Essen. Es ist anhaltend heiß und trocken. Und das schon im dritten Jahr in Folge. Der Klimawandel trifft die Essener Landwirte mit voller Wucht.

Die anhaltende Trockenheit in Verbindung mit der sengenden Hitze setzt den rund 70 Essener Landwirten arg zu. Denn: Die Futtersituation ist so ernst, dass es an die Substanz geht. „Die Weiden in Essen sind Steppe, für die Tiere gibt’s nichts mehr zu fressen“, beschreibt Ortslandwirt und Viehhalter Günter Maas den Ernst der Lage. Besonders betroffen seien die vielen Pferdebetriebe, aber auch für Landwirte, die Milchkühe und Bullen halten, ist die Lage prekär.

Die Konsequenz: Heu, das im Frühjahr eigentlich als Winterfutter zurückgelegt worden war, muss bereits mitten im Sommer verfüttert werden. Wer keine Vorräte mehr hat, müsse wohl oder übel zukaufen. „Es gibt Pferdebetriebe, die sich mittlerweile das Heu für teures Geld aus Frankreich kommen lassen“, so Maas.

Auch Landwirt Markus Völker vom gleichnamigen Auerhof hat sich als Pferdehof spezialisiert. Wassermangel in den Sommermonaten beobachtet er schon seit sechs Jahren. „Aber seit drei Jahren ist es extrem.“ Zwar habe es dieses Jahr im Februar und März starke Niederschläge gegeben. Doch das nutze jetzt wenig. Völker profitiere zwar von der günstigen Lage im Ruhrtal. Neben grünen Wiesen sind aber auch viele braun. „Uns fehlt der Landregen, der tief in die Erde einsickert“, sagt Völker.

Bauer Weber: „Zwei Stunden Nieselregen in der Nacht - das ist viel zu wenig“

Landwirt Nikolas Weber vom Oberschuirshof leidet ebenfalls unter der Dürre. Vom Wolkenbruch etwa, der am Dienstagnachmittag über die Essener Innenstadt und die Nordhälfte der Stadt niedergegangen ist und die Gullydeckel anhob, hat Bauer Weber übrigens keinen einzigen Tropfen abbekommen. „Zwei Stunden Nieselregen in der Nacht – das ist viel zu wenig.“ Selbst wenn der Starkregen über Schuir und den übrigen Essener Süden niedergegangen wäre, hätte es nicht viel geholfen. Denn 80 bis 90 Prozent der Niederschlagsmenge würde gar nicht ins trockene Erdreich eindringen, sondern oberflächlich ablaufen und über die Flüsse verschwinden. Kurzum: Bis zu den Wurzeln der dürstenden Bäume und Pflanzen kommt nicht viel an.

Die bereits eingefahrene Getreide- und Rapsernte falle in diesem Jahr unterdurchschnittlich aus. „Der Juliregen für Mais, Rüben und Kartoffeln ist noch rechtzeitig gekommen“, sagt Weber. Doch nun setze die brütende Hitze den Pflanzen arg zu. „Keine Kultur übersteht das, es wird Einbußen geben.“

Ortslandwirt richtet Blick auf heimische Wälder: Klimawandel bedrohe die Buche

Mit zunehmender Sorge registriert Ortslandwirt Maas, dass dies das dritte Dürre-Jahr in Folge ist. Betroffen sind nicht nur Äcker, Wiesen und Weiden mit verdorrenden Feldfrüchten und ausbleibendem Futtergras. Auch die Wälder bekämen die Folgen des Klimawandels auf dramatische Weise zu spüren, so Maas.

Beim Anblick der Bäume fällt der Essener Bio-Landwirt beklemmende Prognosen: „Da werden einige dieses Jahr den Rest kriegen.“ Egal ob Laub- oder Mischwald, alles sei betroffen. „Die Blätter der Buchen werden braun und die Sträucher werfen ihre Blätter ab.“

Am deutlichsten ließen sich die dramatischen Folgen des Klimawandels am beklagenswerten Zustand der Buche ablesen, die der typische Baum für diese Region ist. Maas: „Dass der Klimawandel die Buche so stark und vor allem so schnell treffen würde, hätte ich vor zwei Jahren nicht gedacht.“