Essen. Die Luftbelastung ist in Essen im Jahr 2020 weiter gesunken – auch an der Alfredstraße. Eine Messstelle fällt allerdings aus dem Rahmen.
Die Luftbelastung in Essen ist auch 2020 weiter zurückgegangen. Diesen Schluss lässt die vorläufige Auswertung der Messwerte des Landesumweltamtes (Lanuv) zu. So wurde der Grenzwert für Stickstoffdioxid an fast allen Messstellen unterschritten. Die neue, „intelligente Ampelschaltung“ an der Alfredstraße (B224) war damit nahezu überflüssig. Nur eine Essener Messstelle fällt aus dem Rahmen.
Dabei handelt es sich um eine neue Messstelle, die das Landesumwelt Mitte vergangenen Jahres an der Kruppstraße 117 unmittelbar an der A 40 in Holsterhausen installiert hat. In den fünf Monaten Juli bis November lag die Belastung durch Stickstoffdioxid bei durchschnittlich 45,2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und damit deutlich über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm.
Die A 40 verläuft dort in Troglage, die Messstelle wurde dort nach Angaben des Lanuv in Abstimmung mit der Deutschen Umwelthilfe aufgestellt – in Folge des gerichtlichen Vergleichs, den diese mit dem Land NRW und der Stadt Essen zur Vermeidung von Fahrverboten geschlossen hat. Eine weitere Messstelle hat das Landesumweltamt deshalb in Höhe der Kruppstraße 94-96 platziert. Messwerte dafür liegen laut Lanuv noch nicht vor.
2019 wurde der Grenzwert für NOX in Essen noch an zwei Messstellen überschritten
An den anderen bisher aufgestellten Messstellen wurde der Grenzwert 2020 hingegen unterschritten. Auch dort, wo die Luftbelastung 2019 noch über dem Grenzwert lag. So wurden in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres an der Krayer Straße durchschnittlich 36,3 Mikrogramm gemessen, 2019 waren es 41 Mikrogramm. An Hausackerbrücke in Frohnhausen sank die Belastung auf 39 Mikrogramm von 43 Mikrogramm in 2019.
Zurückgegangen sind die Werte auch an der Alfredstraße, und zwar deutlich. Lag die Belastung 2019 noch mit 39 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur knapp unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm, so wurden 2020 nur noch durchschnittlich 31,2 Mikrogramm gemessen.
Der Alfredstraße gilt bei der Betrachtung ein besonderes Interesse, hat die Stadt Essen doch dort im Oktober vergangenen Jahres für vier Millionen Euro eine „intelligente Ampelschaltung“ in Betrieb genommen. Der Verkehr wird über sogenannte Pförtnerampeln gesteuert. Erfasst wird nicht nur die Verkehrsmenge, sondern auch die Luftbelastung. Ist zu erwarten, dass der Grenzwert am folgenden Tag überschritten wird, werden Autofahrer auf Hinweistafeln darauf aufmerksam gemacht, dass sie die Alfredstraße dann besser meiden sollen. Denn an ausgesuchten Ampeln müssen sie sonst länger auf grün warten.
Das Landesumweltamt warnt vor voreiligen Schlüssen, noch liegen nicht alle Daten vor
Die Stadt Essen will den Verkehr dadurch regulieren. Die „intelligente Ampelschaltung“ ist ebenfalls ein Ergebnis des Vergleichs mit der Deutschen Umwelthilfe. An den Kosten hat sich der Bund mit 50 Prozent beteiligt.
War die Millionen schwere Investition angesichts der sinkenden Schadstoffbelastung tatsächlich notwendig? Oder erweist sich die Ampelschaltung am Ende gar als überflüssig? Seit Inbetriebnahme der Ampelsteuerung lag der Wert für Stickstoffdioxid nur an zwei Tagen so hoch, so dass der Verkehr an den Pförtnerampeln zurückgehalten werden musste. Dies war am 14. und 15. Oktober der Fall. Seitdem wurde der zulässige Höchstwert nicht mehr überschritten.
Die Stadt hat stets darauf verwiesen, dass allein die Betrachtung des Grenzwertes zu kurz greife. Unabhängig davon sei eine bessere Luftqualität das Ziel.
Das Landesumweltamt warnt nicht nur mit Blick auf die Alfredstraße vor vorschnellen Schlüssen. Ein Sprecher weist daraufhin, dass es sich um vorläufige Ergebnisse handelt. Die Messwerte für den Monat Dezember fehlten noch in der Berechnung. Zudem müssten die Daten noch validiert, also wissenschaftlich überprüft werden. Dies gelte insbesondere für die sogenannten Passivsammler, die nicht ständig ausgewertet werden. Maßgeblich ist der Jahresmittelwert.
Durch die Coronakrise herrscht auf den Straßen weniger Verkehr
Verlässlichere Daten liefern die Messcontainer des Landesumweltamtes, die stündlich Messwerte liefern. Auch dort ist die durchschnittliche Luftbelastung zurückgegangen – an der Gladbecker Straße von 38 Mikrogramm im Jahr 2019 auf 32 Mikrogram pro Kubikmeter Luft, an der Steeler Straße von 31 auf 26 Mikrogramm, an der Messstelle in Schuir von 26 auf 23 und am Messcontainer in Vogelheim, der die sogenannte Hintergrundbelastung erfasst, von 24 auf 21 Mikrogramm im Jahr 2020.
Die vorläufigen Messwerte 2020
2020 wurden durchschnittlich folgende Werte für Stickstoffdioxid gemessen. (In Klammern der Wert des Vorjahres): Abteistraße 28,8 Mikrogramm (2019: 34); Alfedstraße 31,2 (39); Brückstraße 31,4 (37), Krayer Straße 36,6 (41), Frohnhausen (Hausackerstraße) 39 (43).An den Messcontainern des Landesumweltamtes wurde folgende durchschnittliche Belastung erfasst: Gladbecker Straße 32 (38), Steeler Straße/Essen-Ost: 26 (31). Schuir 23 (26).
Diese Werte dürften dem Endergebnis, welches das Landesumweltamt voraussichtlich im Frühjahr veröffentlichen wird, sehr nahe kommen, heißt es seitens der Landesbehörde.
Zurückhaltend äußert sich diese auch auf die Frage, warum die Schadstoffbelastung zurückgegangen ist, und das an vielen Messstellen sehr deutlich. Die Vermutung liegt nahe, dass die Corona-Krise dazu beigetragen, ist das Verkehrsaufkommen doch insbesondere während des zweimaligen Lockdowns spürbar gesunken. Das Landesumweltamt hatte sich dazu bereits im April geäußert: Für eine Einschätzung sei die Datenbasis noch zu gering, hieß es damals. Eine endgültige Bewertung steht noch aus. Einen großen Einfluss auf die Luftqualität haben stets Wind und Wetter, betont das Lanuv. Und schließlich dürfte eine Rolle spielen, dass ältere Autos nach und nach von den Straßen verschwinden.
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