Essen-Freisenbruch/Horst/Leithe. Viele Mietparteien, enge Fahrstühle und Treppenhäuser: Anwohner klagen in der Pandemie über angespannte Lage in Hochhäusern. Vermieter reagieren.

„Sie nehmen keine Rücksicht und haben die Lage in der Pandemie offenbar noch nicht verstanden“, beschreibt Mieter Ralf Lopez Garcia (56). Er meint die mitunter angespannte Stimmung in manchen Hochhäusern, wenn Nachbarn keinen Abstand halten und keine Maske tragen, wo viele Parteien unter einem Dach leben. Das gelte fürs Bergmannsfeld wie für das Hörsterfeld. Er hoffe auf klare Regeln seitens der Vermieter und spreche damit für so manchen Nachbarn.

Begegnungen im Hausflur oder Treppenhaus und die Enge im Fahrstuhl: Das seien die täglichen Situationen, bei denen die Stimmung derzeit rasch kippe. „Als ich kürzlich darum bat, Abstand zu halten, wurden mir Prügel angedroht“, nennt er ein Beispiel. Immer wieder machten sich Unverständnis und Wut auf beiden Seiten breit, das habe er zuvor in den fünf Jahren, die er nun in Freisenbruch als Mieter der Wohnungsgesellschaft LEG im Bergmannsfeld wohnt, so nicht erlebt. Ähnliche Beispiele kenne er aus dem Hörsterfeld mit seiner Hochhaussiedlung.

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„Mache lernen die derzeit erforderlichen Maßnahmen wohl nicht“, bedauert Ralf Lopez Garcia. Er selbst sei als Patientenbegleiter regelmäßig in Krankenhäusern und Altenheimen unterwegs gewesen und wisse, wie wichtig etwa derzeit Schutzmaßnahmen wie Masken seien. Immerhin würden in den Hochhäusern nicht nur die zahlreichen Parteien immer wieder aufeinandertreffen, Besucher und Pflegedienste kämen hinzu.

Die Aufzüge sind recht eng: Ralf Lopez Garcia hofft in seinem Mietshaus in Essen-Freisenbruch auf klarere Corona-Regeln seitens der Wohnungsgesellschaften.
Die Aufzüge sind recht eng: Ralf Lopez Garcia hofft in seinem Mietshaus in Essen-Freisenbruch auf klarere Corona-Regeln seitens der Wohnungsgesellschaften. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Wir haben an diversen Großobjekten Aushänge mit Empfehlungen gemacht“, sagt Misch Lenz, Sprecher der LEG. Aufzüge sollten nur noch von einer Person genutzt werden. Zudem sollten in den Gebäuden Masken getragen werden. „Zwingen können wir aber niemanden“, sagt der Sprecher. Zudem seien die Aushänge immer wieder abgerissen worden, so dass sie diese in der Regel nicht mehr erneuerten.

Situation am Sachsenring in Essen-Freisenbruch soll geprüft werden

„Die Kollegen fahren nur raus, wenn das wirklich notwendig ist“, sagt er zum Schutz der Mitarbeiter in der Pandemie-Situation. Wenn aber Unmut vor Ort herrsche, würden sie dem nachgehen. So soll ein Mitarbeiter die Situation am Sachsenring prüfen und bei Bedarf neue Aushänge anbringen. Grundsätzlich aber lobt Lenz die LEG-Mieter, die sich vorbildlich verhielten.

Auch die städtische Wohnungsgesellschaft Allbau (zu der etwa die Hochhaussiedlung im Isinger Feld in Leithe gehört) hat auf die Corona-Situation reagiert: „Alle Bauleiter, Kundenbetreuer und vor allem Hausmeister, die vor Ort in irgendeinem Allbau-Quartier gerade ihre Arbeit verrichten, sind angewiesen, auf die AHA-Regeln hinzuweisen, wenn diese nicht eingehalten werden“, erklärt Sprecher Dieter Remy. Zudem habe man mit Dienstleistern und Handwerkern Vereinbarungen geschlossen, die sich an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts anlehnten. Wenn möglich, solle etwa lediglich eine Person arbeiten – und zwar mit Handschuhen und mit möglichst großem räumlichen Abstand zum Mieter.

„Diese Hinweise haben wir alle auch in unserem Mieter-Magazin, das an alle rund 17.600 Mietparteien verteilt wird, weitergegeben“, sagt Remy. Informationen in Schaukästen der Immobilien über die Regeln gebe es nicht. Jedoch hänge in jedem Aufzug ein Hinweisschild: Im Aufzug dürften derzeit eine Person oder zwei Personen aus einem Haushalt nur mit Mund- und Nasenschutzmaske mitfahren.

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Aushänge mit den geltenden Hygienemaßnahmen habe es bereits zu Anfang der Pandemie für die Mieter der Vonovia gegeben, sagt deren Sprecherin Bettina Benner. Diese Informationen würden in jedem Hauseingang hängen, dort stünden die sogenannten AHA-Regeln verbunden mit der Bitte, diese auch einzuhalten. Darüber hinaus verweise Vonovia mit Aushängen auf die Corona-Warn-App der Bundesregierung.

Aufzüge sollten möglichst nur von einer Person genutzt werden

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„Um das Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten, desinfizieren wir die Aufzüge in unseren Gebäuden und setzen im Moment Mieterversammlungen sowie persönliche Sprechzeiten aus, um Menschenansammlungen zu vermeiden“, erklärt sie weitere Maßnahmen. In Gebäuden mit Aufzügen weise man zusätzlich darauf hin, dass möglichst nur eine Person mit einer Schutzmaske den Aufzug benutzen solle. „Aus rechtlicher Sicht können wir als Vermieter keine Maskenpflicht in unseren Gebäuden anordnen, da es für diese Maßnahme zurzeit keine gesetzliche Grundlage gibt“, stellt die Sprecherin klar. Das Hausrecht reiche hierfür nicht aus, da eine Maskenpflicht auch grundrechtliche Themen berühre.

Bei Wohnungsbesichtigungen würden Interessenten ebenfalls auf aktuelle Hygieneregeln hingewiesen, die Mitarbeiter achteten auf deren Einhaltung. So dürfe lediglich eine Person zu einer Besichtigung kommen.

Mieter in den Hochhäusern fühlen sich vergessen

Sollte es Aushänge in den Häusern am Sachsenring geben, wäre das ganz im Sinne von Mieter Ralf Lopez Garcia. Möglicherweise könnte das künftig zu mehr Rücksicht unter den Mietern führen, so seine Hoffnung. Hauptsache es passiere endlich etwas, damit die Stimmung nicht weiter kippe. Denn zwischenzeitlich habe er das Gefühl gehabt, man habe in der Pandemie Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser wie die in Freisenbruch und auch Horst völlig vergessen.

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