Essen-Heidhausen. Der Werdener Bürger- und Heimatverein hat die Wegestation an der Jacobsallee repariert. Sie ist Teil der Prozession von St. Ludgerus.
Für Alfred Kleinfeldt vom Werdener Bürger- und Heimatverein hat sich ein Weihnachtswunsch erfüllt: Das Heiligenhäuschen an der Weggabelung Barkhoven-/Jacobsallee glänzt wieder in voller Schönheit. Nach mehrwöchiger Restaurierung konnte das Vorstandsmitglied gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern dieser Tage das Kruzifix wieder in die Wegestation stellen.
"Das Bauwerk war schon recht verwittert", sagt Kleinfeldt rückblickend. Im Laufe der Jahrzehnte (die letzte Restaurierung fand 2008 statt) waren Risse im Mauerwerk aufgetreten. Das Metallkreuz war zudem an einigen Stellen korrodiert und benötigte einen neuen Anstrich.
Wegestation wurde gemeinsam mit Grün und Gruga restauriert
Der Bürger- und Heimatverein, der sich auch um den nahe gelegenen Gedenkstein für Theodor Mintrop in Heidhausen sowie um die Kirchenruine Clemenspöttchen kümmert, sah den Bedarf und handelte Anfang November. Gemeinsam mit Grün und Gruga wurde die Wegestation auf Vordermann gebracht. Das Geld dazu stammt u.a. aus dem Topf der Bezirksvertretung IX für den Stadtteil Heidhausen.
Wozu dienen Heiligenhäuschen? Sie sind ein Zeichen der Frömmigkeit und Orte der Besinnung. Bei Prozessionen sind sie Stationen, an denen sakramentaler Segen gespendet wird. So verhält es sich auch an der Jacobsallee. Dort ist Wegestation 4 der Werdener Flurprozession, auch Ludgerustracht genannt.
Dies sind die Stationen der sogenannten Ludgerustracht
Von 1720 bis 1967 zog einmal im Jahr diese Prozession durch Werden und Werden-Land. Der Prozessionsweg führte zu fünf Heiligenhäuschen, die der Werdener Abt Theodor Thier (1719-1727) gemeinsam mit dem Werdener Mönch Stephan Horster errichtete. An diesen Stationsaltären wurde auf die Fürsprache des Heiligen Ludgerus, dem Stadtpatron von Werden, gebetet und der sakramentale Segen erteilt.
Die Prozession begann an der Ludgerus-Kirche und zog über die Heckstraße zur Neukircher Mühle / Ludgerusstraße. Hier wurde um Vergebung der Schuld gebetet. Das Heiligenhäuschen gibt es seit 1974 aber nicht mehr.
Über die Kirchhofsallee, Heskämpchen, Huffmannstraße, Pastorsacker und Umstraße erreichte die Prozession die zweite Station auf dem Viehauser Berg. Um Schutz vor ungünstiger Witterung wurde dort gebetet. In der Nische steht ein Holzkreuz. Dieses Heiligenhäuschen gibt es noch, es wurde 2009 restauriert.
Nicht alle Heiligenhäuschen sind erhalten geblieben
Der Weg führte weiter über den Lürsweg zur Fischlaker Straße. An der dritten Station wurde um die Erhaltung des Glaubens gebetet. In der Apsis stellt das Fresko den blinden Bernlef dar, der durch den Heiligen Ludgerus geheilt wurde. Das Heiligenhäuschen wurde 1981 von Grund auf restauriert.
Danach ging es u.a. über die Heidhauser Straße zum Kreuzungsdreieck Jacobs-/ Barkhovenallee. Es gab Fürbitten für eine gute Ernte. Hinter dem verzierten Gitter in der Apsis steht das Metallkreuz.
Am Pastoratsberg gab es ebenfalls eine Station. Hier wurde für den Papst, die Bischöfe und für den Frieden der Welt gebetet. Aber jenes Heiligenhäuschen wurde 1971 zerstört. Über die Straße Klemensborn nach Werden erreichte die Prozession wieder die Ludgerus-Kirche.
Infotafeln und ein QR-Code informieren über die Historie
Die letzte Prozession fand übrigens am 4. Mai 1984 statt, dem 1175. Todestag des Heiligen Ludgerus. Der Silberschrein mit den Gebeinen des Heiligen Ludgerus stand auf einem geschmückten Kutschenwagen, den vier Pferde zogen. Die Prozession endete mit einer Pontifikalvesper in der Ludgerus-Kirche.
Wer mehr über die Flurprozession erfahren möchte, kann Informationen über einen QR-Code abrufen, der sich auf der Infotafel am Heiligenhäuschen Barkhoven-/Jacobsallee befindet. Die Texte können gelesen und abgehört werden. "Auch darum haben wir uns gekümmert", hebt Alfred Kleinfeldt hervor.
Der Bürger- und Heimatverein hat die Heiligenhäuschen eingebettet in den Historischen Pfad Werden-Land, der einen Rundweg mit insgesamt 17 Informationstafeln darstellt. In Heidhausen führt er unter anderem am Rathaus vorbei sowie zum Kamillushaus und zur ehemaligen Bläufabrik.