Essen-Karnap. Ein Essener Erstklässler wurde zuletzt auf seinem Schulweg bedroht und verfolgt. Seine Mutter wandte sich direkt an den Oberbürgermeister.

Der Sechsjährige hat es nicht weit bis zur Maria-Kunigunda-Schule. Seit dem Sommer läuft der Erstklässler über den Karnaper Markt und ist dann schon fast da. „Zuletzt wurde er auf diesem kurzen Weg jedoch immer wieder bedroht, beschimpft und verfolgt“, berichtet seine Mutter. Sie schrieb an den Oberbürgermeister, machte das Thema öffentlich. Das hat jetzt Konsequenzen.

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Eine Gruppe älterer Kinder sorgt auf dem Markt in Essen Karnap für Probleme

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Auch, als die Mutter ihren Sohn noch zur Schule begleitet hat, habe sie gemerkt, dass eine Gruppe anderer, älterer Kinder auf dem Marktplatz für Probleme sorgt. Mittlerweile geht das Kind alleine zur Schule und auch zurück. „Wenn er aus der Schule kommt, stehe ich immer schon am Fenster“, erzählt die Karnaperin. Kürzlich sei er mit anderen Kindern angerannt gekommen - offenbar seien sie verfolgt worden - und eines der Kinder habe gerufen: „Da ist deine Mama, da sind wir in Sicherheit.“ Das sei für die 38-Jährige das i-Tüpfelchen gewesen.

Über Facebook hat sie sich direkt an Oberbürgermeister Thomas Kufen gewandt und um Hilfe gebeten: „Ist es bekannt, dass der Karnaper Marktplatz einem Brennpunkt gleicht, bei dem Kinder selbst vor Erwachsenen nicht zurückschrecken?“ heißt es darin. Sie würde ihrem Kind gerne etwas mehr Raum geben, sich frei entwickeln zu können, sodass er zu einem selbstständigen Jungen heranwächst, der Wege selbstsicher und allein meistert. „Dies scheint hier allerdings nicht möglich zu sein, denn er läuft Gefahr bedroht zu werden oder vielleicht ja noch Schlimmeres, wer weiß, wie weit diese Kinder gehen?!“

Mutter des Erstklässlers will keine kurzfristige Lösung

Kufen reagierte prompt und setzte alle möglichen Hebel in Bewegung, sodass die Mutter in den vergangenen Tagen nicht nur mit dem Stadtoberhaupt, sondern auch mit dem Jugendamt, der Polizei und den zuständigen Sozialarbeitern fleißig telefonierte. „Ich will keine kurzfristige Lösung“, erklärt die Mutter, der es wichtig ist, dass die Kinder, die ihren Sohn bedrohen, noch auf den richtigen Weg gebracht werden. „Man muss schauen, ob in den Familien etwas falsch läuft.“ Die Situation werde sicher nicht besser, wenn diese Kinder älter werden.

Dennoch galt es zunächst kurzfristig, die Situation mithilfe der Polizei zu entschärfen. Diese schickte Beamte zum Marktplatz, die sicherstellten, das der Sechsjährige gut zur Schule kam. „Die Kollegen haben die Situation im Blick“, versichert ein Polizeisprecher. Die Gruppe, die für Probleme sorgt sei jedoch unter 14 Jahre. Somit gehe es hier hauptsächlich um pädagogische Maßnahmen; das Gespräch mit den Kindern selbst und deren Eltern werde gesucht und auch das Gespräch mit der Schule.

Awo-Sozialarbeiter sieht kein strukturelles Problem am Karnaper Markt

Von Schulleiter Udo Moter heißt es: „Ich würde den Karnaper Markt nicht als Hotspot bezeichnen.“ Und auch Thomas Rüth, Awo-Sozialarbeiter vor Ort, erklärt: „Wir haben da kein strukturelles Problem.“ Dennoch habe sich sein Team direkt gekümmert, sei jetzt regelmäßig vor Ort und mit den Kindern und der Mutter im Gespräch.

Auch seitens der Stadt heißt es: „Das Jugendamt hat sofort Kontakt zur Mutter aufgenommen und sich die Situation schildern lassen. Solche Meldungen werden immer ernst genommen.“ Seitens des Jugendamtes seien keine ähnlichen Meldungen dieser Art für den Karnaper Markt bekannt, was für einen Einzelfall spreche. Die Mitarbeiter seien mit den Sozialarbeitern in Kontakt und auch mit Mutter und Sohn, so könne sichergestellt werden, dass sich die Situation entspanne und entsprechende Maßnahmen erfolgreich seien.

Aus ihrer Sicht kann man nicht von einem Einzelfall sprechen. Sie habe von anderen Eltern gehört, die ihre Kinder ebenfalls nicht gerne alleine über den Karnaper Markt laufen lassen. Sie hofft, dass mithilfe der Akteure und auch Engagierten wie der Initiative Carnap Tip Top der Marktplatz insgesamt attraktiver gestaltet wird, Kinder und Jugendliche vielleicht sogar mit eingebunden würden und die Situation auch langfristig entschärft werden könne.