunst

Zu den Sponsoren gehören: Sparkasse Essen, Innogy, Allbau-Stiftung, Kulturamt der Stadt, Essener Kulturstiftung, Almo-Gerüstbau, Jörg-Motzkau-Gerüstbau, Funke Mediengruppe

Da sich abzeichnete, dass die Stadt allein nicht genügend Gelder für die Graffiti-Kunst an den Brückenpfeilern bereitstellen kann, begab sich Jan Schoch schon recht zeitig auf die Suche nach möglichen Finanzgebern.

Jan Schoch, Cosima Eggert und Olli Rose haben schon vor Zeiten das Künstlerteam „Signs and Wonders“ (www.signandwonders.de) gegründet, mit dem sie vor allem große Fassadenmalerei umsetzen.

Man wolle mit der Graffiti-Kunst Zeichen setzen, sagt Jan Schoch und dafür eigne sich der Ort durchaus. Er selbst gehe erstmals in seiner 15-jährigen Berufslaufbahn auf sein eigenes Schaffen ein, das unter anderem darin bestehe, Gegenstände zu dekorieren und Objekte zu gestalten. Mit den Buchstabenfolge „Eike“ werde auch sichtbar, dass er das Werk geschaffen habe, denn so laute sein Künstlername.

https://www.waz.de/staedte/essen/essen-graffiti-kuenstler-gestalten-triste-helbingbruecke-um-id228812629.htmlAls die drei Essener während der vergangenen Wochen viel Zeit mit dem Aufbringen der Graffiti verbrachten, waren sie sehr erstaunt, welche Resonanz ihre Arbeit fand. Wiederholt hätten Autofahrer auf dem Parkplatz angehalten und seien ausgestiegen, um „sich mit uns über die Wandbilder zu unterhalten“, berichtet Jan Schoch. Auch hätten eine ganze Reihe von Fußgängern den Kontakt gesucht. Allenthalben seien die Graffiti auf Zustimmung gestoßen. „Die Leute, egal ob jung oder alt, finden es einfach gut, dass diese Ecke bunter wird.“

Weitere Kunstaktionen in den nächsten Monaten geplant

Vertreter der zahlreichen Sponsoren machten sich selbst ein Bild von der Graffiti-Aktion.
Vertreter der zahlreichen Sponsoren machten sich selbst ein Bild von der Graffiti-Aktion. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Dabei hatte der Künstler im übertragenen Sinn dicke Bretter bohren müssen, bis er die Erlaubnis für die Aktion erhielt. Der Landesbetrieb Straßen.NRW musste die Genehmigung erteilen. Er habe eine Vielzahl an Gesprächen geführt, sagt Schoch, aber schließlich sei es ihm gelungen, die Verantwortlichen zu überzeugen, dass genau dieser Ort eine Aufwertung verdient habe.

Abgeschlossen sei das gesamte Projekt aber noch längst nicht. Im Laufe der nächsten Monate sollen noch weitere Pfeiler folgen. Derzeit laufen, so Schoch, Gespräche mit möglichen Sponsoren.