Essen. Wegen des Corona-Lockdowns wird es den großen Silvesterknall in diesem Jahr nicht geben. Trotzdem haben die Essener viele Fragen.
Den großen Silvester-Knall wird es in diesem Jahr nicht geben. Dafür sorgt das flächendeckende Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern im Corona-Lockdown. Trotzdem wirft das Thema Silvesterknaller in Essen immer noch viele Fragen auf - kuriose.
Bei Thomas Schiemann steht in diesen Tagen das Telefon trotz des abgesagten Großverkaufs in der Eissporthalle Essen-West nicht still. Die erste Gruppe von Anrufern ist die kurioseste. Es sind Zeitgenossen, an denen das Getöse um den Verkaufsstopp völlig vorbeigegangen sein muss: Menschen aus dem Tal der Ahnungslosen, die die Eil-Meldungen aus Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet einfach nicht erreichen haben. "Einige rufen immer noch an, um Feuerwerkskörper im großen Stil zu ordern", schmunzelt Schiemann.
Die zweite Gruppe der Anrufer kenne die Nachricht vom regierungsamtlich verordneten Verkaufsverbot zwar sehr genau, hege aber trotzdem die winzige Hoffnung, doch noch irgendwie in den Besitz von Batterien, Raketen, Chinaböllern oder anderem pulverhaltigem Knall-Material zu kommen - etwa mit der innigen Bitte an Schiemann, doch mal ein Auge zuzudrücken, oder auch zwei. Doch Schiemann weist jede dieser Anfragen geduldig und freundlich, aber auch schon mal energisch zurück. "Verkaufsverbot bleibt Verkaufsverbot, auch unter der Hand läuft gar nichts", betont er.
Essener Händler wird Feuerwerk zwölf Monate lang an fünf Standorten trocken einlagern
Normalerweise beflügelt allein schon der Feuerwerksverkauf die Vorfreude aufs Spektakel, doch jetzt müssen enttäuschte Kunden ge- und vertröstet werden aufs nächste Jahr. Während die Lieferanten beispielsweise der Discounter das bereits ausgelieferte Feuerwerk im großen Stil zurücknehmen müssen, bleibt Einzelkämpfer Thomas Schiemann nichts anderes übrig als zu improvisieren. "Mein komplettes Feuerwerk werde ich jetzt auf mehrere Standorte in NRW verteilen und bis zum nächsten Jahr einlagern."
Frust bei Feuerwerks-Fans - Verluste bei Verkäufern wie Schiemann. "Die Hörfunkwerbung für Radio Essen haben wir gestoppt, auch auf 200.000 Flyer bleibe ich sitzen." Der Schaden sei fünfstellig.
Den Verantwortlichen in Politik und Regierung nimmt Schiemann nicht das Verkaufsverbot von Silvesterknallern übel, sondern den sehr späten Zeitpunkt. "Zweieinhalb Wochen vor Silvester das Verkaufsverbot zu beschließen, ist eine Zumutung." Seine Ware verbleibe in den Übersee-Containern und werde die nächsten zwölf Monate trocken gelagert. Qualitätsverluste bei derart langer Zwischenlagerung drohten nicht, Feuerwerk habe eine Mindesthaltbarkeit von fünf Jahren.
Auch Aldi traf das Verkaufsverbot auf dem falschen Fuß: Großteil der Prospekte mit Böller-Werbung war schon gedruckt
Auch Discount-Riese Aldi-Nord konnte nicht mehr rechtzeitig auf das Verkaufsverbot reagieren. Die Folge: Ein Teil des aktuellen Prospekts enthält noch Werbung fürs Silvester-Feuerwerk. "Da wir die Bewerbung unserer Aktionen mit einem großen zeitlichen Vorlauf planen, wurden die entsprechenden Angebote in unseren Werbemitteln zum Teil bereits veröffentlicht und verteilt", sagt Konzernsprecher Axel vom Schemm. Selbst bei ausreichender Zeit wäre ein Neudruck der Prospekte, die in Millionenhöhe gedruckt würden, aus Umweltgesichtspunkten nicht sinnvoll gewesen. "In einem Teil der Auflage habe Aldi-Nord noch einen Hinweis zum Verkaufsverbot platzieren können. "In unseren Filialen weisen wir unsere Kunden mit Plakaten auf das Feuerwerksverkaufsverbot hin", so der Sprecher.
OB Thomas Kufen appelliert: "Verzichten Sie auf das Silvester-Feuerwerk"
Verkaufsverbot bedeutet nicht Böllerverbot. Selbst an ausgewählten und belebten Plätzen im Stadtgebiet verzichtet die Stadt Essen auf ein "Zündverbot für Silvesterfeuerwerk". Gleichwohl appelliert die Stadt an ihre Bürger, kein Feuerwerk zu zünden. Denselben eindringlichen Silvester-Appell richtet auch Oberbürgermeister Thomas Kufen an die Essenerinnen und Essener.
Wer es trotzdem privat krachen lässt, sollte wichtige Regeln und Empfehlungen beachten: So ist das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen generell verboten. Außerdem sollen die Bürger die Überreste der Feuerwerkskörper ordnungsgerecht im Restmüll entsorgen.
Die Stadt Essen weist auf weitere Regeln in der Silvesternacht hin. Ansammlungen von Personen im öffentlichen Raum sind nach der Coronaschutzverordnung NRW untersagt. Die Bürger müssen die Kontaktbeschränkungen, den Mindestabstand und das Alkoholverbot im öffentlichen Raum beachten. Bei Verstößen drohe ein Bußgeld.