Essen. Eine Krankenschwester vermacht ihr Haus dem Museum Folkwang. Der Museumsverein ist „völlig überrascht“. Was mit dem Erlös nun geschehen soll.
Jutta Franke war zu Lebzeiten zwar ein regelmäßiger Gast im Museum Folkwang. Doch sie blieb eine namenlose Besucherin. Erst nach dem Tod der pensionierten DRK-Krankenschwester am Essener Uniklinikum hat das Museum nun erfahren, welche besondere Bindung die Frau aus Frillendorf offenbar zum Museum gehabt haben muss. In ihrem Nachlass hat sie ihr Wohnhaus dem Folkwang-Museumsverein vermacht. Dort zeigt man sich dankbar und vollkommen überrascht über die unerwartete Gabe.
Ulrich Blank, Vorsitzender des Essener Museumsvereins , spricht von einem „wunderbaren Fall von Großzügigkeit und außergewöhnlicher Bescheidenheit. Sie hätte sich ja auch zu Lebzeiten an uns wenden können. Gerne hätten wir die Dame kennengelernt und ihr für ihre außerordentliche Großzügigkeit gedankt.“
Die Essenerin liebte Reisen zu fernen Zielen und das Museum Folkwang
Die mit 82 Jahren verstorbene, kinderlose Essenerin, die ihre nun ans Museum Folkwang vererbte Immobilie bis kurz vor ihrem Tod allein bewohnt hat, mochte aber offenbar wenig Aufhebens um ihre Person machen. In ihrem Testament, in dem laut Blank neben dem Museum Folkwang auch noch eine Nichte bedacht wird, heißt es nur nüchtern, der Museumsverein möge die Immobilie samt 600 Quadratmeter großem Grundstück meistbietend zugunsten eines Kunstwerks für das Museum Folkwang verkaufen. Eine Maklerin ist inzwischen mit dem Verkauf betraut.
„Sie hatte wohl eine realistische Vorstellung vom Wert musealer Bilder“, sagt Blank, der das Haus in Frillendorf bereits besichtigt und dort vor allem viele Erinnerungen an Reisen vorgefunden hat, die Jutta Franke zu Lebzeiten unternommen hat. Als Kunstsammlerin sei die vielseitig interessierte Dame nicht in Erscheinung getreten. Angeregt durch viele sonntägliche Ausstellungsbesuche habe sie aber einen Beitrag zur einzigartigen Kunstsammlung ihres Lieblingsmuseums leisten wollen, heißt es freudig aus dem Museum.
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2016 hatte sich das Museum Folkwang schon einmal über eine besondere private Erbschaft freuen können. Damals hatte das Essener Sammler-Paar Griese dem Museum Folkwang nicht nur sein Haus, sondern auch die millionenschwere Gemäldesammlung und ein beträchtliches Gesamtvermögen vermacht. Die Grieses hatten im Testament auch konkrete Ankaufswünsche im Bereich des Expressionismus verfügt. Inzwischen können die Folkwang-Besucher so Max Pechsteins „Tänzer“ als ein weiteres Meisterwerk in der Ausstellung bewundern. Eine Anschaffung, die ohne solche privaten Vermächtnisse undenkbar wäre.
Museumsverein hofft: Nachlass von Jutta Franke könnte Vorbild-Charakter haben
Welches Gemälde in Zukunft an Jutta Franke erinnert, ist noch ungewiss. Ulrich Blank denkt an einen Ankauf im Bereich der Neuen Sachlichkeit. Auch ein zeitgenössisches Stück sei denkbar. Und Museumsdirektor Peter Gorschlüter verspricht, man werde der Stifterin ein ehrendes Andenken bewahren und die zu erwerbende Arbeit dauerhaft mit ihrem Namen in Verbindung halten. „Dankbarkeit gegenüber unseren kulturellen Quellen und bürgerschaftliches Engagement, das zeichnete Jutta Franke offenbar in einzigartiger Weise aus“, betont Gorschlüter.
Ulrich Blank vom Museumsverein hofft sogar, dass der Nachlass aus Frillendorf Vorbild-Charakter haben könnte. „Die Menschen mögen bitte nicht häufiger an ihr unvermeidliches Ende denken, als sie es ohnehin schon tun“, sagt Blank. „Aber an ihren Nachlass sollten sie denken und dabei unser großartiges Essener Museum Folkwang vor Augen haben, wie Jutta Franke.“
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