Essen. Die Straßenverhältnisse in Essen werden sich ohne Schneefälle bessern. Die Kritik am Winterdienst auf Essens Straßen reißt indes nicht ab.

Da laut Wetterbericht keine weiteren Schneefälle zu erwarten sind, dürften sich die Straßenverhältnisse nach Einschätzung der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) in den kommenden Tagen spürbar verbessern. Sofern es die Witterungsverhältnisse zulassen, will die Ruhrbahn den Fahrbetrieb nach und nach wieder hochfahren. So sollen ab Mittwoch mit Betriebsbeginn sechs Straßenbahnen zwischen den Haltestellen Thyssen-Krupp und Florastraße im Pendelverkehr fahren. Sicher ist das noch nicht.

Auch einzelne Buslinien sollen zumindest auf Teilabschnitten ihres Linienweges den Betrieb wieder aufnehmen, wenn dies möglich ist. Verkehrsmeister der Ruhrbahn werden sich vorher Ort ein Bild vor Ort machen.

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Die Linienbusse sind nach Angaben des Verkehrsunternehmens zwar mit Winterreifen ausgerüstet. Gleichwohl blieben die Fahrzeuge in den Betriebshöfen – wie es hieß, aus Sicherheitsgründen. Im Betriebshof Stadtmitte müssten 120 Busse von Schnee und Eis befreit werden. Die Fahrzeuge seien mit zentimeterdicken Eisplatten bedeckt. Selbst wenn es die Bedingungen auf den Straßen zuließen, könnten die Busse nicht einfach losfahren, so Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann. Der Einsatz von Schneeketten, wie ihn das Essener Bürgerbündnis gefordert hatte, sei mit Rücksicht auf den Straßenasphalt verboten.

Straßenbahnen brachten in der Nacht als „Schneewachen“ keinen Erfolg

Probleme bereiten der Ruhrbahn nach wie vor Eis auf Schienen und Oberleitungen. Zwar seien angesichts des drohenden Wintereinbruchs Straßenbahnen als „Schneewachen“ unterwegs gewesen, um die Schienenwege freizuhalten . Dies aber offensichtlich ohne Erfolg. „Die Leitungen waren nach ein paar Metern wieder zugefroren“, so die Sprecherin. Zwar sind nach Angaben der Ruhrbahn 80 Prozent der Weichen beheizt. Schienen wurden am Dienstag teilweise per Hand freigestemmt.

Derweil reißt die Kritik am Winterdienst nicht ab. „Wir sprechen den Entsorgungsbetrieben und der Ruhrbahn nicht ihr grundsätzliches Bemühen ab“, erklärt dazu Hans-Peter Schöneweiß, Fraktionsvorsitzender der FDP im Rat der Stadt. „Dennoch sehen wir andere Ruhrgebietskommunen wie Duisburg und Bochum deutlich effektiver in ihrem Handeln und stellen uns die Frage, ob nicht in enger Abstimmung beider Unternehmen flexiblere Notfahrpläne hätten erarbeitet werden können.“

Vielerorts sah es in Essen so aus, als sie nie ein Streuwagen vorbei gekommen

Die Entsorgungsbetriebe Essen verweisen auf die extreme Bedingungen, obwohl Eisregen und Schnee angekündigt waren. Am Samstagabend rückte die EBE um 20 Uhr zunächst mit zwölf Streu- und Räumfahrzeugen aus. Die Wetterdienste seien sich zu diesem Zeitpunkt uneins gewesen, wann es der Schneefall einsetzen würde, so EBE-Prokurist Thomas Ehlert. Ab Sonntagmorgen sechs Uhr seien dann 21 von insgesamt 24 Fahrzeugen im Einsatz gewesen. Inzwischen sei die komplette Winterdienst-Flotte unterwegs.

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Dennoch waren selbst Hauptverkehrsstraßen nicht komplett frei geräumt. Vielerorts hatten Anwohner den Eindruck, die Streudienst sei gar nicht da gewesen, was die EBE verneint, sofern die Straßen laut Winterverzeichnis auch geräumt werden müssten. Warum aber waren selbst verkehrswichtige Straßen nur schwer befahrbar?

EBE-Prokurist Ehlert führt die niedrigen Temperaturen als Erklärung an, aber auch das Equipment der Räumfahrzeuge. Deren Schilde seien aus Kunststoff und so eingestellt, dass sie den Schnee mehrere Zentimeter über dem Asphalt wegschieben. Dies solle verhindern, dass die Schilde beispielsweise vor einen Kanaldeckel stoßen und dabei abreißen. Auf der Straße bleibt eine zentimeterdicke Schicht aus Schnee und Eis zurück. Die niedrigen Temperaturen hätten das Auftauen durch Streusalz verlangsamt.

Schwer passierbar auch für Fußgänger

Die U18 fährt auch am Mittwoch zwischen Mülheim und Essen, die U11 pendelt weiterhin zwischen der Messe Essen und Karlsplatz. Derweil hat die Ruhrbahn nach eigenen Angaben damit begonnen, Schnee und Eis an Haltestellen zu räumen.

Jörg Sartor, Chef der Essener Tafel beobachtete nach eigenen Worten, auf der Altenessener Straße wie ein Streuwagen der EBE stoppte, um eine älteren Dame über die Straße zu helfen. Die Antwort auf die Frage, warum Fußgängerüberwege nicht passierbar waren, blieb die Stadt Essen schuldig.

Etwa fünf Stunden dauert es, bis eine Straße im Streuplan A ein zweites Mal geräumt wird. Ehlert verweist auf ein Gerichtsurteil von 2010, dass der EBE bescheinige, dieser Zeitraum sei für eine Stadt von der Größe Essens angemessen. „Durch den Schneefall sah es aber nach ein bis zwei Stunden so aus wie vorher“.

Der Eindruck vieler Bürger, die EBE kriegt es nicht hin, hatte es sich spätestens dann ebenso verfestigt.