Essen. Bei der Anti-Virus-Impfung sollen am Sonntag alle 76 Essener Pflege- und Seniorenheime einmal besucht worden sein. Die zweite Runde folgt sofort.

Die Impfbereitschaft der Pflegekräfte in Essener Seniorenheimen hat sich deutlich verbessert. Das berichtet Dr. Stefan Steinmetz, der für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein in Essen die Impfung gegen das Coronavirus organisiert. "Mittlerweile lassen sich bis zu 80 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger impfen."

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Zu Anfang der Impf-Kampagne in Essen vor drei Wochen gab es Heime, in denen beim Personalstamm nicht einmal jeder Zweite bereit war, sich das Serum von Biontech-Pfizer spritzen zu lassen. Daraufhin gab es auch in Essen eine kritische Diskussion. "Inzwischen ist die Tendenz sehr erfreulich", sagt Steinmetz.

In den Heimen sind viele Mitarbeiter nun zu einer nachträglichen Impfung bereit

Es gebe in den ersten geimpften Heimen jetzt etliche Mitarbeiter, die es sich überlegt hätten und nun nachträglich zur Impfung bereit seien. "Die werden von uns nachgeimpft, wenn wir für die zweite Runde ohnehin wieder in dem jeweiligen Heim sind." Der Biontech-Impfstoff muss zweimal im Abstand von drei Wochen verabreicht werden, um wirksam zu schützen. Bei den Bewohnern ist die Impf-Bereitschaft nach wie vor sehr hoch, bis hin zu fast 100 Prozent.

Generell laufe die Impfkampagne in Essen wie überall in Deutschland so gut, wie es der Impfstoff-Belieferung eben zulässt, aber unter dieser Voraussetzung sei man im Zeitplan. "Ich habe den Ehrgeiz, am kommenden Sonntag die 76 Essener Heime einmal geimpft zu haben", sagt Steinmetz. Das wären rund 10.000 Menschen. Falls dies nicht ganz gelinge, dann sei man spätestens Anfang der nächsten Woche einmal durch.

Auch die Stadtverwaltung bestätigte am Dienstag: Es geht voran mit dem Impfen. Stand 12. Januar seien 5.860 Personen mit einer Erstimpfung versorgt worden, nach Schätzungen von Steinmetz sind jetzt 60 Prozent der Einrichtungen versorgt. "In den kommenden Tagen erhält Essen weitere Impfstoffdosen, so dass in zehn Essener Einrichtungen kurzfristig Impftermine angeboten werden können", so die Stadt in einer Mitteilung.

"Bei jeder Grippe-Impfung gibt es mehr Zwischenfälle"

"Zwischenfälle, die ärztliche Behandlung erfordert hätten, gab es keine", betont Steinmetz. Einzelne allergische Reaktionen hätten sich als wenig spektakulär erwiesen. "Da haben wir bei jeder Grippeimpfung größere Probleme", sagt der 71-jährige Mediziner.

In der Woche ab dem 18. Januar sind dann die ersten Termine für Zweitimpfungen in den Alten- und Pflege-Einrichtungen geplant, bevor laut Impf-Plan der Landesregierung die nächsten dran sind: Das sind die Menschen im Alter von über 80 Jahren, von denen in Essen rund 40.000 leben. Die hohe Zahl zeigt schon, dass hier dann andere Impf-Dimensionen zu bewältigen sind.

Am 1. Februar soll das Impfzentrum in der Messe starten

Die Senioren müssen, wie alle anderen danach, im Regelfall im bereits eingerichteten Impfzentrum in der Messe Essen vorstellig werden, das am 1. Februar eröffnet werden soll. Die Stadt Essen wird jeden über 80-Jährigen anschreiben, die Aktion soll (und muss) nach Auskunft von Stadtsprecherin Silke Lenz in den nächsten Tagen starten.

Wäre nicht bereits vor dem 1. Februar etwas möglich, schließlich kann beim Impfen jeder Tag zählen und in manchen Bundesländern und Städten gilt der 23. Januar als Starttermin? Obwohl Dr. Stefan Steinmetz den Wunsch nach größtmöglicher Eile nachvollziehen kann, rät er dringend davon ab, den Starttermin in Essen vorzuverlegen: "Wir haben alle Hände voll zu tun, das organisatorisch zu stemmen und dürfen jetzt auch nicht in Hektik und Hysterie verfallen."

>>>INFO<<<

Dr. Stefan Steinmetz organisiert die Impfungen in Essen, die am 29. Dezember begannen. Der 71-Jährige praktizierte lange als niedergelassener Internist und Hausarzt in Altendorf, führte eine Notfallpraxis im Marienhospital und ist bis heute als Sportmediziner im Eiskunstlauf-Bereich tätig.

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